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Neue TrasseMagdeburger protestieren gegen Baumfällung

Magdeburger aus dem Viertel an der Raiffeisenstraße kritisieren die Fällung der 29 Linden für den Bau an der Straßenbahntrasse.

Von Martin Rieß 20.12.2018, 17:23

Magdeburg l Seit Mitte Dezember 2018 sind 29 Linden an der Raiffeisenstraße in Magdeburg Geschichte: Im Zuge des Trassenbaus für die Straßenbahn zwischen Leipziger und Schönebecker Straße wurden die Bäume auf der Nordseite der Baustelle jetzt gefällt. Ihren Unmut über diese Entwicklung hat am Mittwoch eine Gruppe von Bürgern zum Ausdruck gebracht.

Eine von ihnen ist Kirsten Flöte. Sie sagt: „Wir sind gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt, und auf einmal sind alle Bäume weg. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet.“

Damit hätten die Magdeburger auch nicht rechnen können, sagt der Grünenstadtrat Jürgen Canehl: „In der Bürgerversammlung Anfang Juni 2015 wurde der Erhalt der Baumreihe auf der Nordseite bestätigt und zugesagt.“ Auch im Bauausschuss und im Umweltausschuss habe es keine anderslautenden Informationen gegeben. Und jetzt das: Da die Bäume laut einem Gutachten bereits vorgeschädigt sind, könnten sie nicht erhalten werden.

Maßgeblich sei der Planfeststellungsbeschluss vom 20. Dezember 2016, in dem es heißt, dass einvernehmlich klargestellt worden sei, dass ein erstes Baumgutachten nicht ausreicht. Gewissheit über den Erhalt der nördlichen Baumreihe könne lediglich auf Grundlage umfänglicher Probeschachtungen vor Beginn der Bauarbeiten erlangt werden.

Diese Befürchtung habe sich bestätigt. Seitens der Behörde hieß es daher, dass „aufgrund des Zustandes die Beseitigung der gesamten nördlichen Baumreihe gerechtfertigt ist“. Tim Stein betont, dass sich die Magdeburger Verkehrsbetriebe an dieses Verfahren gehalten haben. Dem in den Dokumenten festgeschriebenen Verfahren hatte der Magdeburger Stadtrat und auch die Mehrheit der Grünen zugestimmt.

Petra-Maria Joachim gehört zu den Demonstranten am Mittwoch und kann dem Argument des Bauherrn ebenfalls nichts abgewinnen. Sie wohnt seit 65 Jahren in der Rudolf-Wolf-Straße und sagt: „Hauptsache ist denen wohl, dass die Bäume erst einmal weg sind. Und wir werden hier hinters Licht geführt.“ Dass die Bäume nicht mehr vital seien, zweifelt sie an: Nach einem Sperrmüllbrand unter einer der Linden sei diese kurz darauf wieder ausgetrieben, als ob nichts gewesen sei.

Reiner Joachim ist der Ehemann der Anwohnerin und ergänzt: „Es scheint immer wieder vergessen zu werden, dass Bäume keine Dekoration sind, sondern dass wir sie wegen des Klimawandels benötigen.“

Selbst wenn er mit diesem Argument auch die Bauherren überzeugen könnte – für die Linden in der Raiffeisenstraße ist es zu spät. Dennoch möchte Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl die Sache nicht einfach so zu den Akten legen. Er möchte Einsicht nehmen in das Gutachten zu den Bäumen.

Auch an anderen Stellen der Stadt Magdeburg wie hinter dem Rathaus und in der Pappelallee in der Beimssiedlung seien Zweifel angebracht, wenn Bäume nicht mehr standsicher sein sollen, just wenn an ihrem Standort gebaut werden soll. „Das verwundert schon, zumal gerade Straßenbäume wie in der Raiffeisenstraße in regelmäßigen Abständen auf ihre Gesundheit geprüft werden“, unterfüttert er seine Zweifel.

Für die Straßenbahntrasse, die als Teil des Ost-West-Astes zur großen zweiten Nord-Süd-Verbindung für das Magdeburger Straßenbahnnetz zählt, waren auf der gegenüberliegenden Straßenseite bereits Straßenbäume gefällt worden. Außerdem war der Südfriedhof auf der einen Seite um ein Stück verkleinert worden, so dass auch hier Bäume und Sträucher gerodet werden mussten.

Derzeit wird an der Trasse für die Straßenbahn zwischen Dodendorfer Straße und Leipziger Straße gebaut. Danach stehen noch der Ausbau der Warschauer Straße sowie die Anbindung des neuen Abschnitts an die Schönebecker Straße auf dem Plan. In diesem Bereich sollen bei der Gelegenheit die bisherigen Haltestellen durch neue ersetzt werden.