1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Magdeburger Großsiedlung Neu-Olvenstedt ist eine Gemeinschaft

stadtgeschichte Magdeburger Großsiedlung Neu-Olvenstedt ist eine Gemeinschaft

Der Traum von einer modernen Wohnung hat sich für viele Magdeburger Anfang der 1980er im Westen der Stadt erfüllt. Da entstand der Wohnkomplex (WK) Neu-Olvenstedt.

Von Marco Papritz Aktualisiert: 4.5.2021, 13:33
Die Hausgemeinschaft der Hans-Grade-Straße 112 in Magdeburg war beim Gestalten der Vorgärten aktiv und pflanzte Blumen und Sträucher an.
Die Hausgemeinschaft der Hans-Grade-Straße 112 in Magdeburg war beim Gestalten der Vorgärten aktiv und pflanzte Blumen und Sträucher an. Archivfoto: Harri Schäfer

Magdeburg. In mehreren Bauabschnitten sollte mit der Großsiedlung zwischen Nordwest und dem eingemeindeten Dorf Alt-Olvenstedt die große Wohnungsnot behoben werden. In Montagebauweise entstanden die mehrgeschossigen Wohnhäuser im Stile des industriellen Wohnungsbaus, Ende 1981 konnten die ersten Mieter ihre Schlüssel in Empfang nehmen.

An der Hans-Grade-Straße und der Straße des X. Parteitages (heute Johannes-Göderitz-Straße) wurden die ersten Häuserzüge errichtet. Hier war Thorsten Schueler als 15-Jähriger bei einem Schulfreund oft zu Besuch. „Wir Jugendlichen fanden das total spannend, ringsherum zu sehen, wie die nächsten Blöcke gebaut wurden. Die wuchsen so schnell in die Höhe – jedes mal, wenn ich nach einer Woche hinkam, waren wieder neue Etagen entstanden“, so der Volksstimme-Leser.

Block von einst wurde abgerissen

Im Winter habe man sich oft in den Kellergängen aufgehalten, „die Gänge waren miteinander verbunden und es war schön warm. In den Neubauten roch es immer so schön nach dem frischen Zement. Den Geruch habe ich heute noch in der Nase“. Die Jugendlichen haben Neu-Olvenstedt „Ohio“ genannt, „weil es ja hinter dem Stadtteil Texas liegt“, so Schueler, der von 1993 bis 1998 an der Sankt-Josef-Straße wohnte – in der ersten eigenen Wohnung. Und: „Ich hatte mit meiner damaligen Frau das Glück, eine von den Wohnungen mit großer Küche zu bekommen, wo wir eine Essecke hatten.“ Heute steht das Haus nicht mehr, der Block wurde im Zuge des Stadtumbaus abgerissen.

Anders als der von Wilfried Erhardt. Ende der 1980er Jahre ist er an den Roggengrund gezogen, dessen Umfeld noch einer Baustelle glich und noch lange nicht so grün war wie heute. „Von einer Straße war das noch weit entfernt“, sagt der Leser rückblickend. Die Bewohner hätten selbst Hand angelegt und Blumen gepflanzt, um bunte Farbtupfer zu setzen. „Ich habe dafür Bauarbeiter angesprochen – für ein paar Bier haben sie uns Muttererde mit einem Lkw geliefert“, so Erhardt. Obwohl das Wohnhaus gerade erst fertiggestellt wurde, fand sich ein Riss in einer Betonplatte seiner Wohnung wieder, die dann saniert werden musste. Wilfried Erhardt: „Insgesamt waren wir eine schöne Hausgemeinschaft, die sich gegenseitig geholfen hat zum Beispiel bei der Reparatur der Autos und auch gemeinsam feierte.“

Raupe fährt von alleine los

Eine Anekdote bleibt ihm bis heute im Gedächtnis: Nämlich als sich einmal nach dem Feierabend der Bauarbeiter im Bereich des heutigen Penny-Marktes „eine Planierraupe selbstständig machte und erst kurz vor einem Wohnhaus von einem der Arbeiter gestoppt werden konnte. Die Maschine soll einen Kurzschluss gehabt haben.“

Als einer der Arbeiter vom Straßen- und Tiefbaukombinat Magdeburg (STKM) war Thomas Fleck von 1982 bis 1989 im neuen Wohngebiet im Einsatz. Er habe den Auftrag gehabt, mit einer Raupe T100 Humus abzutragen: „Ich begann ganz in der Nähe der Düppler Mühle. Ungefähr 100 Meter nördlich in 45 Zentimeter Tiefe legte ich dann eine urzeitliche Feuerstelle frei mit sehr vielen Knochen und Feuersteinen“, so der Leser. Dieser Fund sorgte für einen Baustopp. Später sollte er die 1843 errichtete Holländermühle wegen Einsturzgefahr abreißen, „was ich aber verweigerte“. Heute freut er sich darüber, dass die Sanierung des Baudenkmals durch die Mitglieder des Vereins zum Erhalt der Düppler Mühle vorangetrieben wird.

Erinnerungen gesucht

Welche Erinnerungen haben Sie an die Entstehung des Wohngebietes im Westen der Stadt, zum Beispiel an Ihren Einzug? Oder waren Sie am Aufbau von Neu-Olvenstedt als Planer oder Arbeiter beteiligt? Schreiben Sie unter Stichwort „Neu-Olvenstedt“ Ihre persönliche Geschichte oder Erinnerung an Ihre Zeit in Neu-Olvenstedt an Volksstimme Lokalredaktion, Bahnhofstraße 17, 39104 Magdeburg. Sie können sich auch telefonisch unter 0391/5999550 oder per E-Mail an marco.papritz@volksstimme.de mit Ihrem Namen und Ihrer Telefonnummer melden, um Ihre Erinnerungen zu teilen.