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23-Jähriger hält fast gleichaltrigen Lebensmüden vom Freitod ab Polizei-Praktikant verhindert Sprung vom Hochhausdach

Von Matthias Fricke 29.07.2011, 06:28

Neue Neustadt. Ein 23-jähriger Polizeischüler hat gestern Vormittag auf dem Dach eines Zehngeschossers durch umsichtiges Handeln ein Familiendrama verhindert.

Der Praktikant war mit einem 56-jährigen erfahrenen Beamten zu einem Vermisstenfall in die Lübecker Straße ausgerückt. Die ehemalige Lebensgefährtin eines 24-jährigen Magdeburgers meldete diesen nach dem Trennungsgespräch als vermisst. Sie befürchtete, dass sich der Vater ihres Kindes etwas antun könnte. Im Gespräch äußerte die Frau außerdem, dass sich der Mann vielleicht auf dem Dach aufhalten könnte.

Der Polizeibeamte und sein 23-jähriger Praktikant stiegen daraufhin auf das Dach des Zehngeschossers und sahen den 24-jährigen Lebensmüden bereits an der Dachkante sitzen. Der Polizeischüler fand aufgrund seines jungen Alters sofort einen Draht zu dem jungen Mann. Beide rauchten gemeinsam eine Zigarette. "Das Gespräch ging bestimmt über eine Viertelstunde", erklärte später der Dienstgruppenleiter Marco Konrads das Vorgehen.

Diese Zeit nutzte die Feuerwehr, die mit zwei Löschzügen angerückt war, um zur Sicherheit am Boden sogenannte Sprungpolsterkissen aufzubauen. Gleichzeitig wurde die Verhandlungsgruppe des Landeskriminalamtes mit geschulten Psychologen und die Notfallseelsorger informiert. Der Höhenrettungsdienst der Feuerwehr brachte sich außerdem in Position und wartete auf den richtigen Moment den Mann retten zu können.

"Wir haben dem jungen Mann ein Gespräch mit der Notfallseelsorgerin angeboten, das lehnte er aber ab. Er wollte weiter mit dem Praktikanten sprechen", erklärt der Polizeibeamte weiter.

Der 23-Jährige schaffte es schließlich, sein Gegenüber in die Mitte des Daches zu bewegen, so dass in dieser Situation die Rettungskräfte zugreifen konnten und den Mann sicher zum Rettungswagen begleiten konnten. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Die geschulten Psychologen der Verhandlungsgruppe des LKA kamen nicht mehr zum Einsatz.

In der Polizeiausbildung und Fortbildung wird genau für solche Einsätze eine "Erstsprecher-Ausbildung" angeboten. Dabei lernen die Beamten, wie sie sich in solchen Situationen verhalten müssen. Der 23-jährige Praktikant und der 56-jährige Polizeibeamte hatten diese Ausbildung aber noch nicht absolviert.