Klimawandel Dürre lässt junge Störche in Magdeburg verhungern
Tragödien an den Nistplätzen der Störche in Magdeburg. Aus Verzweiflung stürzen Elterntiere ihren Nachwuchs vom Horst hinab in den sicheren Tod. Die Dürre lässt ihnen keine Wahl.

Magdeburg - Es ist ein katastrophales Jahr für die Störche in Magdeburg. Alle Jungtiere sind tot.
So gibt es traurige Nachrichten aus Pechau: „Unsere Jungstörche sind verendet“, sagt Ortsbürgermeister Bernd Dommning. Eine kleine Tragödie. Seit Jahren hatte der Magdeburger Ortsteil auf Storchennachwuchs gewartet.
Die letzten Jungvögel wurden 2017 flügge. In diesem März waren deshalb Gegenmaßnahmen ergriffen worden. Mit Unterstützung der Feuerwehr erhielt der Horst an der Hauptstraße eine Grundreinigung. Die Kur schien sich zunächst auszuzahlen. Bald ließ sich dort ein Storchenpaar blicken. Und zeugte offenbar auch Nachwuchs.
Zwei bis drei Jungtiere. Doch diese sollten den (Früh-) Sommer nicht erleben.
Futtermangel: In Magdeburg überlebt 2022 kein junger Storch
Ähnliche Verlustmeldungen sind für die anderen Horst-Standorte in der Landeshauptstadt – in Prester und Südost – zu vermelden, wie Wolfgang Grönwald berichtet. Der Revierförster im Ruhestand ist für die Beringung der Jungstörche in Magdeburg und dem Altkreis Schönebeck zuständig. In Magdeburg hatte er dieses Jahr tragischerweise nichts zu tun.
„Magdeburg hat dieses Jahr gar keine Jungstörche“, bilanziert Grönwald. Im vergangenen Jahr hatten es zumindest zwei Tiere geschafft, aus dem Nistplatz davonzufliegen. Infolge der andauernden Trockenheit im April/ Mai hatten die Storch-Eltern ganz offenbar kein Futter für ihren Nachwuchs finden können.
„Wenn sie schlüpfen, brauchen die jungen Störche in den ersten Tagen Regenwürmer und Insekten als Futter“, erklärt Grönwald. Andere Mahlzeiten können sie noch nicht verzehren. Doch bei dieser Nahrungsquelle herrschte wegen der Dürre akuter Mangel. Und so nahm die Natur ihren Lauf: Die Jungtiere verhungerten oder waren zumindest kurz davor.
Mehr als 20 junge Störche in Magdeburg und Altkreis Schönebeck verendet
„Überall haben die Eltern die jungen Störche vom Horst heruntergeworfen.“ Teilweise noch lebend. Hinab in den sicheren Tod. Solche Abwürfe seien nicht ungewöhnlich, aber in diesem Umfang doch auf einem erschreckenden Niveau: „Wenigstens 20 Jungstörche sind kaputtgegangen“, summiert der Förster für Magdeburg und die Schönebecker Region. „Es ist traurig, aber es ist wahr.“
Rundum habe er bis dato lediglich 34 Jungstörche beringen können. Es ist ein weiterer Negativrekord. „Wir sind in den letzten Jahren nicht mehr über 40 Tiere gekommen.“
Was könnte unternommen werden, um den Störchen – die vornehmlich gut 10.000 Kilometer aus ihrem Winterquartier in Afrika in die Region ziehen – künftig bessere Aufzugsbedingungen zu bieten? Wolfgang Grönwald nennt allen voran eine notwendige Entschilfung der zugewachsenen Tümpel. Sobald diese wieder zugänglich sind, könnte auch das Futterangebot (Frösche, kleine Fische) steigen. Ferner sollten zusätzliche Wiesenflächen für die Nahrungssuche erhalten werden.
Klimawandel erschwert Störchen das Leben in Magdeburg
Ein Zufüttern der Jungvögel sei grundsätzlich möglich, koste aber nachhaltige Anstrengungen, insofern ein kontinuierliches Handeln über einen längeren Zeitraum hinweg nötig ist. Unterm Strich blickt der Revierförster im Ruhestand sorgenvoll in die Zukunft. Die Klimaerwärmung mit fortschreitenden Dürre-Perioden ist wenig förderlich für den Aufzug von Jungstörchen. Wer weiß, wie lange Adebar sich hier noch heimisch fühlen kann.