Baudenkmal Magdeburgs Bunker-Frage ist noch immer ungeklärt
Im Sommer hatte die Landeshauptstadt mit dem Abriss eines ehemaligen Bunkers zur Luftbeobachtung bei Lostau begonnen. Da der Bunker jedoch Denkmalstatus hat, musste der Abriss gestoppt werden. Die Obere Denkmalschutzbehörde hat nun das letzte Wort.

Magdeburg/Lostau - Ob die Landeshauptstadt den ehemaligen Bunker bei Lostau trotz Denkmaleigenschaft abreißen darf, ist noch immer unklar. Eine abschließende Entscheidung sei noch nicht getroffen worden, teilte Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra mit. Die Obere Denkmalschutzbehörde befasst sich mit dem Fall.
Im Juli hatte die Landeshauptstadt ohne Genehmigung mit dem Bunkerabriss begonnen. Hinweise dafür, dass die Anlage ein Baudenkmal darstellen könnte, habe es zum damaligen Zeitpunkt nicht gegeben, erklärte damals der zuständige Beigeordnete Klaus Zimmermann. Der begonnene Abriss war per Zufall öffentlich bekanntgeworden und konnte aufgrund offener Denkmalschutzfragen kurzfristig gestoppt werden. Die daraufhin festgestellte Denkmaleigenschaft bedingt nun eine Aufhebung und Genehmigung durch die Obere Denkmalschutzbehörde.
Veranlasst hat Magdeburg den Rückbau aus Sicherheitsgründen. Immer wieder sei der Bunker als Treffpunkt genutzt worden. Er wurde mehrfach aufgebrochen, weswegen Sicherungsmaßnahmen immer wieder erneuert werden mussten. Zuletzt fand die Polizei Eisenoxid, Magnesiumpulver, Schwefel und Aluminiumpulver – Inhaltsstoffe, mit denen eine Brand- oder Sprengladung hergestellt werden könnte.
Die Stadt Magdeburg, der 1991 das Flurstück mit dem Bunker durch Vermögenszuordnung (Alteigentum) übertragen wurde, entschied sich für den Abriss der Anlage. Dabei handelt es sich um einen KCB-Beobachtungsbunker (Kernwaffen-, chemische und bakteriologische Aufklärung), welcher der DDR-Zivilverteidigung zur Luftbeobachtung tieffliegender Objekte diente und auch zur Wetterbeobachtung eingesetzt wurde.
Er wurde um 1960 gebaut und gilt als seltenes anschauliches Artefakt des Kalten Krieges und der Zivilverteidigung. Die etwa sechs mal fünf Meter große Anlage ist halbgeschossig in den Boden eingelassen und mit angeschüttetem Rasen abgedeckt. Typisch für das monolithische Festungswerk ist die westliche Hauptblickrichtung des Bunkers – „feindwärts“ nach Magdeburg jenseits der Elbe. Grobsandfilter und drei ehemals verglaste Sehschlitze, von denen noch Eisenrahmen vorhanden sind, riegelten den Innenraum hermetisch ab. Die Be- und Entlüftung erfolgte mit einem Blasebalg-Handlüfter, der nicht mehr vorhanden ist.