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Tierhaltung Streit um Giraffenzucht im Zoo Magdeburg

Die Tierrechtsorganisation Peta fordert ein Zuchtverbot für Giraffen im Zoo Magdeburg. Wie die Stadt darauf reagiert:

Von Rainer Schweingel 01.10.2019, 16:30

Magdeburg l Die Tierrechtsorganisation Peta hat die Rothschild-Giraffenhaltung im Zoo Magdeburg kritisiert und ein Ende der Haltung gefordert. In einem Schreiben an die Stadt Magdeburg als Träger des Zoos verlangt die Organisation, dem Zoo die Zuchtgenehmigung für die Giraffen zu entziehen.

Peta hat dafür an das Veterinäramt der Stadt Magdeburg eine mehrseitige Begründung geschickt. Im Kern wirft Peta dem Zoo und seinen Mitarbeitern nicht ausreichende Sachkenntnis und Fürsorge vor.

Anlass ist der Tod von drei Giraffen in zwei Monaten. Die Giraffe Femke hatte eine Totgeburt und verstarb kurze Zeit später selbst. Giraffenkuh Shani brachte ein Kalb zur Welt, das ebenfalls wenig später starb.

„Dies ist auf die mangelhafte Pflege der Tiere zurückzuführen: Dass die schwangere Giraffenkuh Femke an Blutarmut litt, blieb mangels entsprechender Untersuchungen unerkannt. Sie erlitt eine Totgeburt und verstarb wenig später selbst“, sagte Thomas Lesniak von Peta.

Die Schwangerschaft von Giraffenkuh Shani sei dem Pflegepersonal vollständig entgangen, sodass die Geburt des Giraffenkalbs eine Überraschung für den Zoo Magdeburg darstellte, auf die er nicht vorbereitet gewesen sei, so der Peta-Sprecher weiter. Hinzu kämen Mängel in der Ernährung und Pflege des Kalbs, das später verstarb. In dem Schreiben von Peta werden die mumaßlichen Verfehlungen des Zoos detailliert aufgelistet.

Magdeburgs Stadtsprecher Michael Reif bestätigte den Eingang des Schreibens und wehrte die Forderungen ab: „Die Anregung von Peta für einen Entzug der Genehmigung der Giraffenzucht im Magdeburger Zoo ist unberechtigt.“

Zoologische Gärten benötigen eine Genehmigung nach dem Bundesnaturschutzgesetz in Verbindung mit Tierschutzgesetz. Grundvoraussetzungen sind dabei räumliche Voraussetzungen sowie Sachkunde und Zuverlässigkeit der verantwortlichen Person. Reif: „Alle drei Voraussetzungen wurden von unserem Gesundheits- und Veterinäramt geprüft und liegen im Zoo Magdeburg vor. Die Zuchtregie der Giraffen, also welcher Zoo welche Tiere zur Zucht bekommt, obliegt der Europäischen Vereinigung für Zoos und Aquarien“, sagte Reif weiter.

Das Gesundheits- und Veterinäramt werde Peta antworten, kündigte Reif weiter an.

Ähnliche Schreiben mit kritischem Inhalt über die Magdeburger Giraffenhaltung habe es bislang nicht gegeben, sagte Reif weiter. Der Zoologische Garten Magdeburg werde zudem durch einen approbierten, praktischen Tierarzt mit Zootiererfahrung betreut. Das Gesundheits- und Veterinäramt habe deshalb keinen Anfangsverdacht für tierschutzwidriges Verhalten.

Unterdessen hat auch der Zoo Magdeburg auf die Vorwürfe reagiert. Zoodirektor Kai Perret verwies auf die Erfahrung in der Giraffenzucht. Im Zoo Magdeburg seien seit 1996 acht Giraffenjungtiere erfolgreich aufgewachsen, davon drei Giraffen in Flaschenaufzucht.

Perret: "Die Tierpfleger, Zoologen und Tierärzte des Zoo Magdeburg besitzen jedes fachliche Wissen zur Handaufzucht von Huftieren, auch von Giraffenkälbern. Die langjährige Expertise dabei wird auch von anderen zoologischen Gärten nachgefragt, denen wir gerne unsere Erfahrungen weitergeben. Die Peta-Vorwürfe zur Zucht von Giraffen in Magdeburg sind unhaltbar. Ferndiagnosen seien fehl am Platze, hier seien die pathologischen Berichte zu den Giraffen aussagefähiger, betonte Perret.

Die Befunde lägen dem Veterinäramt Magdeburg vor und auch die Öffentlichkeit sei bereits vor Wochen über die Untersuchungsergebnisse informiert worden.