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Radverkehr Mit dem Fahrrad durch die Festtage

Mit Teilnahmerekorden sind über Weihnachten Aktivitäten von Radfahrern über die Bühne gegangen.

Von Martin Rieß 28.12.2015, 00:01

Magdeburg l Während viele Magdeburger noch dem Weihnachtsbraten nachgetrauert haben dürften, haben einige Fahrradfahrer in den vergangenen Tagen kräftig in die Pedale getreten. Die spannende Frage war beispielsweise: Bekommen die Akteure von Critical Mass (zu Deutsch kritische Masse), die jeden letzten Freitag im Monat einen Ausflug durch die Stadt unternehmen, genügend Teilnehmer aufs Rad? Am Abend des ersten Weihnachtsfeiertags stand fest: Ja, die Gemeinschaft schafft das. Mit 35 Teilnehmern sogar als Rekord für einen Dezember.

Was die Critical Mass angeht, sei ein Trend zu immer höheren Teilnehmerzahlen zu erkennen, auch wenn dieses Mal das milde Wetter auf der Seite der Radfahrer stand, schätzt Micha Kunert die Situation ein. Er fährt seit langem bei den Ausflügen durch Magdeburg mit. In diesem Jahr hatte es mehrfach weit über 100 Teilnehmer gegeben, im November 93, jetzt im Dezember immerhin noch 35. Im Vergleich der deutschen Städte, in denen es solche Ausflüge gibt, liegt Magdeburg kontinuierlich um den zehnten Platz.

Die Critical Mass ist übrigens keine neue Erfindung: 1992 fand sie das erste Mal in San Francisco statt, 1997 in Berlin, 2007 in Magdeburg. Ohne Leitung bestimmen diejenigen, die vorn fahren, wo es lang geht. Oberstes Gebot ist dabei, sich an die Verkehrsregeln zu halten. Und diese besagen, dass die Teilnehmer einer Gruppe von 16 Fahrrädern sich beispielsweise nicht an das durch ein blaues Verkehrszeichen gekennzeichnetes Gebot zur Nutzung eines Radweges halten müssen.

Dass sich darüber auch in Magdeburg viele nicht bewusst sind, bewies die Tour von der Sternbrücke durch die Altstadt in die Alte Neustadt und zurück eindrucksvoll: Anstatt die Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer zu akzeptieren – wie vom Gesetzgeber vorgegeben und von den Teilnehmern eingefordert – wurde der Pulk in waghalsigen Überholmanövern passiert.

Da mit Norman Dreimann als Vorsitzender des Magdeburger ADFC-Regionalverbands ein Vertreter der selbstorganisierten Radfahrerschaft mit von der Partie war, gab es gleich zu Beginn der Rundtour den Austausch über aktuelle Radfahrerthemen: In der Kritik stand die Sperrung von Teilen des Breiten Wegs für den Weihnachtsmarkt. Norman Dreimann meint: „Immerhin haben wir die Ausschilderung einer Umleitungsstrecke erreicht.“

Die Critical Mass trifft sich jeden letzten Freitag im Monat, 19 Uhr, an der Sternbrücke. (Internet: facebook.com/23cmmd)

Ebenfalls traditionsreich ist der Ausflug des ADFC am zweiten Weihnachtsfeiertag. Und ebenfalls gab es hier einen Teilnehmerrekord: 31 Magdeburger trafen sich zur 30-Kilometer-Fahrt zum Boquet-Graseweg und in den Herrenkrug am zweiten Weihnachtsfeiertag um 10 Uhr am Universitätsplatz. Wie Tourenleiter Klaus Schmeißer berichtet, gibt es diese Weihnachtsausfahrten seit 1994. Deren Ziel ist nicht zuletzt, ein wenig aus dem Feiertagsmodus heraus und in Bewegung zu kommen. Wegen Glätte und Schnee war zuletzt 2010 eine Fahrt ausgefallen. Mit von der Partie waren in diesem Jahr altbekannte Radwanderer ebenso wie eine Reihe von „neuen Gesichtern“.

Zum Programm gehört bei diesen Radwanderungen auch, den Radfahrern in Magdeburg neue Möglichkeiten vorzustellen. Im Falle der ADFC-Tour am Sonnabend ging es dabei auch in den Herrenkrug. Klaus Schmeißer: „Unter anderem vom Rastplatz im Wiesenpark bis in den Biederitzer Busch ist ein bislang unbefestigter Weg mit einer Betondecke versehen worden.“ Das wird sicher nicht den Radfahrern zuliebe, sondern als Zugeständnis an den Hochwasserschutz und die Bewirtschaftung der Flächen geschehen sein – viele Radfahrer werden diese Verbesserung aber dankbar annehmen.

Neben dem praktischen und sportlichen Aspekt einer solchen Radtour setzen die Organisatoren auch auf geschichtliches und heimatkundliches Wissen. Klaus Schmeißer hatte für diese Weihnachtstour Informationen zu zwei Stationen recherchiert. Zum einen berichtete er am Boquet-Graseweg, dass dessen Bezeichnung vom Bürgermeister der Pfälzer Kolonie in Magdeburg stammte. Der Bürgermeister besaß Ländereien an der Straße. Zum anderen machten die Radfahrer halt im Danziger Dorf, das in den 1930er Jahren für Zuwanderer aus dem Gebiet der Stadt Danzig gebaut worden war.

Die Fahrradtour am zweiten Weihnachtsfeiertag ist Bestandteil des Radwanderkalenders des ADFC. Derzeit wird der Veranstaltungsplan für das neue Jahr erarbeitet.