1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Kunst: Der unbekannte Klemke

Kulturtipp des Tages Kunst: Der unbekannte Klemke

Von Martin Rieß 24.06.2013, 19:35

Buckau (ri) l "Der unbekannte Klemke - Überraschendes und Unbekanntes vom Altmeister" - unter dieser Überschrift will Matthias Haberzettl heute im Literaturhaus sprechen. Matthias Haberzettl aus Augsburg besitzt eine umfangreiche Sammlung von Arbeiten Werner Klemkes, und er gilt als einer der besten Kenner seines Schaffens. Er verspricht, auch einige Überraschungen aus seiner Sammlung nach Magdeburg mitzubringen.

Werner Klemke, 1917 als Sohn eines Tischlers in Weißensee geboren, gehört zweifellos zu den bekanntesten Künstlern in der DDR. Er wurde 1939 zum Kriegsdienst eingezogen. Erst in letzter Zeit wurde bekannt, dass er in dieser Zeit durch gefälschte Ausweispapiere über 80 holländische Juden vor der Deportation rettete. Nach dem Krieg kehrte er nach Berlin zurück und es gelang ihm, sich und seine Familie über verschiedenste - oft mehr als profane - Aufträge zu ernähren. Von 1956 bis 1982 wirkte er als Professor an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst (heute Kunsthochschule Berlin-Weißensee). Nach schwerer, sein Schaffen einengender Krankheit, verstarb er 1994.

Werner Klemke handhabte virtuos die verschiedensten graphischen Techniken. Seine Verdienste um die Wiedereinführung des Holzstichs in die künstlerische Illustration gelten als herausragend. In Erinnerung blieb die Edition der Hausmärchen der Gebrüder Grimm von 1963 mit der roten Zipfelmütze des Rotkäppchens auf dem Schutzumschlag. Erwähnung verdient auch das beispiellose Zusammenwirken mit der Zeitschrift Magazin. Über insgesamt 35 Jahre hinweg - und damit für über 400 Hefte - entwarf er hier monatlich den Schutzumschlag. Den darauf verborgenen Klemke-Kater zu suchen, war für alle Leser ein besonderer Reiz.