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Kontrolle Tierischer Großeinsatz auf A2

Polizisten und Veterinärmediziner haben am Mittwoch auf der A2 Viehtransporte unter die Lupe genommen.

Von Matthias Fricke 11.03.2021, 01:00

Magdeburg l Mittwoch, 10.30 Uhr. Der große Sattelzug mit Anhänger von Nick Groot Zevert aus den Niederlanden wird auf den Parkplatz der Autobahnpolizei Börde geleitet. Es quiekt aus dem Inneren. „Ah, Schweine, man riecht es auch“, sagt Amtstierarzt Julian Nader vom Landkreis Börde. Mit drei weiteren Veterinärmedizinern, zwei Mitarbeitern und 26 Polizisten ist er an der A2 in der Nähe von Irxleben im Großeinsatz.
Über die Leiter klettert er am Auflieger hoch und wirft einen Blick in das vieretagige Innere. „Wir kontrollieren die Ladungsdichte und überprüfen auch, ob die Ohrmarken der Tiere mit denen auf den Ladungspapieren übereinstimmen“, sagt Nader. In der Zwischenzeit sehen sich die Polizisten der Autobahnpolizei das Fahrzeug näher an, überprüfen alle Papiere. Der 27-jährige Fahrer aus Holland muss 635 Ferkel von Walsrode (Niedersachsen) in eine Schweinezucht nach Landshut in Bayern bringen. „Wir fahren jeden Tag durch ganz Deutschland“, sagt er. Seit sieben Jahren sitzt der Holländer bei den Viehtransporten am Lenker: „Ein bis zweimal im Monat werde ich in Deutschland kontrolliert. Das ist  in Ordnung.“ Es gebe zu viele schwarze Schafe.
Bestätigen kann das auch der Leiter des Einsatzes, Polizeirat Stefan Kloß: „Wir  kontrollieren zweimal im Jahr zusammen mit dem Landkreis Börde speziell Lebensmittel- und Tiertransporte. Dabei müssen wir leider immer eine ganze Reihe Verstöße feststellen.“ Im Jahr 2019 seien 49 Tiertransporte an der A?2 kontrolliert worden. Dabei haben die Beamten insgesamt 185 Mängel festgestellt  –  vom fehlenden Eintrag in das Kontrollbuch, einer  Überschreitung der zulässigen Lenkzeit bis  zur Überladung. Im vergangenen Jahr haben die Polizisten wegen der Pandemie weniger kontrolliert. Bei den 17 kontrollierten Transporten hatten die Polizisten und Tierärzte 31 Verstöße festgestellt.Vier Transporte überladenLaut Landesverwaltungsamt gab es im vergangenen Jahr 9890 Kontrollen von Tiertransporten in Sachsen-Anhalt –  vor allem beim Verladen in den Betrieben.   Im Vorjahr waren es 9572 und davor 9768.  Die Beanstandungsquote  lag  dabei zwischen 1,6 und 2,3 Prozent.
Seit 2019 gilt laut Landestierschutzbeauftragtem Marco König ein Erlass des Landes-Umweltministeriums, dass die EU-Transportrichtlinie aus dem  Jahr 2005 in Sachsen-Anhalt „strengstens auszulegen ist“. Das würde die zunehmenden Zahlen trotz Pandemie erklären. Von den Veterinärämtern im Land wurden zudem 384 grenzüberschreitende Nutztier-Transporte im Jahr 2020 genehmigt. Davor waren es 496.
Inzwischen wird ein weiterer Tiertransport durch die Polizei von der A2 geholt und auf den Parkplatz geleitet. Am Steuer sitzt Willi Henricks, der seit 32 Jahren  Viehtransporter lenkt. Seine Ladefläche ist noch leer. Der 52-Jährige  muss nach Leipzig, um dort Jungsauen an Bord zu nehmen und diese zu einem Betrieb in der Nähe der holländischen Grenze zu fahren. Er ärgert sich über die zahlreichen Kontrollen in Deutschland. In anderen Ländern sei das nicht so: „Die Deutschen hassen Viehtransporte, aber wenn sie kein Schnitzel haben, schimpfen sie.“
Polizisten winken indes einen Kleintransporter herein. Darin befinden sich   Dönerspieße. Es fällt sofort auf  – das Fahrzeug ist überladen. 1,5 Tonnen zeigt die Waage zu viel an. Der 30-jährige Fahrer muss nun ein zweites Fahrzeug aus Berlin an die A2 ordern und ein saftiges Bußgeld zahlen.
Bilanz: 15 Tiertransporte hatten 16 Mängel, meist wegen fehlender oder falscher Einträge in Dokumenten. Bei einem Geflügel-, einem Rinder- und zwei Schweinetransporten hatten  die Tiere nicht genügend Abstand.  Bei acht Lebensmitteltransporten, gab es zwei Beanstandungen.