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Letzter Schultag Brutale Ausfallerscheinungen

Die „Ab(i)klingeln“-Party im Magdeburger Stadtpark läuft einmal mehr aus dem Ruder.

Von Katja Tessnow 24.04.2017, 01:01

Magdeburg l Zum wiederholten Mal ist die Party der Magdeburger Abiturienten („Ab(i)klingeln“) anlässlich ihres offiziell letzten Schultages vor den Prüfungen am vergangenen Freitag (21. April) in Teilen zu einer wilden Trinkorgie mit etlichen Ausfallerscheinungen ausgeufert. Die Polizei bilanzierte am Wochenende: ein Schwerverletzter, 15 Strafanzeigen wegen Körperverletzung, Beleidigung und Widerstandes gegen die Staatsgewalt, 50 Identitätsfeststellungen und reihenweise Platzverweise gegen Partygäste, welche die 80 Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei daran hinderten, auf dem Fest im Stadtpark für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Polizeisprecher Frank Küssner sprach am Sonntag auf Nachfrage von einem „arbeitsintensiven Einsatz“ mit etlichen unschönen Zusammenstößen verbaler, aber auch körperlicher Natur unter Partygästen, aber auch gegenüber Polizisten vor Ort. „Es ist nicht akzeptabel, was die Kollegen sich da anhören müssen, wenn zu vorgerückter Stunde und mit steigendem Alkoholpegel mancher seine gute Kinderstube vergisst.“

Zum dramatischsten Zwischenfall am Rande der Party kam es gegen 19.45 Uhr unter der Sternbrücke. Nach bisherigen Ermittlungen geriet ein 23-Jähriger aus Burg mit einem anderen jungen Mann in einen heftigen Streit, der schnell zur körperlichen Auseinandersetzung wurde. Der 23-Jährige ging nach Faustschlägen zu Boden und sei danach von einem zweiten Täter ins Gesicht getreten worden, berichten Zeugen vor Ort gegenüber der Polizei. Die Täter entfernten sich daraufhin unerkannt vom Ort des Geschehens. Eine erste Fahndung blieb erfolglos. Das Opfer erlitt schwere Gesichtsverletzungen, wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Uniklinik geflogen und dort zunächst auf der Intensivstation behandelt. Inzwischen hat sich der Zustand des 23-Jährigen nach Polizeiangaben stabilisiert, so dass er am Sonntag auf die Normalstation verlegt werden konnte.

Die Kripo hat Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen und sucht weitere Zeugen, die Angaben zur Tat machen können. Die Täter werden wie folgt beschrieben. Täter eins: männlich, 15 bis 20 Jahre alt, 1,80 bis 1,85 Meter groß, kurzes schwarzes Haar, südländischer Typ, zur Tatzeit bekleidet mit weißer enger Hose und schwarzer Bomberjacke. Täter zwei: männlich, 16 bis 20 Jahre alt, ca. 1,70 Meter groß, kurzes schwarzes Haar, asiatischer Typ, trug schwarze Hose und schwarze Jacke. Personen, die Hinweise zu den Tätern geben können, werden gebeten, sich unter Tel. 0391/546 17 40 zu melden.

Bei der Absicherung des Tatortes und bei der Bergung des Verletzten wurden die Rettungskräfte teils massiv von Schaulustigen gestört, so dass die Polizei reihenweise Platzverweise aussprechen musste. Auch bei anderen Streitigkeiten vor Ort mussten die eingesetzten Beamten aggressive Gruppen voneinander trennen und wurden dabei teils selbst zur Zielscheibe von Beleidigungen, aber auch von tätlichen Übergriffen. Im Zusammenhang mit solchen Vorkommnissen nahmen die Polizisten von 50 Partygästen die Personalien auf (Identitätsfeststellungen).

Der Rettungsdienst fuhr zu vorgerückter Stunde – die Party dauerte von 13 bis gegen 0.30 Uhr an – Einsätze in Serie wegen kleinerer Körperverletzungen, Kreislaufproblemen und übermäßigen Alkoholkonsums.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte die traditionelle Party der Abiturienten am letzten Schultag massive Rettungseinsätze provoziert. Inzwischen geben Behörden alljährlich vor dem Fest dessen Teilnehmern Verhaltensregeln in einem offenen Brief mit auf den Weg. Gefruchtet hat die Ansprache auch in diesem Jahr längst nicht bei allen rund 850 Partygästen, unter die sich neben angehenden Abiturienten stets auch andere Besucher mischen.