Schüler und Lehrer des Werner-von-Siemens-Gymnasiums feiern den 25. Geburtstag ihrer Schule Siemensianer: "Wir können noch mehr!"
Alte Neustadt l Was 1988 mit 37 Schülern begann, wurde gestern mit über 570 Schülern gefeiert: Das Werner-von-Siemens-Gymnasium blickt auf 25 Jahre erfolgreiche Bildung und zahllose gewonnene Wettbewerbe nicht nur in den Spezialbereichen Mathematik, Naturwissenschaft und Technik zurück.
Er ist halt Mathelehrer durch und durch. Als der ehemalige Schulleiter Gerhard Muth, der das Siemens-Gymnasium aufbaute und 22 Jahre lang entscheidend prägte, zu seiner Jubiläumsrede ansetzte, ließ er sich eine kleine Rechenaufgabe nicht nehmen. Denn es gab einen einfachen mathematischen Grund, warum der 25. Geburtstag "seiner" Schule ausgerechnet am 30.8.13 gefeiert wurde. "Denn 30 plus 8 minus 13 ergibt natürlich 25", rechnete er schließlich vor und freute sich über den Bogen zu seinem Fach.
Als es ihm dann sogar noch gelang, den Bezug zum zweiten Jubiläum des Tages, den 20. Jahrestag der Namensgebung, zu konstruieren, war ihm der Jubel der Schülerschar gewiss. Dieser rief bei Oberbürgermeister Lutz Trümper sogar ein gewisses Maß an Neid hervor. "Politiker werden nicht so oft von solchen Begeisterungsstürmen begrüßt", scherzte er. Und dennoch sorgte das Stadtoberhaupt für den größten Applaus bei der Feierstunde und lieferte gleichzeitig den Beweis dafür, wie groß der Zusammenhalt am Werner-von-Siemens-Gymnasium ist. Denn er nutzte die Gelegenheit, um sich öffentlich für den derzeit nur stellvertretenden Schulleiter Frank Skroblien als Direktor der derzeit "führungslosen" Schule auszusprechen. Er ist einer von einer Handvoll Lehrer, die dem Gymnasium seit 25 Jahren die Treue halten. "Wenn man Qualität sieht, muss man die Qualität erhalten", richtete Trümper das Wort an Kultusstaatssekretär Jan Hofmann, der anschließend die Glückwünsche der Landesregierung überbrachte. "Ich nehme das als Hinweis mal auf", sagte dieser nur zur Personalie. Er lobte dafür die "lebendige Tradition" und die Spitzenleistungen der Siemensianer. Allein im vergangenen Schuljahr waren 45 von ihnen in diversen nationalen und internationalen Wettbewerben siegreich. "Sie zählen zur Champions League im Land", sagte er.
Gerhard Muth nahm die Besucher mit auf eine Zeitreise zu den Anfängen des Siemens-Gymnasiums. Am 6. August 1987 beschloss der damalige Bezirkstag, dass es in Magdeburg eine Spezialschule für den mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bereich geben sollte. "Relativ spät", erzählte Muth, in anderen Städten gab es bereits seit über 20 Jahren solche Einrichtungen für Hochbegabte. Die aus dem Raum Magdeburg mussten damals nach Kleinmachnow. Einen Schulweg von 70 Kilometer habe er damals auf sich genommen, um zur damaligen EOS "Otto von Guericke" in der Harsdorfer Straße zu gelangen. "Der Weg hat sich gelohnt", sagt er heute.
Ein Jahr später zog die Schule in die Pablo-Neruda-Straße um. Über die Bedingungen dort wollte Muth nicht viele Worte verlieren. Was als Übergangsquartier geplant war, blieb 20 Jahre lang die Heimat des Gymnasiums. Nach der Wende durfte Muth Schulleiter bleiben und sollte spontan seinen Lehrerpool zusammenstellen. "Das war wie eine Lotterie, weil ich kaum einen in Magdeburg kannte", erinnerte er sich. Doch seine Auswahl erwies sich durch die Bank als Glückstreffer.
Als 1993 gemeinsam beschlossen wurde, den Namen des berühmten Erfinders anzunehmen, klopfte bald das gleichnamige Unternehmen an die Direktorentür. "Wir mussten uns erst der Siemens AG und dem Urenkel von Werner von Siemens vorstellen", erzählte Gerald Muth. Die waren aber von Idee und Konzept sofort angetan und gaben die Erlaubnis.
2009 konnte der sanierte Klinkerbau in der Stendaler Straße bezogen werden und bot nun endlich auch das passende äußere Erscheinungsbild zum begabten Innenleben. Zwei Jahre später verabschiedete sich der Gründungsvater in den (Un)ruhestand, ihm zu Ehren wurde der Schulhof in Dr.-Muth-Platz umbenannt.
Dass die Siemensianer mehr können, zeigten sie in ihrem Festprogramm. Denn nicht nur in den MINT-Schwerpunktfächern (Mathematik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaft, Technik) verbuchen sie Erfolge. Auch in Sprachen, Musik und Sport glänzen sie mit Leistung.
86 Pädagogen, die aus Sicht des kommissarischen Schulleiters Frank Skroblien "die Schule am meisten ausmachen", haben in 25 Jahren 1234 Schüler zum Abitur geführt. Im jüngsten Jahrgang stand bei 59 von 61 Abiturienten eine 1 oder 2 vor dem Komma der Note. Ausruhen will man sich aber nicht. "Wir wollen die Messlatte immer höher legen", erklärten die Schüler selbst, "denn Siemensianer können noch mehr!"