Städtepartnerschaft Magdeburg liebt Braunschweig
In drei Jahrzehnten ist die Partnerschaft von Braunschweig und Magdeburg gewachsen. Ein besonderes Verhältnis zeichnet diese Beziehung aus.
Magdeburg l Vor 30 Jahren, am 8. Dezember 1987, wurde der Vertrag zur Städtepartnerschaft zwischen Braunschweig und Magdeburg unterzeichnet. Jetzt fand im Alten Rathaus die Feierstunde dazu statt. Einige Prominente beider Städte erinnerten an die damalige Zeit und daran, was die Städtepartnerschaft besonders macht.
Der SPD-Politiker und spätere niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Glogowski war 1987 Oberbürgermeister in Braunschweig. Er berichtet: „Als es damals hieß, dass Partnerschaften mit Städten in der DDR aufgebaut werden sollen, waren alle in Braunschweig dafür.“ Historisch seien die Beziehungen zwischen den Städten stets eng gewesen, unter anderem kamen zwei Braunschweiger Oberbürgermeister aus Magdeburg. „Das Problem war, dass für Magdeburg wohl eine Partnerschaft mit Dortmund vorgesehen war.“ Auf offiziellem Wege war da nicht viel zu machen. Da aber Ernst Pieper, Manager der Salzgitter AG, den in der DDR-Führung für Wirtschaftsfragen zuständigen Günter Mittag kannte, konnte ein Umlenken erreicht werden.
Gerhard Glogowski erinnert sich, dass das Besondere der Partnerschaft das Miteinander der Menschen ist. Unter anderem hatten Braunschweiger von Magdeburger Züchtern Geflügeleier-Sorten bekommen, die es in Braunschweig nicht mehr gab. Die wurden in Braunschweig heimlich ausgebrütet und später auch ausgestellt.
Der Nachwende-Oberbürgermeister Magdeburgs Willi Polte kann sich an ähnlich konspirative Aktivitäten erinnern: „Einmal haben die Braunschweiger als Geschenk ein Kruzifix mitgebracht. Eine offizielle Übergabe eines solchen Geschenks war natürlich gar nicht mal so einfach.“ Noch vor der Wende hatte er mit – unbeantworteten Briefen – angeregt, die Städtepartnerschaft durch Familienpartnerschaften mit Leben zu erfüllen. „Nach der Wende hat uns die Nähe zu Braunschweig sehr geholfen.“ So war es nämlich einfacher, von den Braunschweiger Mitarbeitern der Stadt zu lernen, wie die neue Kommunalverwaltung funktioniert.
Der Vorsitzende der Otto-von-Guericke-Stiftung Manfred Tröger erinnert sich an den ersten Großen Magdeburger Halbkugelversuch in Braunschweig kurz nach der Wende: „Zunächst mussten wir die Pferde nach Braunschweig bekommen.“ Problem: Dass der Tierarzt wegen der Herkunft der Tiere jenseits der bundesdeutschen Grenze einen Gesundheitspass verlangen würde, war keinem der Magdeburger bewusst. Und als dann der Versuch auf dem Veranstaltungsgelände stattfand, sind die Pferde immer wieder ausgerutscht. „Damals haben wir gelernt, dass wir den Versuch nur noch auf Rasen oder Sand vorführen.“
Der heutige Oberbürgermeister Braunschweigs Ulrich Markurth kennt Magdeburg bereits aus der Vorwendezeit. Damals war er als Juso bei einem Treffen mit der FDJ. „Wir waren stets gut überwacht. Irgendwann war es mir einmal gelungen, den Bewachern zu entwischen und ich war auf ein Gelände von Kanuten gelangt.“ Da dies sein eigener Sport ist, interessierte ihn dieser Besuch sehr. Allerdings wurde er festgesetzt und zur Polizei gebracht. „Was ich da gesehen hatte, war nicht einmal sonderlich interessant: Verrostete Hanteln hatten wir auch.“
Der heutige Magdeburger Oberbürgermeister Lutz Trümper war zur Wendezeit erstmals in Braunschweig: „Klar, anders ging das ja nicht.“ Von der Cyclingtour über Kontakte zwischen Vereinen, Kirchengemeinden, Parteien bis hin in die Familien werde die Partnerschaft zwischen den beiden Städten von den Menschen gelebt.
Der Vizepräsident von Eintracht Braunschweig Rainer Ottinger verweist auf eine weitere Gemeinsamkeit als Stadt von Traditionsvereinen des Fußballs. Fluthilfe der Braunschweiger, Fanbesuche oder Benefizspiele seien Aspekte dieses Miteinanders.
Ein weiterer Punkt der Feierstunde war die Übergabe zweier Plastiken, die zum Rathausfest in Magdeburg entstanden waren. Die Jugendkunstschulen aus Magdeburg und Braunschweig gestalteten sie mit den Wahrzeichen der Städte. Für das Rahmenprogramm sorgten Martin Rühmann mit Band und die Magdeburger „Schreibkräfte“, welche ihr aktuelles Heft gemeinsam mit Braunschweiger Autoren gestaltet haben.