Protest "Wölfe" erschrecken vor dem Hauptbahnhof
Protest vor dem Hauptbahnhof Magdeburg: Passanten und rechte Demonstranten werden von der Installation "Die Wölfe sind zurück" empfangen.
Magdeburg l Rainer Opolka ist mit seinen „Wölfen“ schon seit mehreren Jahren in Deutschland unterwegs. Am Sonnabend ist er in Magdeburg zu Gast. Mit oder ohne Anlass zeigt er die menschgewordenen Raubtiere wahlweise in Innenstädten und zieht damit reihenweise die Blicke auf sich, springen dem Passanten doch bizarr-bedrohliche Wesen regelrecht entgegen.
Die Wirkung ist kein Zufall, sondern beabsichtigt. Opolka hat diese „Wölfe“ ganz bewusst geschaffen, um zu erschrecken, aufmerksam zu machen und bestenfalls zum Nachdenken anzuregen.
Die Botschaft der Installation ist ganz einfach: Wenn die Gesellschaft immer mehr verroht, Toleranz und Weltoffenheit verloren gehen, dann wird der Mensch zum wolfsähnlichen Tier und zerfleischt sich am Ende schlimmstenfalls auch noch selbst. In einem Brief an die Magdeburger schreibt Rainer Opolka unter anderem: „Ich protestiere mit den Bronzewölfen gegen Hass und Gewalt, ganz gleich, ob diese von Deutschen oder Ausländern, von Terroristen, Neonazis, gewaltbereiten Islamisten oder ,normalen‘ Straftätern ausgeht.“
Man müsse miteinander reden und konstruktiv aufeinander zugehen. Nur gemeinsam könne man das Land besser gestalten. Opolka: „Dazu brauchen wir keine rechten Ideologen, sondern die Institutionen der Demokratie. Magdeburg benötigt zum Jahrestag der Bombardierung keine doppelbödigen ,Trauer-Nazis‘, sondern verantwortliches Handeln für Toleranz, Frieden und Menschlichkeit.“
Opolka wird seine Bronzewölfe am 19. Januar 2019 ab 8 Uhr vor dem Hauptbahnhof in Magdeburg aufbauen. Insgesamt vier Wölfe wird er mitbringen und aufstellen. Die Evangelische Jugend zeigt gemeinsam mit dem Künstler die Ausstellung „Die Wölfe sind zurück“ dann von 10 bis 17 Uhr.
Die mächtigen Bronzewölfe protestieren in Verbindung mit riesigen Aufstellern gegen Hass und Gewalt in unserer Stadt und in der Gesellschaft, sagte Ute Kopp, Gemeindereferentin der Evangelischen Jugend Magdeburg. Magdeburger und Gäste seien herzlich eingeladen zu Gesprächen, Mal-Aktion und guter Musik, hieß es weiter.
Opolka: „Letztlich soll die Kunst-Aktion auch deutlich machen, dass wir in unserem Land Bedingungen schaffen müssen, unter denen niemand mehr hassen muss. Das Übel an der Wurzel fassen, heißt: Nicht nur Verbitterung, Hass und Gewalt bekämpfen, sondern die Krise als Aufforderung begreifen, an einer Gesellschaft zu bauen, die der sozialen und politischen Spaltung entgegenwirkt.“
Ein Teil der Skulpturen ist aus Bronze, ein anderer Teil aus Eisen gegossen. Hergestellt wurden sie im Wachsausschmelzverfahren.
Da es sich um eine Gruppe handelt, ergeben sich verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten und Anordnungen. Die Wölfe können zum Beispiel als Formation angeordnet werden, es ist aber auch machbar, die Besucher durch die Gruppe wie durch Spaliere hindurchzuführen, beschreibt der Künstler selbst seine Installation.
Die Wölfe sollen die Fragen aufwerfen: „Was passiert, wenn die Formen der Ordnung und des Zusammenhalts zerbrechen und Fremdenfeindlichkeit sich wie ein Virus ausbreitet?“, fragt Opolka weiter. Und fügt hinzu: „Wenn Menschen aus der Enge der eigenen Lebensverhältnisse eine Sichtweise entwickeln wie Kaninchen im Stall? Was also passiert, wenn der Mensch des Menschen Wolf wird? Die Ausstellung: „Die Wölfe sind zurück“ soll das zeigen und uns eine Warnung sein.“
Der Ort der Kunstschau ist bewusst gewählt. Die Ostseite des Bahnhofs ist am Sonnabendmittag Startpunkt für eine Demonstration rechter Gruppierungen. Nach Volksstimme-Informationen wurden dafür vom Veranstalter etwa 250 Personen angemeldet.