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Bildung Schulen in Magdeburg brauchen Instrumente für Musik-Unterricht, der neugierig macht

Warum der Musiklehrer mehr leistet als die musikalische Umrahmung der Weihnachtsfeier und musikalische Bildung wichtig für die Gesellschaft ist.

Von Christina Bendigs Aktualisiert: 20.4.2021, 05:43
Musikunterricht braucht Instrumente, gerade in Zeiten, in denen nicht gesungen werden darf. Davon ist Prof. Dr. Georg Maas überzeugt.
Musikunterricht braucht Instrumente, gerade in Zeiten, in denen nicht gesungen werden darf. Davon ist Prof. Dr. Georg Maas überzeugt. Symbolfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa

Magdeburg. Die Integrierte Gesamtschule „Willy Brandt“ sammelt derzeit Geld für die Reparatur ihres Flügels, die 23.000 Euro kosten würde, zahlreiche Magdeburger Schulen haben zudem Gitarren und Klanginstrumente bei der Stadt als Schulträger beantragt. Aktuell verfügen die Magdeburger Schulen über insgesamt 8 Flügel, 32 Klaviere und 221 Keyboards. Das geht aus einer Stellungnahme der Verwaltung zu einer Anfrage der Fraktion Die Linke hervor, die Kulturbeigeordnete Regina-Dolores Stieler-Hinz bearbeitet hat. Die Fraktion verweist auf die zahlreichen positiven Effekte, die Musikunterricht auf die Kinder hat. Und die bestätigt auch Prof. Dr. Georg Maas als Musikpädagoge an der Martin-Luther-Universität in Halle. „Der Musikunterricht leistet einen Beitrag zur schulischen Bildung, der durch kein anderes Fach ersetzt werden kann“, antwortet Maas auf Volksstimme-Anfrage.

Der Experte auf den Gebieten Musikunterricht in der Schule, musikalische Bildung, Musikpädagogik und Musikdidaktik ergänzt: „Wer glaubt, dass Musiklehrer nur deswegen benötigt werden, damit die Weihnachtsfeier musikalisch ansprechend umrahmt wird, hat nichts von der bildenden Kraft der Musik verstanden.“ In der multikulturellen Gesellschaft, in der wir leben, sei „Musikunterricht nicht nur bildungsrelevant, sondern gesellschaftstragend“, ist er überzeugt. Als wesentlicher Bereich schule Musik die ästhetische und emotionale Entwicklung des Menschen. Musik fördere auf vielfältige Weise die geistige Entwicklung und Kreativität, spreche die Sinne und Emotionen an. Das gemeinschaftliche Musikmachen biete zudem die Möglichkeit, mit Gleichaltrigen die Freude an der Musik zu teilen – auch in der Schule.

Für viele Kinder sei die Schule der einzige Ort, an dem sie musikalische Bildung erfahren würden, so Maas. Sie können damit ihre ästhetischen Wahrnehmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten entwickeln und würden auf diese Weise aus der in der Gesellschaft weit verbreiteten Rolle des passiven „Musikkonsumenten“ heraustreten. Maas: „Guter Musikunterricht weckt Neugier, Bereiche der Musikkultur kennenzulernen, die den Kindern und Jugendlichen ansonsten unbekannt blieben, und erlaubt, sich einen selbstbewussten Umgang mit Musik zu erschließen.“ Im Idealfall entwickeln Schüler auf diese Weise „eine Haltung, die das gesamte Leben begleitet“.

Instrumente tragen zu interessantem Unterricht bei

Diese Neugier zu wecken, dazu trage ein musikalisch motivierendes Instrumentarium bei. Nur dann könnten die Schülerinnen und Schüler ästhetisch ansprechend und mit Freude selbst Musik machen, ist Maas überzeugt. Die Möglichkeiten reichen heute vom klassischen Orff-Instrumentarium über Schlaginstrumente aus aller Welt, Boomwhackers (Schlaginstrument in Form einer Kunststoffröhre), Ukulele oder Cajon bis zum Instrumentarium der Pop-Rockmusik wie Schlagzeug oder Bassgitarre. „Auch Computer oder Smartphones werden inzwischen kreativ ins Musikmachen einbezogen“, so Maas. Die Ausstattung mit Instrumenten werde umso wichtiger, da in der aktuellen Phase der Corona-Pandemie im Unterricht nicht gesungen werden dürfe. „Gerade in der gegenwärtigen Situation, in der darüber nachgedacht wird, wie der durch die Pandemie bedingte Unterrichtsausfall in den Schulen ausgeglichen werden kann, wäre es fatal, wenn der Musikunterricht vergessen wird“, erklärt Maas.

Hinsichtlich des Bechstein-Flügels an der Willy-Brandt-Schule berichtet die Stadtverwaltung, dass die Schule 2000 Euro Spendengeld gesammelt hat. Allerdings gibt sie zu bedenken, dass ein elektronisches Klavier beziehungsweise ein elektronischer Flügel zwischen 3000 und 12.000 Euro kosten würde. Die Reparatur würde 23.000 Euro kosten. Der Entscheidungsprozess sei noch nicht abgeschlossen.