Stadtentwicklung Magdeburger Acker wird Bauland für Eigenheime
Die Grünen im Stadtrat von Magdeburg laufen vergeblich Sturm gegen die weitere Bodenversiegelung in Stadtrandlagen.

Magdeburg - 14 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche im Magdeburger Stadtteil Diesdorf dürfen mit Einfamilienhäusern bebaut werden. Der Stadtrat gab grünes Licht für die Umwidmung der im Flächennutzungsplan als Ackerland ausgewiesenen Fläche. Jetzt ist sie Bauland.
Einmal mehr – und einmal mehr vergeblich – liefen die Grünen im Magdeburger Stadtrat vehement Sturm gegen das Vorhaben. „Hier wird wertvoller Bördeboden versiegelt und die Anbindung über den Diesdorfer Graseweg ist auch nicht sinnvoll“, sagt Madeleine Linke, Fraktionschefin von Grüne/future! im Rat. René Hempel und eine Reihe weiterer Mitglieder der Linken hatten die Grünen auf ihrer Seite. „Es werden Agrarflächen vernichtet, aber alle sprechen von mehr regionaler Produktion. Wir hören von vielen Menschen, dass sie sich das wünschen“, berichtet Hempel.
SPD-Fraktionsvize Falko Grube rollte schon mit den Augen in der sicheren Gewissheit, dass eine schon vielfach im Stadtrat geführte Grundsatzdebatte gerade erneut losgetreten würde.
Konkurrenz zwischen Stadt und Umland
Grube wiederholte gebetsmühlenartig die Auffassung seiner Fraktion zur Sache: „Wer in der Stadt nicht baut, weicht ins Umland aus und versiegelt dort oft (auf in der Regel größeren Baugrundstücken – die Redaktion) noch viel mehr wertvollen Boden.“ Außerdem entstünden mehr und mehr Pendelverkehre – nicht eben im Sinne der Verkehrswende. Frank Schuster (CDU) sprang Grube bei und empfahl den Gegnern weiterer Einfamilienhaussiedlungen in Magdeburg den Blick nach Barleben. „Gucken Sie sich mal an, was da gerade entsteht! Und die Menschen, die dort künftig wohnen, kommen bestimmt nicht alle mit dem Rad in die Stadt.“ René Hempel nannte diese Sicht einen „Inselblick“ und rügte den Rückbau öffentlicher Verkehrsanbindungen überall im ländlichen Raum, „und das ist dann die Konsequenz“.
Anders als das Gros seiner Fraktion sprach sich Jürgen Canehl (Grüne) klar für die Bebauung der nur etwa 500 Meter vom alten Diesdorfer Ortskern entfernten Lage. „Investor ist ein Bauer, der die Gunst der Stunde nutzt. Sein Acker ist bereits von drei Seiten städtisch umbaut und alle Grundstücke, die hier zur Bebauung angeboten werden sollen, sind bereits reserviert.“
Rund 300 neue Einfamilienhäuser pro Jahr
Auch die Stadtplaner gehen von einem anhaltend hohen Bedarf an Ein- und Zweifamilienhaus-Grundstücken in Magdeburg aus. Jährlich werden in der Stadt rund 300 Einfamilienhäuser neu gebaut. Die Stadtverwaltung geht von einem Bedarf von mehr als 3200 Baugrundstücken in den kommenden zehn Jahren aus. Die Neuausweisung von Baugebieten liegt klar im Trend. Auch die Grünen lehnen nicht jedes davon ab, allerdings generell die Umwidmung von Grün- und Ackerland zu Bauzwecken. Ihr Argument: Innerstädtisch gebe es noch hinreichend Brachen zur Entwicklung und durchaus erwünschten Verdichtung urbaner Kernzonen. Stadtverwaltung und Ratsmehrheit zielen dagegen darauf ab, so vielen Magdeburgern und Zuziehenden wie möglich den Wunsch nach eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Mehrere Stadträte, darunter SPD-Mann Christian Hausmann, lobten am Beispiel die ökologisch sensible Herangehensweise samt Allee- und Heckenschutz des Diesdorfer Ackerbesitzers. „Das hat auch der Umweltausschuss honoriert“, so Hausmann. Der Grund werde schon lange nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und der Bauer sei froh über die Umnutzung.
Bei Gegenstimmen und Enthaltungen von Grünen und Linken bewilligte eine große Ratsmehrheit die Umwandlung des Diesdorfer Ackers in eine Einfamilienhaussiedlung.