Kneipenviertel Ständer-Kampf am Magdeburger Hassel
Soll ein Autostellplatz auf Zeit als Platz für Fahrräder genutzt werden? Die Diskussion vom Mai in Magdeburg ist noch nicht am Ende.
Magdeburg l Ein bisschen Trotz ist in dieser Empfehlung des Bauausschusses in Magdeburg vom 15. August 2019 schon mit dabei: Demnach soll der Stadtrat die Verwaltung am 22. August 2019 damit beauftragen, für die restliche Zeit der Baustelle in der Sternstraße einen Auto-Stellplatz als Fläche für Fahrradständer zu nutzen. Und das, obwohl die Baustelle laut Stadtverwaltung Mitte September 2019 bereits Geschichte sein soll.
Der Antrag war noch von der Fraktion Die Linke/Future gestellt worden. Und gerade wegen des Zustroms an Besuchern mit Fahrrädern wird es daher vor dem Café Central seit Monaten eng. Den Vorstoß hatte der Stadtrat bereits im Mai auf dem Tisch. Und auch das ist ein Grund, warum beispielsweise SPD-Stadtrat Falko Grube die Jetzt-erst-recht-Position bezieht: „Das wurde vor Monaten schon diskutiert. Und für uns gab es das Signal: Es gibt eine Lösung. Und es gab keine. Das war nicht fair.“
Madeleine Linke (Bündnis 90/Die Grünen) verwies darauf, dass Magdeburg sich gern mit dem Titel einer Schwarmstadt schmückt – einer Stadt also, in die es junge Menschen zieht. Doch um junge Menschen anzuziehen, brauche es auch ein Kneipenviertel. Und mit dem Hasselbachplatz gebe es davon in Magdeburg bislang nur eines – und das müsse gepflegt werden. Ausschussvorsitzender Mirko Stage kritisierte die Spitze der Stadtverwaltung: „Wieso lädt der Oberbürgermeister Gastronomen zur Lösung von Problemen ein, und so etwas Einfaches ist dann nicht möglich?“
Auf der anderen Seite aber auch die Kritiker der Regelung für diese spezielle Stelle am Hassel. Christian Mertens (AfD) sagte, dass er die Förderung des Radverkehrs ja begrüße – verweist aber auch auf bestehende Abstellmöglichkeiten an der Planckstraße. Und Reinhard Stern (CDU) kritisierte, dass hier offenbar einmal mehr die Interessen von Autofahrern gegen die von Fahrradfahrern ausgespielt werden sollen. Er verwies auf Patienten der zahlreich um den Hassel angesiedelten Ärzte, die die Parkplätze benötigen.
Entsprechend knapp fiel das Votum für den Rüffel, verpackt in den Auftrag, den Platz für den Fahrradständer zu schaffen, aus. Fünf Stadträte stimmten dafür, vier dagegen.
In einer Befragung des ADFC war auch der Hasselbachplatz als einer der Orte in Magdeburg ausgemacht worden, wo es an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder mangelt. Mangels anderer Möglichkeiten stellen Radfahrer hier oft ihre Räder an Bügeln vor Baumscheiben, an Laternen und Straßenschildern ab. Das Aufstellen von Fahrradständern ist in der Regel mit Gebühren verbunden. Auch Gastronomen am Hassel müssen entsprechend zahlen.