Corona-Eindämmung Nur mit Schnelltest in die Schule?
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff appelliert an Schüler, die freiwilligen Corona-Schnelltests zu nutzen. In Sachsen sind die Tests bereits Pflicht.

Magdeburg
Nach Auslieferung der ersten 300.000 Corona-Schnelltests für Sachsen-Anhalts Schüler hat Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) zu deren Inanspruchnahme aufgerufen: „Ich werbe sehr für die Akzeptanz dieser Tests, denn nur so können sie uns allen helfen“, sagte Haseloff am Donnerstag.
Als Alternative liegen offenbar auch Überlegungen auf dem Tisch, die Nutzung der Tests zur Voraussetzung für das Betreten von Schulen zu machen. Zwar sieht auch die neue Corona-Verordnung eine solche Regelung nicht vor: „Wir werten aber die Erfahrungen anderer Länder aus“, sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe. Der Blick richtet sich etwa nach Sachsen. Dort müssen ältere Schüler den Test wahrnehmen, wenn sie im Präsenz-Unterricht sitzen wollen.
Nach Lieferung der ersten Tests Anfang dieser Woche zeichnet sich laut Bildungsministerium im Land eine insgesamt hohe Testbereitschaft von knapp 80 Prozent ab. In einigen Schulen liegt die Quote aber deutlich darunter. Grundschulverbandschefin Thekla Mayerhofer berichtete vom Beispiel einer Klasse im Saalekreis. Von 19 Schülern hätten dort nur zwei die Tests in Anspruch genommen. „Damit ist das Auffinden von Positiv-Fällen in keiner Weise abgedeckt“, sagte Mayerhofer. Auch sie appellierte an Familien, die Tests zu nutzen.
Frust über Vorgaben des Schulamts
In mehreren Schulen herrscht derweil Ärger über widersprüchliche Vorgaben des Landes zur Anwendung der Tests. Zunächst sollte das Schulpersonal die Testungen in den Schulen ausführen. Nachdem Pädagogen aber Probleme mit der Anleitung meldeten, gab das Schulamt die Herausgabe an Eltern frei. Am Mittwoch nun der erneute Rückzieher: Jetzt sind die Tests doch nur in Schulen erlaubt.
Nico Schulz, Bürgermeister in Osterburg (Freie Wähler), sagte, die Leitung einer Grundschule seiner Stadt habe die Tests bereits verpackt und die Eltern informiert. „Das Hin und Her jetzt führt zu Frust“, ergänzte er. Zudem sei absurd, dass das für Kita und Horte zuständige Sozialministerium die Tests mit nach Hause gebe, das Bildungsministerium aber auf die Anwendung in der Schule bestehe.
Bedarf in Millionenhöhe
Bildungsministeriumssprecher Stefan Thurmann sagte, die Entscheidung sei so gefallen, um einen vollständigen Rücklauf zu sichern. Rückmeldungen von Schulen über bisher erfolgte Tests seien mehrheitlich positiv ausgefallen.
Die Idee, Tests zur Auflage für den Schulzutritt zu machen, könnte unterdessen bereits am verfügbaren Material scheitern. Bis Ende April rechnet das Land zwar mit 800.000 Test-Kits je Woche. Vor der erfolgten Lieferung der ersten 300.000 Kits waren allerdings eine Million angekündigt. Bei 250.000 Schülern im Land und dem Ziel von zwei Tests je Schüler und Woche liegt der Bedarf bei einer Million Tests binnen 14 Tagen.