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Verkehr Katamaran passt in Magdeburg nicht zur Elbe

Frachtschiffe, Fahrgastschiffe, Sportboote und Kreuzfahrtschiffe – all das kennen die Magdeburger von der Elbe. Einen besonderen Anblick bot jetzt ein Katamaran.

Von Martin Rieß 03.08.2021, 06:26
Die „Marie D'Bohemia“ überquert auf ihrem Weg durch Magdeburg und nach Prag die Trogbrücke des Wasserstraßenkreuzes über die Elbe. Das in Neuderben neu gebaute  Schiff wird auf der Moldau bis zu 250 Passagiere gleichzeitig aufnehmen können.
Die „Marie D'Bohemia“ überquert auf ihrem Weg durch Magdeburg und nach Prag die Trogbrücke des Wasserstraßenkreuzes über die Elbe. Das in Neuderben neu gebaute Schiff wird auf der Moldau bis zu 250 Passagiere gleichzeitig aufnehmen können. Foto: Milan Dvorak/Schiffswerft Bolle

Magdeburg - Ein nagelneues Fahrgastschiff wurde diese Woche von der Schiffswerft Bolle in Neuderben bei Parey im Jerichower Land über das Wasserstraßenkreuz und dann elbaufwärts nach Magdeburg durch die Stromelbe geschleppt. Das Besondere an dem Katamaran: Es handelt sich um ein komplett elektrisch betriebenes Fahrzeug. Für die Magdeburger Weiße Flotte bestimmt ist dieses Passagierschiff zwar nicht. Vielmehr soll es als „Marie D’Bohemia“ bis zu 250 Passagiere gleichzeitig auf der Moldau in Prag fahren.

Dennoch wirkt das Schiff auch für Magdeburg wie ein Ausblick auf die Zukunft. Silke Buschmann ist Geschäftsführerin der Weißen Flotte und sagt: „Tatsächlich haben wir bereits über eine Erneuerung unserer Flotte nachgedacht. Dabei handelt es sich aber ausdrücklich bislang nur um Überlegungen und noch nicht um konkrete Planungen.“

Neuer Antrieb und geringer Tiefgang sind die Themen

Bei den Planungen stand im Fokus, dass die Weiße Flotte über zwei Schiffe verfügt, die noch in den 1980er Jahren gebaut wurden. Zwar wurden diese modernisiert. Doch die Verhältnisse auf der Elbe haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. In den vergangenen Jahren fiel zweimal hintereinander die Saison der Weißen Flotte ins Niedrigwasser, da die Schiffe aufgrund ihres Tiefgangs auf Grund gelaufen wären. Und Sommer mit Trockenperioden und Niedrigwasser werden in Zukunft voraussichtlich immer öfter das Bild in Magdeburg bestimmen.

Silke Buschmann sagt: „Wenn wir also in Zukunft alte Schiffe ersetzen sollten, müssen wir das natürlich berücksichtigen.“ Gebraucht werden Flachwasserschiffe.

Mehrere Rümpfe miteinander verbunden

Eine Schiffsform mit geringem Tiefgang können Katamarane wie die „Marie D’Bohemia“ mit meist zwei nebeneinanderliegenden und fest miteinander verbundenen Rümpfen aber kaum bieten. Sie wirken zwar leicht und schnittig – die schlanken Einzelrümpfe müssen aber umso tiefer ins Wasser eintauchen, um dem Schiff den notwendigen Auftrieb zu verschaffen. Silke Buschmann sagt: „Daher kommt ein Katamaran für ein Fahrgastschiff bei uns nicht infrage.“

Ein weiterer Aspekt eines modernen Fahrgastschiffs ist der Antrieb. Silke Buschmann sagt: „Natürlich haben wir die Dieselmotoren auf unseren Schiffen modernisiert und dabei auch Aspekte der Luftreinheit berücksichtigt.“ Doch in Zukunft werden auch auf dem Wasser neue Antriebstechniken gefragt sein. Ob dabei wie beim jetzt durch Magdeburg geschleppten Fahrgastschiff ein reiner Elektroantrieb zum Einsatz kommen wird, ist bei der Weißen Flotte ebenfalls noch nicht geklärt. Hintergrund ist, dass die Elbe über sehr starke Strömungen verfügt, die zu bewältigen viel Energie kostet. Hier einen optimalen Antrieb auszuwählen, bedarf einer individuellen Planung.

Elektromotor ist nur eine der möglichen Varianten

Zumal es neben dem Elektroantrieb Alternativen für den Antrieb gibt: Hybridvarianten oder Wasserstoff beispielsweise. Mario Bolle, Mitinhaber und Geschäftsführer der 1861 gegründeten Schiffswerft Bolle, sagt: „Inzwischen sind auch solche Lösungen denkbar. Da muss man als Schiffsbauer sehr genau den Bedarf und die Wünsche der Kunden ergründen.“

Mehr Komfort, da die Vibrationen fehlen

Auf jeden Fall werde ein neuer Antrieb aber für die Fahrgäste einen größeren Komfort bedeuten, so Silke Buschmann. Mario Bolle sagt: „Es ist ein vollkommen anderes Gefühl, auf einem Schiff ohne Dieselmotor zu fahren: Man kann die Vögel zwitschern hören und fühlt sich ein wenig wie auf einem Segelschiff.“

Bei dem Schiff, das jetzt Magdeburg passiert hat, handelt es sich um einen 30 Meter langen Katamaran mit einer Breite von 9,6 Metern. Er verfügt über ein Schwesterschiff in Prag, das fünf Meter kürzer und bereits seit zwei Jahren im Einsatz ist.

In die Landeshauptstadt Magdeburg hat die Werft Bolle übrigens bislang noch keine Schiffe verkauft. Doch in vielen Teilen Deutschlands und in Europa sind ihre Entwicklungen unterwegs – unter anderem ein von Experten prämiertes Fahrgastschiff mit Hybridantrieb in Potsdam.

Bei dem Neubau aus Neuderben handelt es sich um einen Katamaran.
Bei dem Neubau aus Neuderben handelt es sich um einen Katamaran.
Foto: Milan Dvorak/Schiffswerft Bolle