Gottesdienst Magdeburger Pfarrer predigt im Wohnzimmer
Das Kirchspiel Magdeburg-Nord digitalisiert seine Gottesdienste. So kann die Sonntagspredigt live im Internet angeschaut werden.
Magdeburg l „Geplant war die Liveübertragung unserer Gottesdienste schon länger“, sagt Johannes Möcker, „Corona hat das Ganze nun maßgeblich beschleunigt.“ Der Pfarrer des evangelischen Kirchspiels Magdeburg-Nord wird demnächst nicht mehr nur für die Gemeindemitglieder in der Kirche predigen, sondern auch für jene, die den Weg dorthin aus verschiedensten Gründen nicht mehr gehen wollen oder können.
Schon jetzt haben die Gemeindemitglieder die Möglichkeit, daheim auf der Couch den Worten des Pfarrers zu lauschen. Bereits seit dem dritten Advent wird der Ton der Gottesdienste in der Nicolaikirche über das Internet gestreamt. Wenn die entsprechenden Leitungen verlegt wurden, soll demnächst auch das bewegte Bild dazukommen, wie Johannes Möcker ankündigt. Voraussichtlich im kommenden Frühjahr soll das soweit sein, sagt er.
Insbesondere für ältere Gemeindemitglieder, die nicht so firm im Umgang mit der modernen Technik sind, gibt es zudem das Angebot, den Gottesdienst am Telefon mitzuhören. „Sie melden sich einfach bei uns im Gemeindebüro und wir richten dann alles ein“, sagt der Neustädter Pfarrer. Dann wird am Sonntag um 9.30 Uhr eine Telefonnummer gewählt und seine Stimme klingt aus dem Hörer.
Aktuell ist es natürlich für all jene ein gutes Angebot, die aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht in die Kirche kommen wollen, erklärt er weiter. Aber auch ältere Gemeindemitglieder, die aus gesundheitlichen Gründen den Weg zum Gottesdienst nicht mehr schaffen, aber gerne weiter ihren gewohnten Heimatpfarrer hören wollen, können den Service nutzen, sagt er.
Der Zugang erfolgt über die Internetseite www.unsergottesdienst.de. Dabei handelt es sich um einen Anbieter aus den Niederlanden, der dort bereits seit vielen Jahren aktiv ist. Drei Viertel der Kirchen dort nutzen den Dienst, berichtet Johannes Möcker. Über 1700 Kirchen sind dort angemeldet, die dort ihre Veranstaltungen live streamen. Über eine Suchmaske gelangt man zur Heimatgemeinde. Wer zur Gottesdienstzeit verhindert ist, kann die Übertragung auch noch einige Tage später abrufen. Die Nutzung ist darüberhinaus mit den geltenden Datenschutzrichtlinien konform.
„Es handelt sich um ein Pilotprojekt für Magdeburg“, sagt Pfarrer Möcker weiter. Das Angebot soll für die anderen beiden Gemeinden im Kirchspiel Nord ebenfalls eingerichtet werden. Somit werden künftig auch die Gottesdienste in der Hoffnungskirche am Neustädter See sowie in der Rothenseer Reformationskirche im Internet zu sehen sein. Genaue Termine, wann es damit losgeht, könne er derzeit noch nicht sagen. Aber gleichfalls soll der Start im Frühjahr gelingen. Außerdem hat sich bereits die Paulusgemeinde in Stadtfeld dem Projekt angeschlossen, um die Predigten in der Pauluskirche nach Hause zu übertragen.
Die Einrichtung des Dienstes ist für die Gemeinde nicht kostenlos. „Deshalb sind wir überaus dankbar für eine Förderung über das Neustädter Quartiersmanagement des Internationalen Bundes“, sagt der Pfarrer. Die Nicolaikirche soll dadurch auch bei Stadtteilfesten als Wlan-Hotspot genutzt werden können. „Und wenn die Türen verschlossen sind, können sich Besucher virtuell die Kirche anschauen“, beschreibt Johannes Möcker.