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Pilotprojekt Unterkunft für Obdachlose mit Haustier

In Magdeburg gibt es jetzt zwei Wohnungen, in denen Obdachlose mit Haustieren eine Bleibe auf Zeit finden. Es ist ein Pilotprojekt.

Von Anja Guse 20.07.2020, 11:26

Magdeburg l Obdachlose mit Haustieren können ab sofort in der Bahnikstraße ein vorübergehendes Zuhause finden. In der Gemeinschaftsunterkunft stehen zwei Drei-Raum-Wohnungen für sie zur Verfügung, heißt es in einer Information der Stadt Magdeburg. Jede Wohnung sei mit insgesamt vier Betten, verteilt auf zwei Zimmer, und einem Gemeinschaftsraum ausgestattet. Bei Bedarf könne auch ein Kinderbett aufgestellt werden. Eine der beiden Wohnungen werde bereits von einer obdachlosen Familie mit Haustieren genutzt, berichtete eine Stadtsprecherin auf Volksstimme-Nachfrage.

Wie hoch die Zahl der Obdachlosen in Magdeburg konkret ist, sei der Stadt aktuell nicht bekannt. Die Zahl könne nicht erfasst werden. Allerdings sei die Nachfrage nach Unterkünften für Wohnungslose mit Haustieren sehr gering. „Im Jahr 2019 gab es keine und 2020 wurde drei- bis viermal nachgefragt“, erklärte die Stadt. In den meisten Fällen würde es sich um Zwangsräumungen von Wohnungen handeln. Bis zum 16. Juli 2020 hätten zudem 58 obdachlose Menschen die soziale Einrichtung für Familien, Frauen und Männer in der Basedowstraße in Magdeburg-Buckau genutzt.

Als Haustiere dürften beispielsweise Hunde, Katzen oder etwa Kaninchen mitgebracht werden. Verboten seien dagegen Reptilien. Wie viele Haustiere in die Wohnungen mitgenommen werden, sei den Obdachlosen überlassen. Eine Begrenzung gebe es nicht. „Allerdings ist hier die maximale Zumutbarkeit im Sinne des Menschen- und Tierwohls zu beachten“, so die Stadt gegenüber der Volksstimme.

Das Sozial- und Wohnungsamt stelle Hundekörbe und Katzentoiletten bereit. In den Wohnungen könnten zudem alle notwendigen Möbel, Geschirr und eine Waschmaschine genutzt werden. Auch ein Fernseher gehöre „im Rahmen des Rechts auf Information“ zur Ausstattung.

Sollten beide Wohnungen belegt sein, müssen Obdachlose auf die Unterkunft in Buckau ausweichen. Hier seien Haustiere jedoch weiterhin verboten.

Mit den beiden Wohnungen startete die Stadt ein Pilotprojekt. Der Stadtrat hatte Anfang 2019 die Verwaltung beauftragt, die Situation der obdachlosen Menschen in Magdeburg zu analysieren. Daraufhin wurden Fragebögen unter anderem in der Bahnhofsmission und dem Obdachlosenheim verteilt. Auf diesem Weg seien etwa 280 bekannte Menschen ohne festen Wohnsitz an der Umfrage beteiligt worden. Allerdings kamen nur 30 Bögen zurück, hieß es damals aus dem Rathaus.

Zu den Wünschen, die am häufigsten genannt wurden, zählten unter anderem Duschen und eine engere Begleitung und Hilfe bei Behördengängen. Aber auch an einer Unterkunft für wohnungslose Menschen mit Haustieren mangelte es noch. Dem werde nun Rechnung getragen.