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Schulalltag Lernen zu Hause? Nicht in Stendal

Die Präsenzpflicht an weiterführenden Schulen wurde wegen Corona aufgehoben. Wie viele Schüler in Stendal nutzen die Regelung? Haben die Lehrer dadurch mehr Aufwand?

25.03.2021, 00:00
Schülerinnen und Schüler einer fünften Klasse der Johanniter Realschule Heitersheim sitzen während dem Unterricht in ihrem Klassenzimmer. Die Schüler der fünften und sechsten Klassen können in Baden-Württemberg ab heute wieder Präsenzunterricht durchführen. +++ dpa-Bildfunk +++
Schülerinnen und Schüler einer fünften Klasse der Johanniter Realschule Heitersheim sitzen während dem Unterricht in ihrem Klassenzimmer. Die Schüler der fünften und sechsten Klassen können in Baden-Württemberg ab heute wieder Präsenzunterricht durchführen. +++ dpa-Bildfunk +++ dpa

Stendal

Für die weiterführenden Schulen in Sachsen-Anhalt hat das Bildungsministerium in der vergangenen Woche die Präsenzpflicht wegen Corona aufgehoben. Konkret bedeutet dies, dass der Präsenzunterricht weiter angeboten wird, aber die Teilnahme daran nicht verpflichtend ist. Die Schulpflicht besteht trotzdem. Schülerinnen und Schüler, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, bekommen von der Schule Aufgaben. Doch wie viele Schüler in Stendal nutzen dieses Angebot und welche Auswirkungen hat das für die Lehrer?

Eine Umfrage bei einigen weiterführenden Schulen in Stendal ergab, dass kaum Eltern ihre Kinder vom Präsenzunterricht abgemeldet haben. Jessika Hellge, Schulleiterin der Comenius-Sekundarschule gibt an, dass lediglich zwei der knapp 400 Schüler nicht am Präsenzunterricht teilnehmen. „Die Schüler ziehen es vor, lieber in die Schule zu kommen, um zu lernen“, erklärt sie. Die Sekundarschule nutzt schon seit einiger Zeit das sogenannte Wechselmodell mit geteilten Klassen.

Damit die Kinder, die von zu Hause aus lernen, mit Unterrichtsmaterialien versorgt sind, stellen die Lehrer im Internet auf der Lernplattform „Moodle“ Aufgaben zusammen. Zudem geht die Schule ab dieser Woche noch einen anderen Weg: „Ein Mathelehrer filmt seine Stunde im Präsenzunterricht und lädt das Video auf Moodle hoch“, sagt Jessika Hellge. Einerseits fehlt in dieser Klasse ein Kind und andererseits können die anderen Schüler die Stunde nochmal wiederholen, fügt die Schulleiterin hinzu.

Persönliches Gespräch mit Lehrern

Neben den digitalen Angeboten bieten die Lehrer Sprechstunden für die Schüler an. Im persönlichen Gespräch können Probleme und Fragen individuell gelöst werden. Denn die Kinder haben aus unterschiedlichen Gründen verschiedene Leistungsstände, die die Schulschließung zu verantworten hat.

Dieses Betreuungsangebot der Kinder vor Ort sowie die Vorbereitung des Präsenzunterrichts und das Erstellen der Aufgaben für zu Hause kosten die Lehrer viel Zeit und Organisation. Aus diesem Grund hat die Comenius-Sekundarschule die Unterrichtszeit verkürzt. Anstatt 45 Minuten dauert eine Schulstunde nun 30 Minuten, sagt die Pädagogin. So endet ein Schulvormittag früher, sodass die Lehrer dann Zeit für die Betreuung und Vorbereitung haben. Mit diesem Modell sollen die Lehrer entlastet werden. Außerdem stellte die Schulleiterin in der Vergangenheit fest, dass einige Kinder damit Probleme haben, sich 45 Minuten am Stück zu konzentrieren.

Die Verkürzung bedeutet aber nicht, dass am Stoff gespart wird. Denn die Schule nutzt seit Kurzem das Konzept „Flipped Classroom“. Kurze Erklärvideos zu einem bestimmten Unterrichtsthema sollen den Einstieg erleichtern. Die Videos dienen als Einführung, um im Unterricht gezielt auf Fragen einzugehen.

Schnelltest für Schüler

Neu für die Schüler der Sekundarschule sind nicht nur die Erweiterung der digitalen Angebote, sondern auch die Corona-Schnelltests, die im Laufe der Woche ankommen sind. „Jeder Schüler soll vor Ostern ein Test bekommen“, so Jessika Hellge. Dazu wurden Anfang der Woche die Einverständniserklärungen der Eltern eingesammelt. Nur wenn die Eltern zustimmen, dürfen die Kinder sich selbst testen, erklärt die Lehrerin.

Dieses Prozedere bestätigt auch Silvia Mattner, Schulleiterin der Sekundarschule „Adolf Diesterweg“. Wie der Ablauf der Tests organisiert wird und was bei einem möglichen positiven Testergebnis zu beachten ist, entscheidet das Kollegium.

Nicht nur der Ablauf der Selbsttests muss geplant werden, sondern auch der Präsenzunterricht im Wechselmodell. Die Schulleiterin unterrichtet Deutsch in zwei zehnten Klassen. „Ich muss mir überlegen, welche Gruppe, wann da ist.“ Doch nicht nur die Unterrichtstage plant das Kollegium, sondern auch die Tage, an denen eine Klassengruppe nicht in der Schule, sondern zu Hause ist. Für diese Distanz-Phase bekommen die Mädchen und Jungen Hausaufgaben oder Lernvideos auf Moodle zur Verfügung gestellt, sagt Silvia Mattner.

Bessere Lernstruktur

Trotz der zahlreichen Dinge, die organisiert und geplant werden müssen, sind die Lehrer und Schüler gleichermaßen froh, wieder in die Diesterweg-Sekundarschule gehen zu dürfen. Aus diesem Grund wurde kein Kind durch die Eltern vom Präsenzunterricht abgemeldet. Der Unterricht vor Ort bietet für die Jugendlichen eine bessere Struktur als das Lernen im Kinderzimmer, bekräftigt die Lehrerin.

Auch ihr Kollege Peter Scholz, Schulleiter der privaten Sekundarschule sowie der Privatgymnasien in Stendal und Tangermünde, bestätigt, dass der persönliche Kontakt zwischen Lehrern und Schülern nicht ersetzt werden kann. Die Kinder sind seit Beginn des Präsenzunterrichts regelrecht erfreut, wie sonst nur vor den Sommerferien, sagt er. So nehmen jeweils nur zwei Prozent der Schüler der drei Schulen nicht am Präsenzunterricht in Form des täglichen Wechselmodells teil. Die Eltern sind mehrheitlich für den Präsenzunterricht, sagt der Pädagoge.

Um die Gefahr einer möglichen Corona-Infizierung zu minimieren, setzt der Leiter nicht nur auf die „AHA-Regeln“, sondern auch auf Schnelltests. Peter Scholz bezahlte zahlreiche Tests für das Personal der Schulen. Aber nicht nur das Personal bekommt die Möglichkeit, sich zu testen, sondern auch die Schüler der zwölften Klassen, die in diesem Jahr ihr Abitur ablegen. „Ich möchte ihnen einen sicheren Weg zur Prüfung ermöglichen“, begründet er. So konnte ein infizierter Schüler entdeckt werden. Sein Test war positiv. Ohne diese Kontrolle wäre der Schüler weiter zum Unterricht erschienen und hätte womöglich Mitschüler und Lehrer infiziert. „Seine Erkrankung wäre nicht aufgefallen, weil er keine Symptome hatte“, berichtet Peter Scholz.

Die drei Schulleiter sind sich einig, dass trotz des gesteigerten Arbeitsaufkommens der Präsenzunterricht essenziell ist. Bisher haben diese Schulen die Widrigkeiten der Pandemie gut gemeistert. Trotzdem hoffen die Pädagogen, dass sie ohne größere Probleme in die Osterferien starten können.