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Stadtrat Schulneubau-Projekt: Magdeburger Winterhafen-Schule bleibt umstritten

Der Magdeburger Stadtrat hat erneut kontrovers über das Schulneubau-Projekt am Winterhafen diskutiert. Für das Areal soll nun ein Bebauungsplan aufgestellt werden.

Von Ivar Lüthe Aktualisiert: 19.4.2021, 05:32

Magdeburg. Seit Jahren wird um den Schulstandort in Ostelbien gestritten. Auch im jüngsten Stadtrat wieder, als es um die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Areal des Bauhofes am Winterhafen ging, auf dem der Schulneubau samt Dreifeld-Sporthalle errichtet werden soll.

CDU-Rat Manuel Rupsch erneuerte seine Kritik, dass ein Schulneubau auf der hochwassergefährdeten Fläche in seinen Augen unsinnig sei. In der Sitzung zeigte er Fotos vom Hochwasser 2013, als weite Teile des Areals überschwemmt waren. „Wollen Sie es wirklich verantworten, hier eine Schule zu bauen?“, fragte er ins Ratsrund. Selbst wenn Schule und Sporthalle hochwassergeschützt gebaut werden könnten, würden bei erneutem Hochwasser die Außenanlagen überflutet und zerstört. Kritik an Standort und Kosten reißt nicht abZugleich kritisierte er die Baukosten von geschätzt 68,5 Millionen Euro. Für eine sechs- beziehungsweise siebenzügige Schule wären abermals 10 bis 15 Millionen Euro fällig. „Für die Schutzmaßnahmen der Schule kommen nochmal 12,5 Millionen Euro hinzu“, so Rupsch. Dies werde ein „Fass ohne Boden“.

Mirko Stage (future!) hatte zuvor daran erinnert, dass es zunächst nur um die Aufstellung eines B-Planes gehe, nicht um die Detailplanung für den Schulneubau.

Bodenuntersuchung startet

Doch auch mit der Formulierung im Aufstellungsbeschluss des B-Planes hatte René Hempel (Linke) so seine Probleme. Denn im Planungsziel steht der Passus „für eine Schule“. Er plädierte dafür, dies zu streichen und als Planungsziel lediglich die Ausweisung einer Gemeinbedarfsfläche beizubehalten.

„Uns ist, glaube ich, allen gemein, dass wir das Gebiet entwickeln wollen. Dass die Altlasten entsorgt werden müssen, ist uns allen klar. Das sind Kosten, die auch so auf uns zukommen. Nichtsdestotrotz wollen wir die Einbahnstraße verlassen, ausschließlich eine Schule zu planen“, so Hempel. Es müsse ein Ort gefunden werden, wo schnellstmöglich eine Schule gebaut werden könne. Der Standort am Winterhafen gewährleiste das nicht.

Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) bemängelte, dass mit der beantragten Streichung kein Planungsziel mehr formuliert sei: „Was ist eine Gemeinbedarfsfläche? Das kann alles mögliche sein. Jetzt muss ,Butter bei die Fische’, es muss eine Entscheidung her.“ Zugleich informierte er, dass in dieser Woche mit dem Bodengutachten sowie der Kampfmitteluntersuchung auf dem Gelände begonnen wird, um herauszufinden, was dort im Boden steckt – „egal, was man mit der Fläche dann irgendwann macht“, so Trümper.

Für und Wider debattiert

AfD-Stadtrat Ronny Kumpf mahnte, dass es Ratsbeschlüsse gibt, die auch umgesetzt werden müssten. Jetzt ginge es um den B-Plan. Danach könne man immer noch festlegen, ob ein Schulbau dort unsinnig sei oder es bessere Standorte gibt. „Aktuell aber gibt es in Ostelbien keinen besseren Standort, der verfügbar ist“, so Kumpf.

Roland Zander (Gartenpartei/Tierschutzallianz) sprach sich gegen den Schulbau an der Stelle aus. Die Stadtverwaltung solle beauftragt werden, eine neue Drucksache zu erarbeiten – für eine Schule, die besser erreichbar ist und schneller und billiger gebaut werden kann, forderte er in der Sitzung.

SPD-Fraktionschef Jens Rösler meinte, dass der vom Bildungsausschuss getroffene Kompromiss jetzt nicht wieder aufgemacht werden sollte. Dieser Kompromiss sieht vor, dass für die Thomas-Mann-Gemeinschaftsschule auf dem Gelände des Bauhofes am Winterhafen ein Neubau als Ersatz für den bisherigen Standort gebaut und für eine weitere weiterführende Schule im Stadtzentrum nach einem geeigneten Standort gesucht wird. Daran sollte man jetzt festhalten und nicht schon wieder vier Jahre lang über den Schulstandort diskutieren.

Mehrheit stimmt für Aufstellungsbeschluss

Für den getroffenen Kompromiss sprachen sich ebenfalls Carola Schumann (FDP/Tierschutzpartei) und auch Mirko Stage (Grüne/future) aus. Stage erinnerte daran, dass es dazu gekommen sei „weil der Stadtrat es zwei Jahre lang nicht geschafft hat, einen Standort zu finden, die Zeit ablief und es nicht möglich war, einen anderen Standort zu finden.“ Bis jetzt liege keine Drucksache für einen Standort in der Innenstadt vor. Es gebe zwar Ideen für den Uniplatz, dies werde sicher auch weiter diskutiert. Es ergebe aber jetzt Sinn, den Aufstellungsbeschluss zum B-Plan zu treffen, anstatt noch viel mehr Zeit zu verlieren.

Nach langer und kontroverser Debatte wurde in namentlicher Abstimmung mit 32-Ja-stimmen sowie 23 Neinstimmen der Aufstellungsbeschluss mehrheitlich beschlossen. Die Diskussionen um das Schulprojekt werden damit aber längst nicht beendet sein.