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Leben im Rollstuhl Magdeburger Elb-Rollis setzen auf Sport

Die Magdeburger Elb-Rollis wollen weiter wachsen. Unterstützung gibts vom Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband.

Von Martin Rieß 12.08.2019, 01:01

Magdeburg l In roten T-Shirts wirbeln die Mitspieler über das Feld der Turnhalle an der Othrichstraße im Magdeburger Stadtteil Neustädter Feld auf der Jagd dem Ball hinterher. Das Netz hängt niedriger als beim gewöhnlichen Volleyball, und bei dem Ball handelt es sich um ein knallbuntes, weiches Exemplar. Die Truppe, die hier spielt, gehört zu einem vor einem Jahr gegründeten Verein, zu den Magdeburger Elb-Rollis. Mit ihren Rollstühlen geht es bei dieser Runde darum, den Ball in Bewegung zu halten. Später spielen die Sportler Tischtennis und Badminton.

Nicht an den Rollstuhl gefesselt und an diesem Tag mit von der Partie ist Anja Pöppich. Sie ist Mitarbeiterin und Trainerin des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Sachsen-Anhalt (BSSA). Dieser ist der Zusammenschluss der in Sachsen-Anhalt ansässigen Behinderten- und Rehabilitationssportvereine, -abteilungen sowie integrativer Gruppen zu einem starken Dachverband, der damit den drittgrößten Fachverband im Landessportbund stellt.

Anja Pöppich hat eine Urkunde mitgebracht, denn diesen Sonnabend wird der neu gegründete Magdeburger Verein in den Dachverband aufgenommen. Er ist das 193. Mitglied. Die BSSA-Mitarbeiterin berichtet, wie der Dachverband dem Verein unter anderem bei Fahrten zu Wettkämpfen und bei der Beschaffung von Material helfen kann. „Vor allem aber wünsche ich euch allen, dass ihr immer viel Spaß am Sport habt und dass die Elb-Rollis von der Zahl der Mitglieder weiter wachsen.“

Initiator und Vereinsvorsitzender ist Jörg Schrader, der in einer Spielpause die Urkunde entgegennimmt und der berichtet: „Angefangen haben wir 2016 unter dem Dach des KSV Galaxy mit einer Gruppe von zehn Interessierten.“ Im vergangenen Jahr dann die Selbstständigkeit als eigener Verein, in dem inzwischen 80 Mitglieder mitwirken. Dabei handelt es sich um die Gruppe mit zehn Rollstuhlfahrern und vier Fußgängern, die sich jeden Sonnabend in der Turnhalle in der Othrichstraße zu verschiedenen Sportarten trifft, aber auch 65 Sportler, die Jörg Schrader wochentags in den Vormittagsstunden ehrenamtlich als Übungsleiter für Seniorensport und Gesundheitssport fit hält. Er, der selbst in einem Rollstuhl unterwegs ist, erläutert: „Wir haben den Verein gegründet, da die Rollstuhlfahrer weiter in den Vordergrund getreten sind und uns nach außen repräsentieren.“

Im Herbst möchten sich die Magdeburger Elb-Rollis einer weiteren Sportart zuwenden. Es geht um das Bogenschießen. Jörg Schrader sagt: „Gerade bei dieser Sportart wird der Oberkörper stabilisiert, was ja für Rollstuhlfahrer von großer Bedeutung ist.“

Daneben geht es jetzt auch um die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen. Und damit auch darum, an Wettkämpfen teilzunehmen. Zunächst wollen die Elb-Rollis nach Osterburg, wo deutsche Meisterschaften im Tischtennis für Rollstuhlfahrer auf dem Programm stehen. Und Ende des Monats finden in Halle die 30. Landessportspiele statt. Anja Pöppich berichtet: „Die Idee dieses in Deutschland einmaligen Integrationssportfestes ist, dass ein Sportler mit und ein Sportler ohne Handicap gemeinsam als Team an den Start gehen.“ Dabei soll der Wettkampfgedanke ein wenig in den Hintergrund rücken und der gemeinsame Spaß beim Bewältigen der sportlichen Aufgaben an erster Stelle stehen. Da Magdeburg fürs nächste Jahr als Austragungsort im Gespräch ist, wird dies ja dann möglicherweise auch ein Heimspiel für die Magdeburger Elb-Rollis.

Jörg Schrader schweben indes auch schon andere Ideen im Kopf. Er möchte ein Reha-Sportangebot für Rollstuhlfahrer aufbauen. Zudem möchte er auch die Aktivitäten wie gemeinsame Wanderungen oder aktive Sportwochenenden in Arendsee und in Osterburg weiter forcieren. Außerdem ist es den Rollstuhlfahrern auch wichtig, sich in dem Verein gegenseitig zu helfen, zu unterstützen, über die alltäglichen Probleme eines Rollstuhlfahrers auszutauschen. Themen sind dann beispielsweise die Barrierefreiheit in der Stadt und Anträge an die Krankenkasse.