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Puppentheater Magdeburg Magdeburger Puppenspiel-Nachwuchs erhält für „Das Kind im Kühlschrank“ den Fritz-Wortelmann-Preis

Der Puppenspielclub Mini hat den Fritz-Wortelmann-Preis mit der Inszenierung „Das Kind im Kühlschrank“ gewonnen. Der bedeutende Preis gilt als „Oscar“ unter den Puppenspielpreisen. Neben dem eigentlichen Spiel gab es auch technische Hürden zu meistern.

Von Christina Bendigs Aktualisiert: 21.09.2021, 19:56
Der Nachwuchs des Magdeburger Puppentheaters ist mit dem Fritz-Wortelmann-Oreis ausgezeichnet worden. Die Freude bei den Beteiligten war riesengroß. Zum Club gehören Marlen Geisler (Theaterpädagogin), Puppenspieler Lennart Morgenstern und die Kinder Morzt Kwaschik, Esteban Bernez, Soraya Ahansal, Maria Wilhelmina Theren, Jonas Gürtler und Karl Walkowiak.
Der Nachwuchs des Magdeburger Puppentheaters ist mit dem Fritz-Wortelmann-Oreis ausgezeichnet worden. Die Freude bei den Beteiligten war riesengroß. Zum Club gehören Marlen Geisler (Theaterpädagogin), Puppenspieler Lennart Morgenstern und die Kinder Morzt Kwaschik, Esteban Bernez, Soraya Ahansal, Maria Wilhelmina Theren, Jonas Gürtler und Karl Walkowiak. Foto: Christina Bendigs

Magdeburg - Es ist ein Foto, das sinnbildlich ist für Kinder in der Corona-Pandemie: Esteban Bernez war während der langen Lockdown-Zeit in einen leeren Kühlschrank geklettert und löffelte dort einen Joghurt. Ein Foto davon schickte er Theaterpädagogin Marlen Geisler, die es für den Puppenspielclub Mini am Puppentheater Magdeburg aufgriff. Zu dem Club gehört auch Esteban. Das entstandene Gametheatre (Spieltheater) ist nun mit dem Bochumer Fritz-Wortelmann-Preis ausgezeichnet worden. Und das ließ die Kinder, von denen sich vier am frühen Montagabend im Puppentheater trafen, noch einmal richtig jubeln. „Wir hätten nicht damit gerechnet“, sagt Moritz Kwaschik. Umso größer ist die Freude.

Doch: „Es war sehr nervenaufreibend“, erzählt Soraya Ahansal. Denn die Kinder spielten ihr digitales Mitmach-Programm live – mit allen technischen Hürden und Bürden. Jeder saß an seinem Computer oder Laptop. „Meiner ist kurz vor der Premiere abgestürzt“, erinnert sich Soraya. Aus dem Familienkreis wurde schnell ein neuer organisiert, die Internetplattform Zoom installiert und pünktlich zum sich öffnenden Vorhang oder in diesem Fall zur Freigabe der Kameras war sie wieder online.

Intensiv hatten sich die Kinder mit den technischen Möglichkeiten der Zoom-Plattform auseinandergesetzt und schafften zum Beispiel Übergänge, bei denen Mappen von einem Bildschirm zum nächsten gereicht wurden oder sie sich digital die Hand schüttelten. Anspruchsvoll.

Proben fanden digital statt

Dabei seien auch die Proben durchaus anspruchsvoll gewesen. Die nämlich fanden ebenfalls digital statt. Puppenspieler Lennart Morgenstern musste den Kindern beim Spielen der Puppen allein mit Worten oder zeigend Hilfestellung geben und konnte nicht direkt eingreifen. Ihm dankt Marlen Geisler ebenso wie ihrer Kollegin, Theaterpädagogin Juliane Barz, die technische Unterstützung leistete.

Das Stück erzählt von einer Kühlschrank-App, die es Kindern ermöglicht, sich in alles zu verwandeln, was sie sich vorstellen können, und an jeden Ort der Welt reisen zu können. Doch in der App verschwinden die Kinder. Die Polizei schaltet sich ein. Die Teilnehmer beziehungsweise Zuschauer werden aufgefordert, bei der Lösung des Falls zu helfen. Und zumindest so viel kann schon einmal verraten werden: Es gibt ein glückliches Ende.

„So drei bis fünf Mal könnte ich es noch hintereinander spielen“, sagt Moritz Kwaschik, „aber jetzt kann auch wieder einmal etwas Neues kommen.“ Wie das bei Live-Veranstaltungen so ist, wurde die mit dem „Fritz“ gekrönte Vorstellung nicht aufgenommen. Es gab aber bereits eine Premiere nach Fertigstellung der Inszenierung. Und die wird in Kürze auf der Internetseite des Puppentheaters www.puppentheater-magdeburg.de im Bereich Theaterpädagogik bereitgestellt. Und vielleicht wird es auch noch einmal eine Live-Vorstellung für das interessierte Publikum geben, mutmaßt Marlen Geisler.

Jury lobt Spielfreude und Humor

Lohnenswert wäre es allemal. Denn das Jury-Urteil klingt vielversprechend: „In ihrem mutigen Livespiel wurden sowohl das Publikum als auch neue Medien einbezogen. Die Präsentation war durchzogen von großer Spielfreude und Humor. Dabei wurden sowohl digitale als auch klassische Figurenformen innovativ miteinander verbunden.“

Die Vorstellung für die Jury war am 18. September, am 19. September folgte die Preisverleihung. Lustig war, dass bei einigen Mitgliedern des Puppenspielclubs die Internetübertragung schneller ging. So jubelten einige schon, während andere noch auf die Urteilsverkündung warteten.

Die Freude ist riesengroß. Und eigentlich wäre Marlen Geisler mit den Kindern auch gern zur Preisverleihung gefahren. „Es geht nicht nur ums Gewinnen. Die Kinder sollen auch andere Gruppen sehen und kennenlernen“, sagt sie.

Preisgeld beträgt 2000 Euro

Coronabedingt fand alles digital statt. Den Moment der Preisverleihung möchte Marlen Geisler mit den Kindern trotzdem nachholen, verspricht sie. Den ersten Platz teilen sich die Magdeburg mit der Dido Dance Company aus Aachen. Beide erhalten ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro.

Danach gefragt, was die Kinder damit anstellen wollen, überschlagen sich die Ideen: Drachenpuppen, selbst Puppen bauen, neue Stücke entwickeln. Die sechs Mitglieder des Puppenspielclubs, zu denen neben den bereits erwähnten auch Maria Wilhelmina Theren, Jonas Gürtler und Karl Walkowiak gehören, schmieden schon Pläne für die Zukunft.

Der Puppenspielclub ist bereits zum dritten Mal mit dem Preis ausgezeichnet worden. In der Kategorie Jugendclubs und Schultheater kamen in diesem Jahr sieben Bewerber in die engere Auswahl.