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Strassenverkehr Verleih: Mit dem Elektro-Roller bald auch in Magdeburg unterwegs?

In Magdeburg gibt es bisher keinen gewerblichen Anbieter, um die Tretroller auszuleihen. So stehen die Chancen, dass sich das bald ändern könnte. 

Von Matthias Distler Aktualisiert: 19.08.2022, 08:40
In vielen Städten Deutschlands bereits zu sehen, Elektro-Roller, die zum Verleih angeboten werden.
In vielen Städten Deutschlands bereits zu sehen, Elektro-Roller, die zum Verleih angeboten werden. Symbolbild: dpa

Magdeburg - Seit November können in Staßfurt Elektro-Roller von „Bolt“ ausgeliehen werden. In größeren Städten Deutschlands gehören sie bereits seit 2019 zum Stadtbild, wie etwa in München, Berlin und oder Hamburg. In der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts gibt es bisher noch keine E-Roller zum Ausleihen von gewerblichen Anbietern. Dabei berichtete die Volksstimme bereits 2020 über mögliche interessierte Firmen. Nun scheint Bewegung in die Sache zu kommen.

Demnach seien zurzeit „mehrere Verleihfirmen mit uns in Kontakt beziehungsweise in Verhandlung getreten und so könnte es in absehbarer Zeit ein Angebot geben“, erklärt die Pressesprecherin der Stadt, Kerstin Kinszorra, auf Volksstimme-Anfrage. Weiteres, wie Fragen nach eventuellen Vorgaben der Stadt oder den potenziellen Verleihern, könne sie mit Verweis auf „nichtöffentliche Vertragsangelegenheiten“ derzeit nicht sagen.

Mobilität ohne Auto soll in der Stadt verbessert werden

In einer Stellungnahme der Stadtverwaltung von Anfang 2022, die laut Pressestelle immer noch aktuell sei, heißt es: „Die Landeshauptstadt Magdeburg hat sich mit dem Verkehrsentwicklungsplan 2030plus das Ziel gestellt, die Verkehrsmittel des Umweltverbundes [...] zu fördern und insbesondere die städtische Mobilität ohne Kraftfahrzeuge zu verbessern. Dazu sollen auch privat betriebene Sharingsysteme und damit auch elektrische Tretroller (‚E-Scooter‘) einen Beitrag leisten.“

Weiter heißt es, dass bei einer möglichen Umsetzung die
E-Roller „eng mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verzahnt werden“ müssten. Sie sollen als Ergänzung zum bestehenden ÖPNV dienen, nicht als dessen Ersatz. Je nahtloser das geschehe, desto eher bestehe die Chance, dass Nutzer des ÖPNV diese als neue Option wahrnehmen, so die Hoffnung der Stadtverwaltung - und dafür das Auto stehen ließen.

Mehrere Firmen hatten bereits Interesse an dem Verleihen der E-Scooter in Magdeburg gezeigt. Im Herbst 2020 hatte sich etwa das Unternehmen YourCar GmbH mit einem Angebot an die Landeshauptstadt gewandt. Die Firma bietet mit ihrem Service Yoio einen Verleih für Tretroller an. Eine Absage der Stadt erfolgte Anfang Dezember 2020. „Aktuell werden E-Scooter weniger als Ersatz für die Autofahrt und eher als Alternative zum Fußweg, Fahrrad oder ÖPNV genutzt“, begründete das Stadtplanungsamt die Absage. Und weiter: „Angesichts der bisherigen Erfahrungen kann man noch nicht behaupten, dass E-Scooter im Verleih einen positiven Nutzen für die Mobilität hätten.“

Wann E-Roller gut für die Umwelt sind

In Staßfurt gehören die Roller bereits zum Stadtbild. Gegenüber Fahrrädern sind die Elektro-Zweirräder laut Studien die umweltschädlichere Variante.
In Staßfurt gehören die Roller bereits zum Stadtbild. Gegenüber Fahrrädern sind die Elektro-Zweirräder laut Studien die umweltschädlichere Variante.
Foto: Enrico Joo

Welchen Beitrag können die E-Roller tatsächlich für die Mobilität und die Umweltbilanz in der Städten leisten? „In der Ökobilanz sind
E-Scooter deutlich besser als das Auto“, erklärt Kinszorra schriftlich. Sie verweist in dem Zusammenhang jedoch auf eine Studie, nach der durch E-Roller kein Ersatz für energieaufwändigere Fortbewegungsarten erfolge, sondern lediglich das Zu-Fuß-Gehen ersetzt werde. Gegenüber Fahrrädern, „mit dem sich Strecken ebenso schnell bewältigen lassen und Gepäck besser transportieren lässt, sind E-Scooter die deutlich umweltschädliche Variante und daher keine gute Alternative“. Hauptproblem bleibe „die hohe Zahl privater Autos“, heißt es in der Stellungsnahme der Stadt ergänzend.

Zu dieser Einschätzung kommt auch das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Roßlau in einer Auswertung zu E-Scootern. „Sie sind nur dann umweltfreundlich, wenn sie Auto- oder Motorrad-Fahrten ersetzen.“ Sinnvoller sei es, wenn Verleiher E-Scooter statt in Innenstädten besser in den Außenbezirken aufstellen würden. Dann könnten sie beispielsweise für die Strecke zwischen der Straßenbahn-Endhaltestelle und dem Zuhause genutzt werden.

In ihrer jetzigen Nutzung als Leihfahrzeug in Innenstädten leisteten die E-Roller aber keinen Beitrag zum Umweltschutz, im Gegenteil.