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Tourismus Magdeburg im Lichterfieber

Magdeburg ist voller Touristen - vor allem dank der Lichterwelt. Das Konzept soll fortgeschrieben werden. Erste Ideen gibt es bereits.

Von Anja Guse 16.12.2019, 00:01

Magdeburg l „Die große Laola-Welle kommt erst noch“, ist sich Arno Frommhagen sicher und schielt dabei auf die Touristenzahlen. Frommhagen ist Pressesprecher der IG Innenstadt in Magdeburg und verfolgt aufmerksam die Entwicklung. Derzeit ist er besonders zufrieden. „Die Lichterwelt lockt deutlich mehr Gäste in die Stadt. Der Einzelhandel und die Gastronomie verzeichnen dadurch Zuwächse zwischen zehn und zwölf Prozent – über das übliche Weihnachtsgeschäft hinaus und auch im höherpreisigen Segment“, verrät er. Die Touristen kämen vor allem aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.

Dabei sei das erst der Anfang. „Wir gehen davon aus, dass die Zahlen im nächsten Jahr, wenn sich die Lichterwelt rumgesprochen hat, steigen werden, auch zugunsten der Hotels.“

Paul-Gerhard Stieger bestätigt den Trend. Der Geschäftsführer der Magdeburger Weihnachtsmarkt GmbH erklärt, ohne genaue Zahlen zu nennen: „Ja, es sind deutlich mehr Besucher auf dem Weihnachtsmarkt, auch durch die Lichterwelt.“

Ein Spaziergang am Sonnabend bewies dies zusätzlich: Die Stadt brummte. Wer zu Fuß unterwegs war, musste sich einreihen in Heerscharen von Menschen. Autofahrer brauchten noch mehr Geduld. Die Straßen waren teils verstopft. Und die meisten Besucher hatten genau zwei Ziele: die Lichterwelt und den Weihnachtsmarkt. So wie Elke Dalmann aus Berlin. Mit einer ehemaligen Kollegin war sie per Zug angereist, um sich die Leuchtskulpturen anzusehen. Begeisterung sprach aus ihren Augen. Aber Kritik gab es auch. „Warum wird auf dem Domplatz kein Essen verkauft? Ich hatte dort mit mehr Ständen gerechnet. Platz dafür wäre ja.“

Bislang gibt es auf dem Domplatz nur einen Glühweinstand, inklusive teils langer Warteschlange. Es sei ein Experiment, wie Stieger sagt. Die Bude hat täglich ab mittags bis etwa 21 Uhr geöffnet, je nach Wetterlage. Denn genau die habe einen starken Einfluss auf die Besucherzahlen. „Sobald es regnet, kommen deutlich weniger Gäste“, so Stieger. Der Stand müsse sich für den Betreiber rentieren. Dafür werde er – im Gegensatz zum Weihnachtsmarkt – auch am 24. und 25. Dezember 2019 am Nachmittag geöffnet sein.

Der Domplatz selbst sei bewusst nicht komplett mit Figuren und Ständen ausgeschmückt worden. Es soll Platz bleiben für weitere Veranstaltungen. Auch werde auf Beschallung mit Musik verzichtet, um am Dom ein Ort der Besinnung zu bleiben.

Nichtsdestotrotz: Über die Aufstellung der Figuren wurde dennoch nachgedacht. Stehen sie vielleicht zu eng? Oder könnte auf eine Skulptur gar verzichtet werden? Eine Entscheidung werde erst im Januar 2020 gefällt, erklärte Stieger und versprach zugleich: „Das meiste bleibt so. Vielleicht werden wir nur einige Elemente etwas auseinanderziehen.“

Mehr Platz wäre gut. An manchen Tagen drängeln sich die Besucher so sehr, dass Fotos kaum möglich sind. An den Selfie-Rahmen stehen Gäste zu den Stoßzeiten gar minutenlang an.

Der Domplatz ist als Motiv besonders beliebt. Das zeigen Bilder bei Instagram. Unter „#lichterweltmagdeburg“ sind dort bis Sonntagvormittag mehr als 1700 Fotos von der Lichterwelt in Magdeburg hochgeladen worden. Stündlich werden es mehr. Meistens sind Figuren vom Domplatz abgebildet – allen voran die Pferde mit dem Halbkugelversuch. Sogar CNN zeigte ein Foto von hier.

Der von einigen befürchtete Vandalismus blieb bislang aus. Stieger: „Nur am Hassel ist mal jemand an ein Element gefahren. Das haben wir selbst schnell reparieren können.“ Hin und wieder sei auch eine Lampe defekt. Kein großes Problem, beteuerte er.

Neben der Euphorie schauen die Macher in die Zukunft. Nach zwei, drei Jahren könnte eine Gewöhnung eintreten. Das soll vermieden werden. Das Konzept muss sich weiter tragen. Einige Ideen gibt es schon. Frommhagen meinte: „Der Dom wirkt sehr dunkel. Und auch das Justizzentrum könnte mehr Licht vertragen. Vielleicht lassen sich beide von innen illuminieren.“

Auch könnten Firmen Skulpturen aufstellen. Die Wobau legte mit ihrem Maskottchen vor. Es trägt eine grüne Hose und ein rotes Käppi. IG Innenstadt, MMKT und Weihnachtsmarkt GmbH denken über einen Adventsstern nach, vielleicht ebenfalls farbig. Immerhin sei die Pflanze einst von einem Magdeburger gezüchtet worden.

Die Lichterwelt wurde nach einem Stadtratsbeschluss im Auftrag der Stadt Magdeburg realisiert und ist bis zum 2. Februar 2020 zu sehen. Die großen Skulpturen leuchten rund um die Uhr.