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Kritik an Plänen Magdeburger gegen Poco neben Gieselerhalle

Gegen die geplante Nutzung des Geländes an der Hermann-Gieseler-Halle in Magdeburg regt sich Widerstand.

Von Martin Rieß 13.09.2018, 01:01

Magdeburg l Die Zukunft des Geländes rund um die Magdeburger Hermann-Gieseler-Halle ist am 13. September 2018 Thema im Bauausschuss. Einen Tag zuvor hatten Vertreter der IG Stadtfeld und vom Verein Bürger für Stadtfeld vor der Hermann-Gieseler-Halle ihre grundsätzlichen Bedenken zum Thema unterstrichen.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur denkmalgeschützten Halle, dem einzigen Gebäude, das Bruno Taut für Magdeburg entworfen hat und das hier tatsächlich gebaut wurde, soll in den kommenden Jahren ein Poco-Möbelmarkt entstehen.

Dabei lässt Andreas Müller keinen Zweifel am guten Willen der Stadtfelder: „Es steht außer Frage, dass wir eine Entwicklung des Gebiets begrüßen. Doch der vorliegende Plan würde dem Viertel nicht gut tun.“

Jürgen Canehl, der neben seinem Engagement in der Stadtfelder Bürgerschaft auch Stadtrat von Bündnis 90/Die Grünen ist, zweifelt so die Rechtmäßigkeit an, wie die Bebauung des Geländes geplant wird. Er sagt: „Es handelt sich um einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Und für einen solchen ist der Investor verpflichtet, detailliert zu erläutern, was wo passiert.“

Der Kritikpunkt an dem Plan: Für die künftige Nutzung der Hermann-Gieseler-Halle ist eine ganze Reihe von Nutzungsmöglichkeiten aufgelistet, die vielleicht in Frage kommen würden: Handel, Kultur, Gastronomie, Sport. „Das ist doch völlig beliebig und entspricht damit keineswegs der Forderung nach konkreten Informationen.“

Uwe Thal kennt sich als Architekt mit dem Thema aus. Er bestätigt die Aussagen von Jürgen Canehl: „In meiner beruflichen Praxis kenne ich den Umgang mit vorhabenbezogenen Bebauungsplänen anders.“ Die Erfahrung, die er gesammelt hat: Man musste sich schon eine Genehmigung holen, wenn ein Baum an einer anderen Stelle gepflanzt werden soll.

Die Konsequenz für Canehl: „Falls das alles so beschlossen wird, werden wir vor dem Verwaltungsgericht das Verfahren prüfen lassen.“

Als Grund für fehlende Angaben zur Nutzung hatte Rolf Onnen, der das Vorhaben für die Steinhoff-Gruppe projektiert, bereits bei einer zurückliegenden Bürgerversammlung gesagt, dass eine Festlegung auf eine Nutzung verfrüht sei: Schließlich werde das denkmalgeschützte Gebäude so lange als Sporthalle benötigt, bis das Ersatzgebäude am Lorenzweg fertiggestellt sei.

Der Vorschlag der Stadtfelder: Dann könne man das ganze Vorhaben ja noch einmal überprüfen, müsse sich auf jeden Fall jetzt nicht festlegen, könne aus dem Vertrag wieder aussteigen. Ein Hindernis sei das auch nicht für die geplante Schule in der Nachbarschaft, da der entsprechende Grundstückstausch in einem anderen Vertrag festgelegt worden sei.

Eine bessere Vorbereitung jedenfalls fordern Vertreter aus der Stadtfelder Bürgerschaft auch aus anderen Gründen: So verweist Gert Fiedler auf Verkehrsprobleme: „An der Wilhelm-Kobelt-Straße gibt es neben einem denkmalgeschützten Flügel der Hermann-Gieseler-Halle eine enge S-Kurve. Und durch die sollen dann die schweren Lkw zur Anlieferung rollen? Das wird nichts!“

Ähnlich sieht das Andreas Müller, der gemeinsam mit weiteren Stadtfeldern im Rahmen der Bürgeranhörung seine Bedenken schriftlich formuliert hat. „Für das gesamte Gebiet wird ein Verkehrskonzept benötigt. Schon jetzt ist die Liebknechtstraße zu bestimmten Zeiten überfordert.“ Das Argument, dass eine realistische Verkehrszählung jetzt nicht möglich sei wegen der Tunnelbaustelle, lässt er nicht gelten: „Dazu gibt es doch Modelle, in denen mit Variablen gearbeitet wird. Auch später wird zum Beispiel beim Ausbau der Großen Diesdorfer Straße in der Liebknechtstraße Umleitungsverkehr fließen.“

Unklar ist Andreas Müller zudem, wohin das Regenwasser fließen soll: „Es auf dem Gelände versickern zu lassen, wird nicht einfach: In einigen Bereichen gibt es hier belasteten Boden, der wahrscheinlich ausgetauscht werden muss. Dazu fehlen aber auch sämtliche Informationen“, kritisiert der Stadtfelder.

Was Grünenstadtrat Jürgen Canehl neben fachlichen Fragen auf die Palme bringt: In den vorliegenden Dokumenten seien keine Sanktionen ersichtlich, mit denen der Investor zu rechnen habe, wenn die Hermann-Gieseler-Halle nicht saniert wird. „Was machen wir denn, wenn es in zehn Jahren heißt: Schade, aber uns ist es nicht gelungen, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln?“, fragt er.