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Schule für Mode und Design ist im Mietstreit um Räume noch lange nicht aus dem Schneider Neue Kreation, alte Probleme: Kampf ums Überleben zwischen Dirndl und Stromsperre

Von Rainer Schweingel 03.05.2013, 03:16

Magdeburg. Die Schule für Mode und Design schneidert eine neue Kollektion. Drei Models präsentieren schmucke Dirndl aus Jeansstoff. Doch die Freude ist dennoch getrübt. Der Modeschule wurde der Strom abgestellt.

Die Models in ihren Jeansstoff-Dirndln zogen im Einkaufszentrum City Carré sofort die Blicke auf sich. Passanten umringten die adretten Mädchen und erkundigten sich bei Lutz und Barbara Liebecke nach Ideen, Schnittmustern und Tipps zum Nachschneidern. Doch die beiden Inhaber der Modeschule verwiesen stets auf Melissa Scholer. Die Jungdesignerin ist eine der vier Schülerinnen, die derzeit an der Einrichtung lernen und die Kollektion kreierten. "Unsere Schulleiterin hatte die Idee, Jeansstoff zu verwenden. Dann haben wir losgelegt. Nach 40 Arbeitsstunden waren die Jeans-Dirndl geschneidert", berichtet die Auszubildende über die Phase, in der die Dirndl auf Anregung des Heimatvereins Lemsdorf entworfen wurden. Die Wolmirsleberin lernt seit September an der Schule und will später ihre Ausbildung mit einer Prüfung als Damenmaßschneiderin beenden.

Doch vorerst stünden für die Schule mehrere Projekte und Aufträge an, berichtet Lutz Liebecke. Kollektionen für das Betriebsjubiläum des Kaliwerks Zielitz gehörten ebenso dazu wie Entwürfe für Kunststoffmessen oder eine Rosenausstellung im brandenburgischen Forst. Nicht ohne Hintersinn weist die Schulleitung immer wieder auf diese Aufträge hin. Sie will dokumentieren: Mit der Schule gehe es trotz vieler Probleme weiter.

Doch so kreativ die Schule und ihre Schüler auch sein mögen - derzeit führt die Einrichtung nichts anderes als einen Überlebenskampf. Die rein private Schule sitzt mit vier Schülern ohne Mietvertrag in "ihren" Räumen in der Brandenburger Straße. Schon im April hatte die Hochschule Magdeburg-Stendal als Vermieter die Reißleine gezogen. Hochschulsprecher Norbert Doktor hatte damals erklärt: "Die Mietschulden belaufen sich auf 9000 Euro. In einem Gespräch mit der Schulleitung konnte uns kein schlüssiges Konzept zur Beseitigung der Mietschulden und einer wirtschaftlich stabilen Fortführung der Schule vorgelegt werden. Der Mietvertrag war ohnehin zum 31. Dezember 2012 ausgelaufen. Deshalb sehen wir keinen anderen Weg, als die Schule aus unseren Räumen zu verweisen." Am 15. April folgte daraufhin die Räumungsklage gegen die Schule. Barbara Liebecke zeigte sich damals unbeeindruckt: "Wir lassen es darauf ankommen. Wir werden nicht ausziehen und sehen, was dann passiert."

Die Schule blieb drin und bekam gestern die erste harte Konsequenz zu spüren. Der Schule wurde der Strom abgestellt. Hochschulsprecher Norbert Doktor begründet: "Der Schritt war notwendig, damit das Nutzungsentgelt nicht noch weiter ansteigt." Schulleiter Lutz Liebecke will nun juristisch gegen die Stromsperre vorgehen und argumentiert: "Wenn wir was bezahlen wollen, müssen wir ja auch was machen können." Der Schulbetrieb soll weitergehen. Irgendwie schwer vorstellbar.