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Staatsschutz ermittelt Nach Nazi-Schmierereien: Rechte Aufkleber auf dem Campus der Hochschule in Magdeburg

Nach Nazi-Schmierereien in einem Wohnheim der Hochschule in Magdeburg sind auf dem Campus jetzt Aufkleber der rechten „Gegenuni“ aufgetaucht. Was die Hochschule zu den Vorfällen sagt.

Von Ivar Lüthe 09.06.2022, 06:00
Innerhalb kurzer Zeit gab es zwei Vorfälle mit rechtem Hintergrund auf und nahe dem Campus der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Innerhalb kurzer Zeit gab es zwei Vorfälle mit rechtem Hintergrund auf und nahe dem Campus der Hochschule Magdeburg-Stendal. Foto: Rainer Schweingel

Magdeburg - Auf dem Campus der Hochschule in Magdeburg sind zahlreiche Aufkleber der rechten sogenannten „Gegenuni“ aufgetaucht. Und das nur gut zwei Wochen, nachdem Unbekannte in einem Wohnheim der Hochschule etliche Nazi-Schmierereien hinterlassen hatten. Was die Hochschule zu den Vorfällen sagt.

Nazi-Parolen, verfassungsfeindliche Schmierereien, Aufforderungen zum Mord an Juden: In der Nacht zum 12. Mai 2022 suchten bislang Unbekannte ein Wohnheim der Hochschule Magdeburg-Stendal an der Breitscheidstraße heim, legten in einem Waschraum auch noch Feuer. Studenten wie auch Hochschulleitung waren entsetzt, erstatteten sofort Anzeige bei der Polizei und sprachen sich deutlich gegen derlei rechte Gesinnung aus, der Studierendenrat organisierte ein buntes Fest auf dem Campus als Gegenprotest.

Nur kurze Zeit später sind jetzt zahlreiche Aufkleber der sogenannten „Gegenuni“ auf dem Campus aufgetaucht. Die „Gegenuni“ ist ein Internetprojekt aus dem Spektrum der Neuen Rechten. Die „Gegenuni“ versteht sich selbst als „Alternative zum akademischen Mainstream“, bietet unter anderem Einführungen in neurechte Theorie und Weltanschauung oder zu identitären Grundlagen. Das Projekt bietet also Neurechten eine Plattform und will ihren politischen Ansichten einen wissenschaftlichen Anspruch geben.

Auf dem Hochschul-Campus war man gleich alarmiert. Erneut ein Vorfall mit rechtem Hintergrund. Bei der Hochschulleitung ist das Auftauchen der rechten Aufkleber bekannt. Sprecher Norbert Doktor erklärte auf Nachfrage: „Die rechtsextremen Botschaften wurden offensichtlich gezielt auf dem Campus unserer Hochschule verbreitet, weil die Hochschule für das Gegenteil dessen steht, was diese Rechtsextremen wollen. Die Hochschule steht für Demokratie, Weltoffenheit, Solidarität und für grenzenloses Denken.“

Ermittlungen beim polizeilichen Staatsschutz laufen

Natürlich verurteile die Hochschule die teilweise rassistischen Aufkleber. „Wir sehen uns an der Hochschule darin bestärkt, uns noch stärker gegen Ideologien des Hasses zu wehren und uns dafür einzusetzen, dass die Hochschule ein freier und sicherer Ort für alle Menschen bleibt“, so der Pressesprecher.

Ob zwischen den Nazi-Schmierereien von Mitte Mai und dem Auftauchen der Aufkleber auf dem Campus ein Zusammenhang besteht, könne man aktuell nicht beurteilen. Letztlich sei es die Aufgabe der Polizei, zu ermitteln, ob die Aufkleber einen neuen Ermittlungsansatz für den Brandanschlag und die antisemitischen Schmierereien im Wohnheim darstellen könnten.

Norbert Doktor, Sprecher der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Norbert Doktor, Sprecher der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Foto: Hochschule Magdeburg-Stendal

Gibt es aktuell ein Problem an der Hochschule mit rechtem Gedankengut? Norbert Doktor dazu: „Außer dieser beiden jüngeren Vorfälle auf dem Campus und in Campus-Nähe sind bisher keine weiteren derartigen Aktivitäten bekannt geworden. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wir haben in unserer Gesellschaft ein Problem mit Rechtsextremismus und die Hochschule ist Teil der Gesellschaft. Darum sind wir auch als Hochschule in der Verantwortung und werden unser Engagement für demokratische Kultur in Magdeburg und Sachsen-Anhalt weiter ausbauen.“

Der polizeiliche Staatsschutz im Revier Magdeburg ermittelt in beiden Fällen. Geprüft werde auch, ob es einen Zusammenhang zwischen den Nazi-Schmierereien und der Brandstiftung im Wohnheim sowie den Aufklebern auf dem Campus gibt. Die Ermittlungen laufen noch, hieß es gestern auf Nachfrage.