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Neubau Große Pläne fürs Technikmuseum

Für das Magdeburger Technikmuseum liegen erste Pläne für die Fortentwicklung vor. Unter anderem ist der Neubau eines Depots geplant.

Von Christina Bendigs 05.05.2020, 01:01

Magdeburg l Im Sommer vergangenen Jahres hat Dr. Hajo Neumann das Technikmuseum als neuer Leiter übernommen. Nun präsentierte er im Kulturausschuss die ersten Pläne für die künftige Entwicklung – und die sind durchaus spektakulär. Schließlich sagt der Museumschef: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass auf den neuen Freiflächen künftig auch einmal ein Flugzeug stehen könnte.“ Geplant sind Flächenzukäufe und der Neubau eines Depots, in dem all jene Ausstellungsstücke, die nicht in die Dauerausstellung aufgenommen werden können, zwischengelagert und dennoch zu unterschiedlichen Anlässen besichtigt werden können.

Mit der Konzeptentwicklung ist die Agentur „Iglhaut + von Grote“ aus Berlin betraut, die an nationalen und internationalen Standorten die Entwicklung und Konzeption von Ausstellungen betreute. Bei der Entwicklung des Konzeptes für das Technikmuseum in Magdeburg hat die Agentur auch über den Tellerrand geblickt und Museen herausgesucht, die ebenfalls eine interessante Gebäudestruktur aufweisen. Und auch international will man sich umschauen, um Inspiration für das Technikmuseum in Magdeburg zu bekommen.

Mit etwa 10.000 bis 15.000  Besuchen jährlich steht das Museum im Vergleich gar nicht schlecht da. Immerhin knapp 60 Prozent aller Technikmuseen in Deutschland verzeichnen eine geringere Besucherfrequenz. Langfristig sollen jährlich mehr als 50.000  Besucher ins Technikmuseum kommen. Erreicht werden soll das durch die Erweiterung des Profils sowie ein zielgruppenspezifisches Marketing. Ein neues Museum in traditioneller Machart könne heute aber kaum noch überleben, ist Neumann überzeugt. Deshalb müsste das Technikmuseum neu gedacht werden und neben den traditionellen Aufgaben eines Museums – dem Forschen, Sammeln, Bewahren und Vermitteln von Wissen – auch Veranstaltungen über die museale Vermittlung hinaus anbieten.

Stipendien-Programme für Wissenschaftler und Künstler könnten aufgelegt werden und das Museum als Plattform für Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur dienen. Neben Veranstaltungen schwärmt Neumann von Workshop- und außerschulischen Lernangeboten, der Öffnung der vorhanden Bibliothek für die Öffentlichkeit, Tagungen, Messen, Flohmärkten, Zeitzeugengesprächen, Kunst, Musik, Open-Air-Angeboten und vielem mehr. Einiges gibt es bereits und soll weiter ausgebaut werden, damit das Museum eine permanente Belebung erfährt.

Die Agentur soll beraten werden von einem wissenschaftlichen Beirat, der sich zusammensetzt aus Vertretern der Stadt, des Landes, großer Technikmuseen in Berlin, Mannheim und München sowie Vertretern von Museen, die aktuell vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie das Technikmuseum in Magdeburg.

Die Stärke der Magdeburger Einrichtung liege darin, dass es viele Maschinen im Vorführbetrieb gibt, außerdem könne auf starke Bestände zu „Buckau Wolf“ und Hans Grade zurückgegriffen werden, hinzu kommen interessante Einzelstücke und das eindrucksvolle Gebäude mit dem fahrbaren Kran, der auch Kurvenfahrten ermöglicht.

Die Schwächen dagegen lägen in der derzeit nicht einheitlichen Gestaltung der Ausstellung, der zu speziellen oder zu allgemeinen Erklärung von Exponaten, aber auch in der maroden Bausubstanz, dem fehlenden Rundgang und veralteten Medienstationen sowie einer fehlenden Datenbank. Allerdings war das Technikmuseum bis vor etwa einem Jahr noch von Ehrenamtlichen geleitet worden, die das Museum gerettet hatten, als die Stadt es als Sparmaßnahme aufgeben wollte.

Künftig soll die Ausstellung in Zeitinseln gegliedert werden, auf denen immer wieder die gleichen Fragen gestellt und beantwortet werden: Was prägte die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen? Woher kamen die Menschen? Wie waren die Verbindungen? Wie veränderte Technik die Arbeit? Vor allem die sozialhistorische Komponente soll damit stärker in den Fokus gerückt und Unterschiede in den einzelnen Epochen aufgezeigt werden. Am Ende des Rundgangs durch die einzelnen Epochen sollen dann die Großexponate auf der Freifläche zu besichtigen sein.

In der Verwaltung wurde bereits an einer Drucksache gearbeitet. Sie beinhaltet die Fortentwicklung des Museums auf Grundlage des vorgestellten Konzeptes, außerdem Planungen und Verhandlungen zum Grundstückszukauf und Neubau des Depots, die Schaffung von vier zusätzlichen unbefristeten Stellen sowie die Entwicklung eines Finanzierungs- und Förderkonzeptes. Motor des Museums sollen auch in Zukunft allerdings ehrenamtliche Kräfte sein. Das Museum möchte sich hier um Nachwuchs bemühen.

Die Ehrenamtlichen um Gerhard Unger, die das Museum zuletzt geleitet hatten, hatten um die Rückgabe an die Stadt Magdeburg gebeten, weil sie sich nicht mehr imstande sahen, das Museum dauerhaft weiter zu betreuen. Die Stadt hatte das Museum daraufhin zurückgenommen und will es nun weiterentwickeln. Es soll auch in der Kulturhauptstadt-Bewerbung eine Rolle spielen.

Bis die Pläne umgesetzt werden, wird es aber noch dauern. Zehn Jahre werde es in Anspruch nehmen, alle Pläne umzusetzen, erklärte Neumann im Kulturausschuss.