Gesundheit Kinder, Kilos und Corona
Fünf Kinder und eine unbewusste Ernährung hatten bei der Magdeburgerin Marret Kluge ihre Spuren hinterlassen. Dann nahm sie 40 Kilo ab.
Magdeburg l Adipositas Stufe zwei, Marret Kluge war fettleibig. Mit 1,65 Meter brachte sie gut 100 Kilogramm auf die Waage. Zwar war die Magdeburgerin ohnehin nie von zierlicher Statur, doch nach der Geburt ihres dritten Kindes erreichte sie ihr „Kampfgewicht“. „Es war frustrierend“, erzählt die 38-Jährige. Sämtliche Versuche, wenigstens in Richtung Normalgewicht zu steuern, schlugen fehl. Vom Verzicht auf Kohlenhydrate über die FDH-Diät (Futter die Hälfte) bis hin zum Fasten – kein Versuch der Waage Herr zu werden, brachte nachhaltig den gewünschten Erfolg. Sie gebar zwei weitere Kinder und gab den Kampf gegen die Pfunde auf. „Ich resignierte. Ich war halt Mama und kein Model“, erzählt sie. „Ich verbannte die schicken Sachen aus dem Schrank und konzentrierte mich auf meine Familie. Ich wusste ja, dass mein Mann mich so liebt, wie ich bin – ob zwanzig Kilo mehr oder weniger.“
Vermutlich war es das, was die entscheidende Wendung brachte. Sie nahm den Druck raus, richtete den Fokus weg von sich und hin zu den Kindern. Und die hatten allesamt ihre größeren und kleineren Probleme. Insbesondere ihre jüngste Tochter führte dazu, dass Marret Kluge den Kühlschrank unter die Lupe nehmen musste. Die Kleine litt bereits als Baby unter einer Laktoseintoleranz.
Die Diagnose führte zum Umdenken der Mutter. Marret Kluge begann die Inhaltsstoffe von Produkten zu durchforsten und stellte schnell fest, dass sie mit vielen kaum etwas anfangen, manches nicht einmal aussprechen konnte. Und so tauchte sie tiefer in die Materie ein. Sie recherchierte Zusatzstoffe wie Emulgatoren, Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker, Säuerungsmittel und Säureregulatoren. „Je mehr man weiß, desto mehr vergeht einem das Essen“, erzählt sie. „Die Inhaltsstoffe in unseren Lebensmitteln gleichen einem Chemiebaukasten.“ Automatisch stellte Marret Kluge für sich und ihre Familie die Auswahl der Nahrungsmittel um.
Damit nicht genug: Sie begann ein Studium der Ernährungsberatung. Auf den Tellern landet seither vor allem Obst und Gemüse in jeglicher Form, aber auch weniger populäre Lebensmittel wie Hirse, Bulgur und Dinkel. Auf Säfte verzichtet sie weitgehend, mischt sie allenfalls mit viel Wasser. Denn zur „Abnehmformel“ gehört der weitgehende Verzicht auf industriell hergestellten Zucker und der ist zu großen Teilen auch in Säften. Binnen eines Jahres verlor sie so über 40 Kilogramm an Gewicht.
Darüber hinaus wirkte sich die Ernährungsumstellung auch auf ihre Kinder aus. Ihr autistischer Sohn zeigte die größte Veränderung. Er wurde selbstständiger und konnte seine Wahrnehmungen besser verarbeiten. „Man merkte schnell, dass er sich wohler fühlte.“ Auch der zweite Sohn, der hyperaktiv ist und sich nur schwer konzentrieren konnte, habe sich verändert, sei viel ruhiger und ausgeglichener.
Marret Kluge kauft so frisch wie möglich. Selbst die Knabbereien sind gesund. Vor allem aber wird bewusst gegessen. Das ständige „sich zwischendurch etwas reinschieben“ gibt es nicht mehr. Etwas, das gerade in Homeoffice-Zeiten schnell außer Kontrolle gerät. Viele Menschen arbeiten seit März zu Hause. Bewegung fehlt und der Gang zum Kühlschrank ist kurz. Die Corona-Kilos sitzen bereits hartnäckig auf der Hüfte.
„Hier ist es wichtig, die Kontrolle zu behalten und sich bewusst zu machen, was und wie viel man isst.“ Das kleine Zwischendurch werde schnell zum Verhängnis. „Der Körper ist dann ständig damit beschäftigt zu verdauen.“ Es sei wichtig, sich an geregelte Mahlzeiten zu halten. Nahrungsmittel, die frei von Zusatzstoffen sind; quasi frisch. „Wer auf frische unbehandelte Lebensmittel umstellt, wird schnell merken, dass er leistungsfähiger ist, sich besser konzentrieren kann und sich ganz allgemein besser fühlt.“ Die Organe müssen dann nicht mehr die ganze Zeit Gifte und unnatürliche Stoffe abarbeiten. Insbesondere morgens rät Marret Kluge von einer üppigen Mahlzeit ab; das strenge den Körper viel zu sehr an. Stattdessen rät sie dazu, ein Glas lauwarmes Wasser zu trinken und das Essen bis etwa zehn Uhr hinauszuzögern, „damit die Verdauung erst mal in Gang kommen kann“.
Wenn am Arbeitsplatz der kleine Appetit zwischendurch kommt, seien Gemüsesticks ratsam. Diese könne man mit einem Quark-Dip oder einer Guacamole (Avocado-Dip) essen. Auch ein paar Nüsse überlisten das vermeintliche Bedürfnis, etwas essen zu müssen. Für den süßen Jieper rät Marret Kluge: Trockenfrüchte. Von diesen reichen meist zwei, drei Stück, um das Verlangen zu stillen. Wenn es dringend Schokolade sein muss, dann sollte sie einen Kakao-Anteil von mindestens 70 Prozent haben.
Das A und O im Kampf gegen die Corona-Kilos sei ebenso das Trinken. Wasser, Wasser und immer wieder viel Wasser. Alternativ sind auch ungesüßte Tees eine Option. Dadurch könne der Körper ordentlich durchgespült und der Stoffwechsel angeregt werden. Natürlich müsse man neben der Ernährung auch darauf achten, dass man in Bewegung bleibt. In Zeiten des Homeoffice fällt das allemal schwerer. Selbst der Weg zur Arbeit fällt weg.
Mindestens eine Stunde Bewegung, bestenfalls an der frischen Luft sollten drin sein. Eine für alle allgemeingültige Formel kann jedoch auch Marret Kluge nicht hervorzaubern. Das Ziel, Wissen und Erfahrungen weiterzugeben und als Ernährungsberaterin zu arbeiten, ist mit der Corona-Pandemie vorerst in die Ferne gerückt. Derzeit betreut sie noch vier schulpflichtige Kinder im Homeschooling, ein Vollzeitjob für die 38-Jährige.
Dennoch können Interessierte Kontakt mit ihr aufnehmen unter kontakt@kluge-ernaehrungsberatung.de