Selbstversuch Erdbeeren: Die Zeit ist reif in Magdeburg
Die Erdbeeren mal nicht aus dem Supermarkt oder bei einem Straßenverkäufer holen, sondern selber pflücken. Das ist in Magdeburg möglich.
Magdeburg l Erdbeeren - ein kleines Schild am Straßenrand der Halberstädter Chaussee in Magdeburg weist mich darauf hin, dass ich beinahe am Ziel bin. Wenige hundert Meter weiter kann ich das Feld und die Einfahrt schon sehen. Auf dem Parkplatz zeigt mir ein weiteres Schild den Weg. Um die Erdbeeren selbst zu ernten, muss ich zu dem kleinen Stand am anderen Ende des Geländes. Zu sehen sind an diesem Dienstag noch fünf weitere Autos und ein paar Fahrräder. Der Besucheransturm scheint sich in Grenzen zu halten. Außer mir nutzen anscheinend nur wenige Leute ihre Mittagspause zum Erdbeeren pflücken.
Ich sage der Verkäuferin an dem Stand, dass ich gerne selber ein paar Erdbeeren pflücken möchte. Sie entgegnet daraufhin, dass ich dazu „bestimmt einen Korb benötige." Die freundliche Dame erklärt mir mit einem Augenzwinkern, dass etwa drei Kilogramm Erdbeeren in den Korb passen, ich aber selbstverständlich nicht so viel ernten müsse. „Gehen sie zu dem Bereich bei den Fahnen, da wo die anderen schon sind, da finden sie große, reife Früchte", gibt sie mir zusammen mit dem Spankorb noch auf den Weg.
Auf dem eingezäunten Feld sind bereits etwa 15 weitere Leute, die sich bückend, in der Hocke oder auf den Knien, den roten Früchten nähern. Ich versuche mich daran zu erinnern, wie das früher bei meinen Großeltern im Garten war. Die Erdbeere nicht an der Frucht anfassen, sondern am Stiel von der Pflanze abknipsen. Außerdem orientiere ich mich an der Haltung der anderen Pflücker. Das dauernde Bücken ist mir zu anstrengend, also probiere ich es in der Hocke, das funktioniert deutlich besser.
Nach den ersten paar Pflanzen habe ich gelernt, meine Euphorie über die schönen, reifen Erdbeeren zu bremsen. Denn: Was auf den ersten Blick als reif erscheint, muss es nicht tatsächlich sein. Häufig taste ich nach einer Frucht um sie dann doch nicht zu pflücken, weil ihre Spitze noch weiß ist. Trotzdem ist mein Korb nach knapp 25 Minuten bereits zur Hälfte gefüllt. Allerdings habe ich auch im Gegensatz zu den kleineren Erdbeerpflückern auf dem Feld zunächst alle Erdbeeren in den Korb gelegt und nicht direkt verspeist. Denn man kann beim Pflücken gern auch so viel naschen, dass der Bauch grummelt, solange man am Ende mindestens ein Kilo Erdbeeren kauft.
Auch ich kann der Verlockung nicht länger widerstehen. Zu gut sehen die teilweise riesigen Erdbeeren aus. Als die Erste in meinem Mund verschwindet, kann ich die Kinder verstehen. Von der Sonne leicht gewärmt, kommt das Aroma der Früchte noch besser zur Geltung.
Nach einer halben Stunde: Mit meinem halbvollen Obstkorb gehe ich zurück zu der freundlichen Dame am Eingang zum Feld. „Na das ging ja schnell", staunt sie nicht schlecht. Und schiebt ein „Ein Kilo ist ja gar nichts" hinterher. Feixend frage ich, ob es bei einer bestimmten Menge Erdbeerennaschen ungesund wird, worauf sie nur lächelnd entgegnet, dass es nie zu viele Erdbeeren sein können. Sieben Euro bezahle ich für mein zur Hälfte mit Erdbeeren gefülltes Körbchen. Und überlege, was ich damit mache. Erdbeeren mit Vanilleeis, Kondensmilch oder doch Milchreis… die süßen Möglichkeiten lassen mich schon jetzt träumen …
Allgemeine Informationen
Ein Kilo selbstgepflückter Erdbeeren kostet auf den Feldern in und um Magdeburg fünf Euro. Bereits gepflückte Erdbeeren werden zurzeit zum Kilopreis von 8,80 Euro verkauft. Eine 500-Gramm-Schale Erdbeeren bekommen Erdbeerliebhaber für 4,50 Euro. Die gleichen Preise werden auch an den Erdbeerständen im Magdeburger Stadtgebiet aufgerufen, wie Kornelia Gummert vom Betreiberunternehmen Erdbeer Gummert am Telefon berichtet.
Die meisten Leute kommen nachmittags zum Erdbeeren pflücken auf die Felder, aber auch viele Frühaufsteher sind häufig bereits zur Öffnung morgens um halb acht vor Ort.
Die wenigsten Pflücker kommen in der Mittagszeit, da bei prallem Sonnenschein die Arbeit sehr anstrengend ist.
Kornelia Gummert empfiehlt Erdbeeren immer frisch zu essen, da sie bei längerer Lagerung schnell ihr Aroma verlieren und verderben.
Für Leute, die selbst Erdbeeren anbauen wollen, empfiehlt die Fachfrau nährstoffreiche Böden. Keinesfalls sollten auf dem Boden zuvor Kartoffeln angepflanzt worden seien. "Kartoffeln ziehen sämtliche Nährstoffe aus dem Boden, da können Erdbeerpflanzen nicht gedeihen", erklärt Gummert. Außerdem benötigen Erdbeeren viel Wasser, sollten also regelmäßig gegossen werden.