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Neubau Frische Farben für Magdeburgs Blauen Bock

Zügig voran geht es auf der Baustelle des Blauen Bocks in Magdeburg. Noch in 2020 möchten die Nutzer in das Gebäude einziehen.

Von Martin Rieß 13.03.2020, 00:01

Magdeburg l „Die Bauarbeiten laufen so, wie wir das geplant haben.“ Helmut Herdt, Sprecher der Geschäftsführung der Städtischen Werke Magdeburg (SWM) hat sich bei einem Rundgang mit SWM-Mitarbeiter Antonio Oesterhoff über den Stand des Großprojekts im Herzen der Landeshauptstadt informiert.

Nach außen hin zu erkennen: Weiße Fassadenteile werden montiert. Helmut Herdt sagt: „Mit dieser Wahl wollen wir Licht und Helligkeit in die Innenstadt bringen.“ Erklärtermaßen geht es auch darum, dass der Neubau mit Nachbarhäusern an der Ernst-Reuter-Allee, die in den 1950er Jahren gebaut wurden, korrespondiert. Antonio Oesterhoff ergänzt: „Einen Kontrast ergeben die Fensterreihen, an denen wir unter anderem mit braunen Lochblenden arbeiten.“

Mit der Umgebung korrespondieren – das möchte der Neubau auch an anderen Stellen: Die Arkaden über zwei Etagen verjüngen sich zum Gebäuderand hin anders, als es der Betrachter erwarten würde. Ein großzügiger Durchgang zwischen dem Turm und dem westlichen Gebäuderiegel öffnet den Weg zwischen Ulrichplatz und Karstadt. Und auf den Terrassen, von denen der Neubau auf verschiedenen Etagen über mehrere verfügt, wird die Umgebung widergespiegelt: Derzeit erfolgen auf den Terrassen die Dachbelagsarbeiten. Doch in wenigen Monaten soll hier Grün das Bild bestimmen. Bäume werden hier gesetzt, eine Art Gruß auf die andere Seite der Ernst-Reuter-Allee mit der Grünanlage auf dem Ulrichplatz. Helmut Herdt: „Die Bäume werden so groß sein, dass sie das Bild des Gebäudes mitprägen werden.“

Nach und nach arbeiten sich die Bauleute jetzt durch das Gebäude – wovon die Passanten auf der Straße nicht viel zu sehen bekommen. Sie arbeiten hinter den bereits installierten Fenstern. Es geht beispielsweise um den Trockenbau und um die Fußböden. „Und vor ein paar Tagen haben wir die Elemente einer Wendeltreppe geliefert bekommen“, die zwischen zwei Etagen eingebaut wird, berichtet Antonio Oesterhoff.

Mehr und mehr wird in den kommenden Wochen zu erkennen sein, wie die Räume aufgeteilt werden. Im Erdgeschoss ziehen das Kundencenter der SWM und der MDCC und Gastronomie ein. Oben auf dem Turm befindet sich ein Veranstaltungsraum, der auch für Kulturveranstaltungen genutzt werden soll. In den oberen Etagen des Gebäuderiegels und in dem Hochhaus befinden sich die Büro- und Besprechungsräume der SWM. Antonio Oesterhoff berichtet: „Um mit den Mitarbeitern die Gestaltung der Räume zu besprechen, hatten wir vor einigen Wochen eigens eingeladen. Rund 200 Kollegen waren gekommen, und viele von ihnen hatten Familienangehörige mit dabei.“

In dem Gebäudeteil, in dem der Ausbau bereits begonnen hat, ist sogar schon die künftige Heizung in Betrieb. Die mit Fernwärme betriebenen Heiz-Kühl-Decken sollen das ganze Jahr über in dem Gebäude für ein angenehmes Raumklima sorgen. Die Leistung der Fernwärme-Station beträgt ein Megawatt. Weiterhin wird das Gebäude über zwei Kältemaschinen gekühlt. Sowohl die Absorptionskältemaschine mit 700 Kilowatt als auch die Kompressionskältemaschine mit 300 Kilowatt sind bereits eingebaut.

Im Turm sind die Rohbauinstallationen weit fortgeschritten. In den nächsten Monaten erfolgt hier der Fassadenverschluss sowie der Innenausbau. Um das Material auf das 45 Meter hohe Gebäude zu transportieren, wurde ein neuer Kran aufgestellt. Er steht zwischen Karstadt und dem Neubau – ein Standort, der vor wenigen Monaten noch völlig undenkbar gewesen wäre. Denn die Decken zu den Kellern unter dem Platz waren so wenig belastbar, dass er nicht einmal von Baufahrzeugen genutzt werden konnte. Aus diesem Grund musste der Abriss des alten Blauen Bocks auch von der Ernst-Reuter-Allee erfolgen.

„Zugegeben: So schön der Neubau wird – ein kompliziertes Vorhaben war er allemal“, sagt Helmut Herdt. Denn neben der schwierigen Statik – unter anderem waren zum Breiten Weg unverfüllte Keller von im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäuden aufgetaucht – mussten noch vorher schwierige Grundstücksverhandlungen geführt werden, um die Fläche des neuen Platzes überhaupt erwerben, mit einer Tiefgarage unterlegen und neu gestalten zu können. Ursprünglich waren die Städtischen Werke Magdeburg davon ausgegangen, nur die Fläche des Blauen Bocks bebauen zu können, so dass die Planungen zwischendurch noch einmal überarbeitet werden mussten. Und auch archäologische Untersuchungen hatten Zeit gekostet, da in der Baugrube interessante mittelalterliche Funde entdeckt worden waren.

Und die Fertigstellung? Helmut Herdt: „Wir wollen nach jetzigem Stand der Planung das Gebäude in diesem Jahr (2020) fertigstellen.“ In weiten Teilen fertig sein sollen dann auch der mit Pavillon und Tiefgaragenzugang in modern interpretierten Taut'schen Geometrien gestaltete Platz zwischen dem neuen Blauen Bock und dem Karstadt-Warenhaus. Dieser Platz soll auch mit Gastronomie künftig dazu einladen, sich hier auf eine Pause niederzulassen. Dies trotz einer erklärtermaßen nicht einfachen Lage auf der Nordseite des Blauen Bocks und einer eher langgezogenen Fläche.

Dazu beitragen sollen Bäume und eine attraktive Beleuchtung. Elektranten – sprich im Boden versenkbare Anschlüsse – werden es ermöglichen, hier für Veranstaltungen Strom, Wasser und Abwasserentsorgung zur Verfügung zu stellen. „In den Farben unseres Unternehmens wollen wir schon in diesem Jahr den ersten eigenen kleinen Weihnachtsmarkt als Ergänzung zu den Angeboten auf dem Alten Markt anbieten“, kündigt der SWM-Geschäftsführer an.