Jugendliche lernen in einem Projekt der "Emma" Feuerjonglage und Selbstwertgefühl Stadtfelder Kiezkids sind "Feuer und Flamme" für ein brandheißes Hobby
Junge Stadtfelder beweisen Mut und Konzentration bei der Feuerjonglage. Das Projekt der "Emma" gibt ihnen Selbstwertgefühl und holt sie von der Straße.
Stadtfeld-Ost l Dabei hat Mutti doch immer gesagt: "Spiel nicht mit dem Feuer!" Was anderen Eltern wohl den Angstschweiß auf die Stirn treiben dürfte, war für die Eltern der Jungen und Mädchen von "Feuer und Flamme" kein Problem. So nennen sich Sarah, Pamela, Paul, Tobi, Danny und Max, die erst seit Anfang des Jahres mit brennenden Fackeln auftreten. Und doch können sie bereits auf einige Erfolge zurückblicken. Bei der Meile der Demokratie zeigten sie z. B. ihr Können.
"Das steigert natürlich unheimlich das Selbstwertgefühl der Kids", sagt Sören Bendler, der den Feuernachwuchs gemeinsam mit Dustin Vogt betreut. Er reiste früher durch Südeuropa und brachte sich die gefährliche Arbeit mit den brennenden Pois (kleine Gewichte an kurzen Stricken) bei. Heute überlässt er dies seinen Schützlingen und ist beeindruckt, wie viel sie in der kurzen Zeit gelernt haben.
"Zwei der älteren Jungen wollten wir im vergangenen November in eine Erwachsenenshow einbauen. Doch dann wollten immer mehr mitmachen, so dass wir eine eigene Gruppe gründeten", erzählt Sören Bendler.
Zuerst haben die Jugendlichen Trockenübungen im Jonglieren in der Turnhalle gemacht. Dann wurden nach und nach Stäbe, Bänder und Fächer in Lampenöl getaucht und angezündet. "Das ist Lernen mit Sofortbestrafung", meint Bendler. Sind die Jugendlichen nicht konzentriert, tut es meist weh.
Einige der Kiezkids wurden durch ihr vorlautes Auftreten manchmal als Störenfriede empfunden. "Mit der Feuerjonglage können sie ihrer Wildheit Ausdruck verleihen und anderen Menschen ein Lächeln auf das Gesicht zaubern", beschreibt Sören Bendler die Idee dahinter.
Inzwischen werden sie sogar gebucht, am Wochenende treten sie auf einer Silberhochzeit auf. Dafür haben sie gestern Nachmittag noch auf dem Schellheimerplatz eine eigene Choreografie passend zum Anlass einstudiert. "Die haben sie sich selbst ausgedacht", betont der Lehrer. Beim Training versammelt sich immer rasch eine große Zuschauerschar. "Das ist besser, als wenn sie nur auf der Straße rumhängen", meint Matthias Krüger, der einen der "Flammenwerfer" begleitet.
Das Spiel mit dem Feuer ist faszinierend, aber natürlich auch gefährlich, meint Sören Bendler. Passiert sei bislang aber noch nichts, abgesehen von etlichen abgesengten Haaren. Haben die Mädchen denn keine Angst um ihre langen Haare? "Nein, das ist mir egal. Es macht einfach Riesenspaß", sagt Sarah. Angst hat die 11-Jährige dabei überhaupt nicht. Da die Kinder seit Jahren das Kinder- und Familienzentrum "Emma" besuchen, kennen ihre Eltern die Betreuer und vertrauen ihnen. Denn ohne schriftliche Einverständniserklärung brennt natürlich kein Streichholz.
Wer Lust auf das heiße Hobby bekommen hat, kann sich in der "Emma" melden. Denn die Kids von "Feuer und Flamme" sind genau dies auch für neue Mitstreiter.
Kontakt unter Tel. 7328900.