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LehrermangelKein Bio-Unterricht an Magdeburger Schule

In einer 6. Klasse einer Magdeburger Schule findet kein Bio-Unterricht statt. Grund: Lehrermangel. Schüler und Eltern sind verärgert.

Von Christina Bendigs 22.10.2019, 01:01

Magdeburg l Die Lehrerin sei toll gewesen, das Fach interessant, Biologie habe mit zu den Lieblingsfächern von Josephine, Luisa und Justin gehört. Doch seit dem Schuljahr 2019/20 müssen die Sechstklässler der Integrierten Gesamtschule Regine Hildebrandt in Magdeburg auf dieses Fach verzichten. Und das finden sie schade. Schließlich verpassen sie nicht nur interessantes Wissen, sondern auch wichtigen Stoff, auf dem spätere Schuljahre aufbauen werden. „Wer vielleicht mal Medizin studieren oder Tierpfleger werden möchte, braucht das doch“, sagt Justin.

Enttäuscht sind nicht nur die Schüler, auch die Eltern sind verärgert. „Für meine Frau und mich ist es ein nicht zu akzeptierender Zustand. Gerade in den unteren Klassen werden die Grundlagen für die höheren Klassen in den einzelnen Unterrichtsfächern gelegt“, schreibt Hans-Werner Lubda in einem Leserbrief an die Volksstimme.

Er sieht das Recht seiner Tochter auf Bildung beschnitten und findet, dass dieses Recht in der heutigen Zeit viel zu selten thematisiert wird. Sein Eindruck von der IGS Regine Hildebrandt: „Diese Schule platzt offensichtlich aus allen Nähten. Die Schülerzahlen sind exorbitant hoch. Viele Klassen, hohe Klassenstärken.“

Probleme gibt es dort nicht nur in der sechsten Klasse von Hans-Werner Lubdas Tochter. In den Klassenstufen sieben und acht gebe es ebenfalls Unterrichtsausfall, informiert das Landesschulamt Sachsen-Anhalt auf Nachfrage. Betroffen seien in diesem Fall die Fächer Sozialkunde und Hauswirtschaft. „Daraus wird erkennbar, dass die Schulleitung am Anfangsunterricht der fünften Klasse und in den höheren Jahrgängen ab der neunten Klasse keine Abstriche macht“, erklärt Jürgen Krampe vom Landesschulamt.

Er ergänzt: „Ich finde die Entscheidung in dieser schwierigen Situation nachvollziehbar und richtig. Für die Jahrgänge sechs bis acht gibt es gute Möglichkeiten den Ausfall längerfristig zu kompensieren.“ Aus seiner Sicht sei es immer am besten, „wenn alle Beteiligten vor Ort mit der Schulleitung sprechen und die konkrete Situation beleuchtet wird. Dafür gibt es auch die gewählten Schüler- und Elternvertretungen.“ Trotzdem arbeite das Landesschulamt mit Hochdruck an der Wiederbesetzung offener Stellen.

16 Lehrer hätten die Schule in den vergangenen zwölf Monaten verlassen, erklärte Krampe die schwierige Lage und wie es zu dem Engpass an der Schule kam. Sieben Lehrer schieden altersbedingt aus, fünf sind langzeiterkrankt, vier in Mutterschutz oder Elternzeit.

„Natürlich sind die Altersabgänge bekannt und daher planbar“, sagt Krampe. Es seien in den vergangenen Ausschreibungen 15 unbefristete Stellen für diese Schule angeboten worden. In dieser Zahl enthalten sind auch wiederholte Ausschreibungen. Besetzt werden konnten acht Stellen.

In diesem Zusammenhang sei der konkrete Fachbedarf zu beachten, der besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern außerordentlich schwer abzudecken sei. Und die Liste der Mangelfächer sei noch deutlich länger: „Im Prinzip brauchen wir je nach Schulform und Region Lehrkräfte in allen Fächern“, so Krampe.

Die Schulleitung versuche durch Maßnahmen der Unterrichtsorganisation den Ausfall möglichst gering zu halten und die Fächerabsicherung insbesondere für Abschlussjahrgänge sicherzustellen, so Krampe weiter. Dazu gehöre auch fachfremd erteilter Unterricht in den Anfangsjahrgängen und die Reduzierung des Ganztagsangebotes zugunsten des Pflichtunterrichtes.

Die Schulleitung bestätigte auf Nachfrage der Volksstimme den Ausfall, verwies jedoch für eine Stellungnahme an das Landesschulamt und wollte selbst kein Statement abgeben.