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Sanierung Schlammschlacht am Magdeburger Mittagsee

Der Adolf-Mittag-See in Magdeburg hat ein Problem: Schlamm. Viel Schlamm. Deshalb wird jetzt gebaggert.

Von Tom Wunderlich 05.04.2019, 12:53

Magdeburg l Quietschorange präsentiert sich der tonnenschwere Bagger auf dem extra für ihn zusammengeschraubten Ponton. Wenn die Baumaschine von einem Punkt zum anderen will, dann schiebt ein kleines Schiff den Behelfsboden von A nach B. Der Bagger einer Firma aus Gommern ist rund 600.000 Euro wert und gräbt sich durch den schlammigen Boden des Adolf-Mittag-Sees in Magdeburg.

Bis in die Sommermonate soll der See entschlammt werden. Bereits in den letzten Wochen waren zahlreiche Bauarbeiter vor Ort, um die Arbeiten vorzubereiten.

So wurden unter anderem Bauzäune aufgestellt und eine Baustellenzufahrt auf der Ostseite des Sees, am Seilerweg, angelegt. In der letzten Woche war dann der Ponton auf den See gehoben worden. Dazu wurde, wie auch für den tonnenschweren Bagger, ein großer Mobilkran genutzt. Hintergrund des Millionenprojekts ist die Entschlammung des Gewässers im Stadtpark Magdeburg.

Beim Hochwasser im Jahr 2013 hatten sich zahlreiche Sedimente auf dem Grund des Mittagsees abgesetzt und somit den See verunreinigt. Das wirkte sich negativ auf die gesamte Ökologie des Gewässers und somit auch auf die Wasserqualität aus.

Das hat 2008, vor allem während der heißen Monate, immer wieder für Probleme gesorgt. Unter anderem waren Fische verendet, und an manchen Tagen verströmte der Adolf-Mittag-See einen mehr als nur unangenehmen Geruch.

Um genau diese Probleme in den Griff zu bekommen, hat der Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe den Auftrag zur Sanierung des Gewässers erteilt. Für das Großprojekt wurden seitens der Planer rund vier Millionen Euro veranschlagt. Gefördert wird diese Maßnahme zu 100 Prozent aus den Fördertöpfen der Bundesregierung sowie des Landes Sachsen-Anhalt zur Beseitigung von Hochwasserschäden.

Zuletzt war der See in den Jahren 2007/2008 komplett entschlammt worden. Damals hatten sich die Kosten für die Sanierung auf rund 1,7 Millionen Euro belaufen.

Während der Maßnahmen bleibt der See gesperrt. Das heißt vor allem für die Ausflügler aus Magdeburg und Umgebung, dass es in dieser Zeit keine Bootsfahrten auf dem See gibt. Der Bootsverleih bleibt somit das ganze Jahr über geschlossen. Der Bootsverleih wird ebenfalls vom Eigentrieb Stadtgarten und Friedhöfe betrieben.

Als Grund für den geschlossenen Bootsverleih nennen die Verantwortlichen vor allem das eklatante Sicherheitsrisiko für Freizeitkapitäne, denn wenn sie sich mit dem tonnenschweren Schwimmbagger doch einmal ins Gehege kommen sollten, kann man sich gut ausmalen, wer dieses Duell gewinnt.

Aufgabe des Spezialbaggers ist es, den Schlamm aus dem Gewässer zu heben. Dieser wird in Containern entwässert und anschließend auf eine Deponie gebracht, welche dann als Endlager für den Schlamm dient.

Um den Zustand in Zukunft dauerhaft zu verbessern, gab es in den vergangenen Jahren viele Überlegungen, so unter anderem die Idee, einen Zufluss für die Taube Elbe zu schaffen. Dadurch hätte die Qualität durch Frischwasser verbessert werden können. Der Plan wurde jedoch verworfen, da sich die Elbe in den letzten Jahrzehnten immer tiefer in das Flussbett eingegraben hatte. Dadurch sei ein ständiger Zufluss kaum machbar gewesen. Es hätte ein Schöpfwerk gebaut werden müssen.

Der See selbst ist ein über 100 Jahre altes, künstlich angelegtes Gewässer. Der Großindustrielle Adolf Mittag hatte den See von 1906 bis 1908 anlegen lassen. Dafür war damals die Taube Elbe aufgeweitet worden. Mittag finanzierte das Vorhaben komplett allein mit 50.000 Mark. Er stellte den See anschließend allen Magdeburgern als Ausflugsobjekt zur Verfügung.