Wohnungen Streit um Parkhaus am Olvenstedter Platz in Magdeburg

Magdeburg
Über viele Jahre hatte sich auf der Brache nördlich des Olvenstedter Platzes – unterbrochen von einem Intermezzo als Gelände für Beachvolleyball – nicht viel getan. Dann gab es Planungen, die wohlwollend vom Stadtrat begleitet wurden. Noch Ende vergangenen Jahres dann die Nachricht: Die Pläne für die Bepflanzung sollen geändert werden und Häuser an leicht geänderten Stellen gebaut werden. Vor allem aber soll es keine Tiefgarage geben. Stattdessen soll ein Parkhaus an der Stormstraße zwischen dem bestehenden Wohnhaus und der Kindertagesstätte gebaut werden. Ursprünglich war vorgesehen, an dieser Stelle ein Gebäude für seniorengerechtes Wohnen zu errichten.
Zu all dem gab es keinen Beschluss, sondern nur eine Information aus der Stadtverwaltung. Während einer Sitzung des Bauausschusses hatte so SPD-Stadtrat Falko Grube darauf hingewiesen, dass es aus seiner Sicht dazu hätte eine Beschlussvorlage geben müssen. Die Grundzüge der Planung seien betroffen, stellte er klar. Future-Stadtrat Mirko Stage sieht dies ebenfalls so und sieht einen möglichen Verstoß gegen die Hauptsatzung der Landeshauptstadt. Sprich: Rechtliche Schritte gegen das Vorgehen waren nicht ausgeschlossen.
Der scheidende Baubeigeordnete Dieter Scheidemann sieht das anders. Er verweist darauf, dass die Grundzüge des Bebauungsplanes nicht betroffen seien. Er beruft sich dabei bei seinem Werben für den Verzicht auf einen neuerlichen Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts.
Grün kann besser wachsen
Doch dass es durchaus noch Klärungsbedarf gab, bewies zum Beispiel die Position von Grünen-Stadträtin Madeleine Linke. Sie hatte die Lösung mit der Tiefgarage bevorzugt, da hier eine Versiegelung von Flächen verhindert werde. Wenn ein Parkhaus gebaut wird, so ihre Frage, sei dann auch ein höheres Gebäude denkbar, um die Stellplatznot im Viertel zu mindern.
Nein, so Stadtplanungsamtsleiter Matthias Lerm. Mit einem zu hohen Gebäude bestünde die Gefahr, dass die Kindertagesstätte nördlich dieses Gebäudes zu viel Schatten bekommt.
Aus stadtplanerischer Sicht zeigte er sich mit der Umplanung zu einem Parkhaus durchaus zufrieden. Mit ihm würde auch der Müllplatz direkt an die Straße verlagert und nicht mehr zwischen den Wohnhäusern angeordnet. Und wenn die Zufahrten und das unterirdische Parkdeck unter den Häusern entfallen, kann zum einen das Regenwasser besser versickern, zum anderen sei dann mehr Platz für Bäume und andere große Gehölze. Zwar ist etwas weniger Strauchwerk – dafür aber hochwertigere Pflanzen und mehr Bäume vorgesehen.
Ahorn, Linden und Kirschen
Unter anderem ist bei den Bäumen von neun Spitzahornbäumen, sechs gegen das Ulmensterben resistenten Ulmen und drei Säulenplatanen, von sechs Schnurbäumen, drei Hopfenbuchen, sechs Winterlinden und neun Vogelkirschbäumen die Rede. Unter den Sträuchern finden sich beispielsweise weitere Kirschen, Strauchrosen und Weiden. Auch an die niedrigwachsenden Halbsträucher ist schon gedacht: Unter anderem sollen hier Lavendel, Blaurauten und Bartblumen sprießen.
Der Untergrund ist übrigens auch der Grund für den Bau des Parkhauses anstelle einer Tiefgarage. Schwierige Bodenverhältnisse würden ihren Bau in unzumutbarer Weise erschweren. Auf dem Gelände war lange Zeit Gewerbe angesiedelt. Verunreinigungen aus dieser Zeit und ein ohnehin hoher Grundwasserstand würden das Ausheben der Baugrube sehr kompliziert gestalten.
Die Frage nach dem Sinn
Ohnedies werden die Investoren viel Energie in die Sanierung der Fläche stecken müssen, bevor überhaupt gebaut wird. Unter anderem geht es dabei um eine von Tierschutzpartei-Stadtrat Burkhard Moll angemahnte Beseitigung von Resten und Schadstoffen der ehemals am Olvenstedter Platz ansässigen Tankstelle.
Für Stadtrat Mirko Stage bleibt ein schaler Beigeschmack. Auf Nachfrage der Volksstimme berichtete er, dass die Stadt zwar auf der rechtlich sicheren Seite ist. „Ich weiß aber nicht, wozu wir in langen Sitzungen Details zu Bebauungsplänen diskutieren, wenn dann grundlegende Punkte einfach so verändert werden können“, so der Stadtrat gegenüber der Volksstimme.