1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Ist der Zug am Bahnhof abgefahren?

Sanierung Ist der Zug am Bahnhof abgefahren?

Der Eigentümer des Bahnhofs Neustadt in Magdeburg hofft weiter auf Verhandlungen mit der Stadt und will jetzt einen Vermittler einschalten.

Von Stefan Harter 26.07.2020, 01:01

Magdeburg l Nach dem Artikel über die gescheiterten Verhandlungen zum Verkauf des Bahnhofs Neustadt an die Stadt Magdeburg, hat sich Eigentümer Stefan Euer erneut zu Wort gemeldet. Er will einige Dinge richtigstellen und zugleich seine weitere Gesprächsbereitschaft signalisieren.

Denn seine Pläne zum Umbau des maroden Empfangsgebäudes wird er „die nächsten Jahre“ nicht umsetzen, wie er sagt. Neben zwei Wohnungen im Dachgeschoss wollte er eine Gaststätte und ein Sportstudio einrichten. Die Fahrgäste sollten über einen separaten Zugang zu den Bahnsteigen gelangen. Seit einem Jahr liegt dazu eine Baugenehmigung vom Eisenbahnbundesamt vor. „Gegenwärtig kann niemand von uns erwarten, mitten in der Corona-Krise, ohne wirksamen Impfstoff und ohne Wissen über den wirtschaftlichen Ausgang in eine Begegnungsstätte wie den Bahnhof zu investieren“, erklärt er.

Deshalb setzt er weiter auf einen Verkauf an die Stadt. Mit Verhandlungen dazu hatte der Stadtrat die Verwaltung vor einem Jahr beauftragt. Grund ist der desolate Zustand des Gebäudes, durch den täglich circa 2000 Reisende gehen. Statt noch länger auf die Umsetzung der Sanierungspläne zu warten, sollte die Stadt selbst aktiv werden, so die Idee dahinter.

Nach unterschiedlichen Auffassungen zum Verkehrswert des Bahnhofsgebäudes hatte die Stadt die Verhandlungen jetzt als gescheitert betrachtet. Ein von der Verwaltung beauftragter Gutachter hatte 250 000 Euro als Wert errechnet. Weil er das Gutachten als fehlerhaft einschätzt, unter anderem weil der Denkmalschutz des Bahnhofs nicht beachtet worden sei, hatte Euer einen eigenen Sachverständigen beauftragt. Der kam in einer Stellungnahme zu dem Gutachten auf einen Verkehrswert von 900 000 Euro.

„Utopisch“ nannte Oberbürgermeister Lutz Trümper diese Summe gegenüber der Volksstimme. Als Kaufpreis, den Euer 2013 für den Bahnhof bezahlt haben soll, wurde immer wieder die Summe von 90 000 Euro genannt. „Das stimmt nicht“, sagt Euer. Wie viel er tatsächlich bezahlt hat, verrät er aber nicht.

Weiterer Kritikpunkt von ihm: Ein Jahr nachdem Stefan Euer 2015 die Baugenehmigung zunächst bei der Stadt beantragt und Gutachten dazu erstellen lassen hatte, erklärte die Stadt ihm, nicht zuständig zu sein. Das Geld für die Gutachten würde er ohne Verkauf nun geltend machen, sagt er.

Trotz aller Vorwürfe will Stefan Euer wieder an den Verhandlungstisch mit der Stadt zurück. „Ich habe einen in Sachsen-Anhalt akkreditierten Konsul gebeten, als Mediator tätig zu sein“, erklärt er. Nach der Sommerpause soll dieser mit dem OB Kontakt aufnehmen. „Man muss sich beim Preis irgendwo treffen, ohne dass einer sein Gesicht verliert“, sagt er.

Aus dem Rathaus hieß es zu diesem neuen Verhandlungsangebot nur: „Zu diesem Thema äußern wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht.“