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Maskenpflicht Der Mundschutz-Report aus Magdeburg

Ab 23. April gilt auch in Magdeburg eine Mundschutzpflicht. Eine Magdeburger Schneiderin wurde Mittwoch von Kunden regelrecht überrannt.

Von Christina Bendigs 23.04.2020, 01:01

Magdeburg l Schneiderin Susanne Planke ist merklich im Stress. Auch im Telefongespräch mit der Volksstimme steht ihre Nähmaschine nicht still. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, erzählt die Stoff-Expertin, die am Mittwoch und einen Tag davor von der Nachfrage nach Mundschutz und Stoffen dafür regelrecht überrannt wurde. Vor ihrem Stoffladen Purpurstern an der Annastraße bildeten sich lange Schlangen, während drei ihrer Mitarbeiter nur damit zu tun hatten, Masken zu nähen. Sie fühlt sich an Wendezeiten erinnert: „Das, was heute gesagt wird, ist morgen schon nicht mehr gültig“, sagt sie. Aber auch, dass bestimmte Materialien einfach ausverkauft sind, überrascht sie. Gummibänder etwa seien seit Wochen deutschlandweit ausverkauft. Es sei ein Glücksgriff, wenn Lieferanten Gummi liefern könnten. Die immer neuen Auflagen zur Eindämmung des Coronavirus stellten auch das Unternehmen von Susanne Plank zunächst vor eine Herausforderung. Doch die wachsende Nachfrage nach Mundschutz habe dazu geführt, dass das Geschäft weder auf Kurzarbeit noch auf Fördergeld angewiesen sei.

Das Team besteht aus neun Personen, von denen zwei in Vollzeit arbeiten, die übrigen in Teilzeit. Von Kunden, die aus den alten Bundesländern kommen, sei sie nach Bückware gefragt worden. Die aber gebe es nicht. „Die Masken, die wir haben, verkaufen wir auch“, erzählt die Schneiderin. Eine goldene Nase wolle sie sich daran aber nicht verdienen. Und so sollen die Masken auch in Zukunft nicht mehr als 9 Euro kosten, auch wenn die Verführung groß sei, den Preis anzuheben. Abzuwarten bleibt, wie sich die Nachfrage weiterentwickelt, wenn die Grundversorgung erst einmal abgeschlossen ist. Susanne Plank: „Ich denke, nächste Woche wird bei den Schneidereien sicher wieder Normalität einkehren.“ Die einfachste Handhabung für die Masken sei, sie abends im Kochtopf auszukochen und dann über Nacht zu trocknen, um sie am nächsten Tag wiederverwenden zu können. Neben vielen anderen Möglichkeiten, die Masken zu reinigen, empfand sie diese Variante am schlüssigsten.

In der Schlange vor dem Geschäft wartete auch Henriette Labsch, die am Vortag bereits die ersten drei Masken genäht hatte und weitere für die Familie oder Anfragen aus der Nachbarschaft nähen wollte.

Schräg gegenüber hat Kerstin Laack ihr Geschäft für Wohnaccessoires. Mit der Wiedereröffnung am Montag hatte sie sich um Mundschutz bemüht, den sie Kunden leihweise zur Verfügung stellen und auch zum Verkauf abgeben wollte. Allein am Dienstag verkaufte sie bereits 24  Masken, weitere folgten gestern. Die Masken seien mit der Einführung der Mudschutzpflicht quasi zum Kassenschlager geworden. Morgens kamen bereits Kunden, die sich nach Masken erkundigten.

Alternative zu selbst genähten Masken oder Tüchern sind OP-Masken. Die Nachfrage danach war in den Magdeburger Apotheken ebenfalls groß. „Die Kunden kommen aber schon seit mehreren Wochen“, erzählt Apotheker Gert Fiedler, der in der Adler-Apotheke an der Arndtstraße arbeitet. Es sei die hohe Nachfrage, die den Preis für Masken bereits auf Anbieterseite in die Höhe treibe. „Wir versuchen, uns davon nicht erpressen zu lassen“, sagt der Apotheker und bestätigt, dass Masken normalerweise Pfennigartikel seien.

Inzwischen kosten sie tagesabhängig zwischen 1,50 und 2 Euro pro Stück. Derzeit zeige sich, dass eine verordnete Preisbindung, die es für Medikamente gibt, durchaus auch Vorteile haben kann. „Wir verweisen in Absprache aber auch an eine Schneiderei in Stadtfeld“, sagt Fiedler. Denn die einfachen OP-Masken seien Wegwerf-Artikel, die eigentlich nur einmal verwendet werden sollten. Wenn sie durchfeuchtet sind, sollten sie entsorgt werden, rät der Apotheker. Er empfiehlt, abzuwägen. Zum Einkaufen trage er einen Buff (Schlauchschal) als Mundschutz, im Patientenkontakt eine zertifizierte Maske. Das sei aber ohnehin so.

Auch auf dem Alten Markt werden Masken angeboten: 50 Stück für 70 Euro. Im Einzelverkauf kosten die Masken 1,50 Euro. Der Preis entspricht damit in etwa auch dem, den Apotheken verlangen, liegt teilweise sogar darunter. „Die Nachfrage ist sehr groß“, sagt Nicole Bädekerl von der Spiess Netzwerk GmbH, die die Masken verkaufte. An dem Stand bildeten sich immer wieder Schlangen.

Ab 23. April gilt beim Einkaufen und im Öffentlichen Personennahverkehr eine vom Land verordnete Mundschutzpflicht. Genutzt werden können auch Tücher oder Buffs anstelle von Masken.