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Sanierung Warum Magdeburgs Museum turmlos bleibt

Das Kulturhistorische Museum in Magdeburg wird saniert. Warum es seinen Turm aber wohl nicht wieder zurückbekommt.

Von Martin Rieß 19.07.2019, 01:01

Magdeburg l Mit mehr als einer Million Euro fördert das Land Sachsen-Anhalt den weiteren Ausbau des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg. Übergeben hatte das Geld Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU). Bei dieser Gelegenheit hieß es, dass damit „die grundlegende Sanierung des Baudenkmals abgeschlossen werden“ könne.

Doch ein Blick auf alte Fotografien zeigt: Dem historischen Original entspricht das heutige Kulturhistorische Museum keineswegs. Augenfällig ist auf den alten Bildern ein markanter Turm, der im Bereich des heutigen Haupteingangs in die Höhe ragte. Magdeburgs heutiger Kulturbeigeordneter Matthias Puhle hat von 1991 bis 2012 das Museum geleitet, hat hier unter anderem die erfolgreichen drei Sonderausstellungen über die Ottonen organisiert. Und er hat sich mit der Geschichte des Hauses beschäftigt, da er sich auch mit der Ausrichtung des Museums beschäftigen musste. „Klar war beispielsweise, dass wir den Kaiser-Otto-Saal mit seinem Wandgemälde wiederherstellen mussten“, berichtete er am Rande der Übergabe des Fördermittelbescheids.

Zudem ging es darum, bislang anderweitig genutzte Räume wieder für den Publikumsverkehr zu erschließen. „Dafür war aber auch der Turm, der nach einem Bombentreffer im Jahr 1945 vollkommen zerstört worden war, früher nicht genutzt worden.“ Das architektonische Accessoire wurde nur von der Verwaltung genutzt.

Statt Energie in eine Wiedererrichtung des Turms zu stecken, setzte man nach der Wende 1990 eher darauf, andere Räume für den Ausstellungsbereich nutzbar zu machen. Bei einem Turm hätte ohnehin die museal nutzbare Fläche in keinem guten Verhältnis zu den Flächen gestanden, die für Treppenhaus und Aufzug benötigt worden wären.

„Beim Wiederaufbau wurde mit der Giebelwand doch eine ansehnliche Lösung gefunden.“ Michael Stöneberg, der im Kultuhistorischen Museum für den Bereich der Zeitgeschichte zuständig ist, bringt noch einen weiteren Aspekt ins Spiel. Er sagt: „Auch aus stadtplanerischer Sicht wäre der Turm nicht mehr ein Zeichen wie Anfang des 20. Jahrhunderts, als das Kaiser-Friedrich-Museum an dieser Stelle gebaut wurde.“

Grund: Damals wurde nach und nach die Magdeburger Altstadt nach Süden erweitert, als die Festungsanlagen nicht mehr benötigt wurden. „Der Turm am Museum war damals ein Zeichen: Hier hört die historische Altstadt auf und etwas Neues fängt an.“

Mit der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ist aber auch diese bis in jene Jahre an vielen Gebäuden noch sichtbare Grenze verloren gegangen. Angesichts dessen, dass die nördliche Altstadt stärker von den Zerstörungen betroffen war als die südliche, könnte ein Besucher sogar zu dem Schluss kommen, dass im Süden des Magdeburger Stadtzentrums die historische Altstadt liegt.

Doch auch hier würde das Kulturhistorische Museum kaum noch als Marke dienen können. Der Grund: Der Zerstörung der Innenstadt sind in Sichtweite des Museums die meisten Gebäude aus jener Zeit zum Opfer gefallen. Ausnahmen sind beispielsweise das heute von der Volksbank genutzte frühere Dienstgebäude der Provinzial-Steuer-Direktion an der Ecke Max-Josef-Metzger-Straße/ Danzstraße sowie das als Mitteldeutsche Privatbank gebaute Haus an der Otto-von-Guericke-Straße 27/28.

Statt des Turms wurde vor acht Jahren übrigens der Südverbinder gebaut. Die Vier-Millionen-Euro-Investition war am 26. Januar 2012 eröffnet worden und beherbergt neben 400 Quadratmetern für Sonderausstellungen die Bibliothek des Hauses, Magazin- und Verwaltungsräume.