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Keller Wieder Spurloseinbrüche in Magdeburg

Magdeburger Wohnungsunternehmen verzeichneten einen Anstieg von Kellereinbrüchen. Vor Jahren gab es eine Serie von Spurloseinbrüchen.

Von Ivar Lüthe 15.06.2020, 12:37

Magdeburg l Von einer Einbruchsserie wie in den Jahren 2014 bis 2016 kann im Moment in Magdeburg nicht gesprochen werden. Damals war ein Millionenschaden mit Hunderten Betroffenen entstanden, weil Kriminelle teils Generalschlüssel gestohlen hatten, um in Mehrfamilienhäuser zu gelangen. Nach monatelanger Ermittlungsarbeit konnte die Polizei die Zerschlagung der Spurlos-Bande vermelden. Dennoch verzeichneten Wohnungsunternehmen in den zurückliegenden Wochen einen Anstieg von Einbrüchen in Keller und Gemeinschaftsräume in Mehrfamilienhäusern. Darunter auch Fälle, wo nicht klar erkennbar war, wie die Täter in Keller gekommen sind – sogenannte Spurloseinbrüche.

So beispielsweise bei der Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guericke. Mit Aushängen in ihren Objekten warnt die WBG ihre Mieter vor einem „erheblichen Anstieg der Spurloseinbrüche“ in den vergangenen Wochen und bittet die Mieter, noch aufmerksamer zu sein. Seit Ende März habe es vermehrt Kellereinbrüche gegeben, sagt Karin Grasse vom Vorstand der Guericke-Wohnungsbaugenossenschaft.

Die Fälle seien nicht auf bestimmte Stadtgebiete begrenzt, sondern würden sich durch das gesamte Stadtgebiet ziehen. Auch andere Wohnungsunternehmen seien betroffen. Die WBG habe daraufhin auch sofort die Polizei verständigt, die zu den Warn-Aushängen geraten habe, so Karin Grasse. Mittlerweile sei die Zahl der Einbrüche wieder gesunken.

Dennoch: „Aufgrund der Vielzahl der Einbrüche planen wir den Austausch der Schließanlagen in unseren Wohnungsbeständen. Wir sind gerade dabei, uns Angebote einzuholen, um auf ein elektronisches Schließsystem umzustellen“, so Karin Grasse. In einigen Objekten sei dies bereits passiert beziehungsweise sei man dabei. „Bei über 6000 Wohnungen wird das aber nicht von heute auf morgen gehen, sondern einige Zeit in Anspruch nehmen“, erklärt Karin Grasse.

Bei der Wohnungsgenossenschaft „Die Stadtfelder“ wurde im April ein Anstieg von Kellereinbrüchen bemerkt. „Es ist längst nicht so wie bei der Serie vor einigen Jahren, wir beobachten die Situation aber sehr sensibel. Im Moment ist es noch zu früh von einer Serie zu sprechen, im Mai ist es auch wieder ruhiger geworden, aber unsere Antennen sind weit ausgefahren“, sagt Vorstand Jens Schneider. Sämtliche Meldungen über Kellereinbrüche würden natürlich auch zur Anzeige gebracht. „Wir haben seit damals einen sehr guten Kontakt zur Polizei und diesen auch wieder aufgenommen“, sagt Jens Schneider.

Wie auch bei der Guericke-WBG planen „Die Stadtfelder“ den Austausch ihrer Schließanlagen auf ein elektronisches System. Der Beschluss dazu sei bereits gefallen, die Umsetzung werde angesichts von rund 5000 Wohnungen jedoch einige Zeit dauern. In diesem Jahr sollen allerdings die ersten Systeme getauscht werden. Mit den jüngsten Einbrüchen habe der Entschluss direkt nichts zu tun, der Tausch hätte auch ohne dies stattgefunden. „Die Sicherheit spielt bei uns eine große Rolle“, versichert Jens Schneider.

Elektronische Schließsysteme, die den herkömmlichen Schlüssel durch einen Transponder ersetzen, bieten den Vorteil, dass im Falle eines Verlustes der Transponder schnell gesperrt werden kann, sodass er für einen Finder oder Dieb nutzlos ist. Ein weiterer Pluspunkt in puncto Sicherheit: Die Zugangsberechtigung kann nicht illegal vervielfältigt werden, werben Hersteller.

Bei der Wohnungsgenosschaft Magdeburg ist der Austausch der Schließsysteme nach der Spurloseinbruchs-Serie vor einigen Jahren bereits umgesetzt worden. „Wir haben damals sofort gehandelt und mehr als halbe Million Euro investiert. Wir haben uns gesagt, die Sicherheit unserer Mieter ist uns sehr wichtig und es direkt umgesetzt“, sagt MWG-Vorstand Thomas Fischbeck. Die Investition scheint sich auch gelohnt zu haben. „Bei uns ist kein Anstieg von Einbrüchen zu verzeichnen“, so Thomas Fischbeck.

Bei der MWG werde es zudem demnächst einen Sicherheitsbeauftragten geben, kündigte Thomas Fischbeck an. Dafür habe man im eigenen Mitgliederbestand einen ehemaligen Polizisten, der die entsprechende Expertise mitbringt, gewinnen können. Er soll ab dem 1. September unter anderem in der Geschäftsstelle als Ansprechpartner für die Mitglieder fungieren, aber auch für andere sicherheitsrelevante Dinge der MWG zuständig sein.

Ähnlich bei der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg. Wobau-Chef Peter Lackner sagt, dass es in den zurückliegenden Wochen keinen Anstieg von Kellereinbrüchen gegeben habe. „Wir haben in den vergangenen Jahren schon relativ viele Umrüstungen auf elektronische Schließsysteme vorgenommen. Das hat auf jeden Fall zu einem drastischen Rückgang der Einbrüche geführt“, so Peter Lackner. Abgeschlossen ist der Umrüstungsprozess noch nicht. „Bei rund 60.000 Schlössern ist das auch ein Riesenprozess“, so der Wobau-Chef.

Verschont geblieben ist bislang auch die Wohnungsbaugenossenschaft „Stadt Magdeburg von 1954“, wie Sylke Lamontain vom Vorstand auf Nachfrage sagt: „Wir haben keinen vermehrten Anstieg von Kellereinbrüchen zu verzeichnen“.

Bei der Polizei beobachte man die Entwicklung, wie Sprecherin Heidi Winter sagt. „Es gibt derzeit eine leichte Erhöhung bei Kellereinbrüchen. Wenn solche Erhöhungen feststellbar sind, werden diese mit Vorrang bearbeitet, um schnellstmöglich darauf zu reagieren. Unter den verzeichneten Einbrüchen gibt es auch Fälle, in welchen nicht genau festgestellt werden konnte, wie der oder die Täter in das jeweilige Objekt gelangten“, so die Polizeisprecherin. Eine Ermittlungsgruppe wie damals sei jedoch bislang nicht gegründet worden.

Laut polizeilicher Kriminalitätsstatistik ist die Zahl der Diebstähle aus Kellerräumen gegenüber den vergangenen Jahren rückläufig. Sie sank im Jahr 2019 um 432 auf 1673. Insbesondere die Rückgänge bei den Einbruchsdelikten und bei Fahrraddiebstahl sei darauf zurückzuführen, dass Ende 2018 und im Jahresverlauf 2019 mehrere Intensivtäter in Haft gebracht werden konnten.