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Mehr als 750 Magdeburger gaben am Wochenende ihr Votum zur "Brückenfrage" ab Pylon schlägt Pfeiler in der Lesergunst: Mehrheit wünscht sich die Brücke am Seil

Von Katja Tessnow 01.10.2012, 03:24

Eindrucksvoll eindeutig fällt das Votum der Volksstimme-Leser zum neuen Brückenschlag in Zentrumsnähe aus. Eine deutliche Mehrheit (64,5 Prozent) bevorzugt trotz Mehrkosten eine Konstruktion mit Pylon und Schrägseilen.

Magdeburg l Immerhin 753 Volksstimme-Leser folgten der Einladung zur Abstimmung per Telefon und Internet am Wochenende. Zwar gehen - wie dutzendfache Wortmeldungen am Telefon und per E-Mail belegen - die Meinungen im Detail weit auseinander, eine große Mehrheit ist sich jedoch einig in ihrer Vorliebe für die Pylonbrücke. Sie erscheint der großen Mehrheit jener Magdeburger, die sich am Leservotum beteiligten, nicht nur optisch deutlich ansprechender als der alternative Brückenbau auf Pfeilern. Es wurden auch Sorgen in Sachen Hochwasserschutz laut, welche die Elbeanrainer im Angesicht eines wahren Pfeilermeers in der Alten Elbe bewegen, sollte den dort bereits bestehenden Bauten (Eisenbahn- und Anna-Ebert-Brücke) ein weiterer Brückenschlag über sieben Betonstützen hinzugefügt werden.

Das Kostenargument des Oberbürgermeisters für die Pfeilerbrücke - sie soll geschätzte sechs Millionen Euro "preiswerter" sein als die Pylonvariante - zieht bei vielen Magdeburgern offenbar nicht. Erstens, weil sie Mehrkosten mit Blick auf ein Jahrhundertbauwerk tolerabel finden. Zweitens, weil viele den Glauben an den Bestand von Kostenvoranschlägen für Großbauprojekte verloren haben und von Teuerungen im Bauverlauf ausgehen.

Pylon hin, Pfeiler her - abgesehen von der Frage nach der Bauart macht das Umfrageergebnis klar: Fast alle Beteiligten halten den zweiten Brückenschlag parallel zur Zoll- und zur Anna-Ebert-Brücke für notwendig. Stimmen, die sich komplett gegen das Bauprojekt wenden und allein die Sanierung des alten Brückenzuges für hinreichend halten, verlieren sich nahezu im Chor der Andersdenkenden.

Immerhin mehr als 30 Prozent der votierenden Volksstimme-Leser könnten sich in diesem Sinne durchaus für den Pfeilerbau erwärmen, manche streiten sogar ganz energisch und nicht nur aus Kostengründen dafür. So zum Beispiel der Ehrenvorsitzende des Architekten und Ingenieur Vereins Magdeburg, Heinz Karl Prottengeier. Er attestiert einem meterhohen Pylon am geplanten Standort eine störende Wirkung für das Stadtbild und gibt deshalb der Pfeilerkonstruktion den Vorzug. Diese Meinung teilten durchaus einige Anrufer in der Redaktion, wenn sie den "Pylonfreunden" auch zahlenmäßig weit unterlegen waren.

Die Einwände von Umweltbehörden gegen den Brückenbau auf Pfeilern im Natur- und Landschaftsschutzgebiet Elbaue spielen für die Mehrheit der Magdeburger offenbar eine untergeordnete Rolle beim Entscheid.

Am Donnerstag soll der Stadtrat entscheiden - aus Sicht der Stadtverwaltung und ihres Frontmannes Lutz Trümper eindeutig pro Pfeiler. Das Stadt- oberhaupt ringt seit Monaten äußerst energisch für die "wirtschaftlichere Variante" und hatte bei den Vorberatungen der Ratsausschüsse mehrfach Mehrheiten auf seiner Seite. Ob das konträre Votum der Volksstimme-Leser pro Pylon daran etwas ändert, wird die Abstimmung am Donnerstag erweisen.

Der Bau des mehr als 400 Meter langen Brückenschlages über Zoll- und Alte Elbe soll erst 2017 beginnen und mehrere Jahre Zeit in Anspruch nehmen. Was entsteht, ist für die nächsten einhundert Jahre - mithin für Generationen - gedacht.