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Kitas Scherben auf Magdeburger Kita-Spielplatz

Eine Magdeburger Kita muss das Außengelände wegen Verletzungsgefahr sperren.

Von Christina Bendigs 14.07.2018, 01:01

Magdeburg l „Diese Verantwortung kann ich nicht übernehmen“, sagt Heidrun Skowronek als Leiterin der Kindertagesstätte Nordwest an der Ostrowskistraße. In den vergangenen Wochen (Juni/Juli 2018) haben Kinder immer wieder Glasscherben aus der Erde auf dem Spielplatz geholt. Beim Streit um eine Scherbe hat sich ein Kind verletzt. „Eigentlich hätte ich den Spielplatz gleich sperren müssen, als die ersten Scherben gefunden wurden“, sagt Skowronek rückblickend. Die Funde mehrten sich. Und die Kinder würden regelrecht danach buddeln. Hinzu komme, dass durch die langanhaltende Trockenheit kein Rasen auf dem Gelände gewachsen ist. Zunächst prüften die Erzieherinnen das Gelände vor jedem Spielplatzbesuch, sammelten Scherben auf. Seit der Verletzung eines Kindes am Dienstag voriger Woche hat Skowronek den Spielplatz nun komplett gesperrt. Sie habe zudem die Stadt informiert. Vertreter der Firma seien vor Ort gewesen, um Scherben abzusammeln. Doch kurz darauf seien wieder neue aufgetaucht.

Die Stadtverwaltung bestätigt auf Nachfrage, „dass Glasbestandteile im Oberboden der Rasenflächen gefunden worden sind“. Über eine hierdurch verursachte Verletzung sei die Stadt nicht näher informiert. Es ließe sich derzeit auch nicht zuordnen, „was oder wer der Ursprung der Verunreinigungen sein könnte“.

„Festzuhalten ist, dass ausschließlich zertifiziertes und geprüftes Material als Oberboden im Rahmen der Außenanlagenherstellung eingebaut wurde“, heißt es in der Antwort weiter. Leider sei trotz hoher Qualitätsanforderungen kein Ausschluss von Fremdbestandteilen gewährleistet. Aktuell werde geprüft, welche Möglichkeiten bestehen, die gegebenenfalls noch vorhandenen Scherben dauerhaft zu entfernen oder durch neues Material den Boden austauschen zu lassen. Sowohl das Kommunale Gebäudemanagement als auch die Baufirma würden sich seit dem Bekanntwerden der Umstände um Aufklärung bemühen und an der Lösung und kurzfristigen Schadensregulierung arbeiten.

Die Firma verwies auf Volksstimme-Nachfrage an die Pressestelle der Stadt Magdeburg und wollte keine Stellungnahme abgeben. Nicht zu erfahren war außerdem, ob es ähnliche Probleme in anderen Kindertagesstätten gibt. Auf die Frage, ob andere Einrichtungen ebenfalls betroffen sind, antwortete die Stadt: „Rückschlüsse auf die anderen derzeit im Bau befindlichen Kitas können nicht gezogen werden.“ In der Kita Nordwest kursieren Gerüchte, dass weitere Einrichtungen mit ähnlichen Problemen kämpfen. Nicht zu erfahren war, ob die Firma, die das Außengelände der Kita Nordwest mit Erde ausgestattet hat, weitere Einrichtungen mit Erde versorgt hat.

Die Stadtverwaltung erklärte auf Nachfrage, dass es diverse Normen und Anforderungen an die Erde gebe. Die auch Berücksichtigung gefunden hätten.

Heidrun Skowronek ist inzwischen verärgert, weil sich die Bereinigung so lange hinzieht und die Kinder trotz guten Wetters die Nachmittage drinnen verbringen. „Vormittags gehen wir auf den öffentlichen Spielplatz“, erzählt sie. Der liegt in unmittelbarer Nachbarschaft.

Nachmittags werde dieser aber von vielen Familien aus der Nachbarschaft frequentiert. Dann den Überblick über die 140 Kita-Kinder zu behalten, sei nicht zu gewährleisten, weshalb auch dieser Spielplatz nachmittags tabu sei.

Die Erzieherinnen Nancy Zellner und Benites Yero haben selbst Kinder in der Einrichtung. Die Kinder seien viel unruhiger, seit sie nicht mehr draußen spielen könnten. Es fehle einfach die frische Luft. Was in ihnen vorgeht, wenn ihre Kinder mit Scherben angelaufen kämen? „Da geht schon so ein Kopfkino los, vor allem, wenn man überlegt, was die Kinder mit den Scherben machen, wenn sie sie nicht bei den Erziehern abgeben“, sagen sie beide.

Noch eine Woche, dann hat die Kindertagesstätte erst einmal Schließzeit. Die Hoffnung ist groß, dass spätestens nach der Schließzeit das Gelände bereinigt und wieder unbesorgtes Spielvergnügen draußen möglich ist.

Die Kindertagesstätte wurde bis April aufwendig saniert und umgebaut. Im April konnten Kinder und Erzieher wieder zurück in das umgebaute Haus und sind damit auch sehr zufrieden, wie Skowronek sagte. Das Außengelände wurde erst später, Ende Mai, fertiggestellt.