Anglerverein Umweltkatastrophe droht in Magdeburg: Erneutes Fischsterben im Salbker See
Im Salbker See in Magdeburg sind erneut Fische verendet. Der Anglerverein Magdeburg als Pächter des Gewässers konnte nur noch einige Fische retten und umsetzen. Die Katastrophe war vorhersehbar, sagen die Angler, die sich machtlos zeigen.

Magdeburg - „Wir mussten es befürchten, aber dass es so schnell eintritt, hatten wir jedoch nicht erwartet“, erklärt Mirko Baumgarten vom Vorstand des Magdeburger Anglervereins in einer Mitteilung an die Volksstimme zu dem Vorfall. Bereits am 13. August 2021 hatten die Angler am Salbker See I im nördlichen und südlichen Gewässerbereich Wasserproben aus unterschiedlichen Tiefen genommen. Unterstützung erhielten sie dabei vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.
Scharfer Wind ließ den See umkippen
Schon in zwei Metern Wassertiefe sei kein Sauerstoff mehr vorhanden gewesen, berichtet Baumgarten weiter. Und unterhalb der Zwei-Meter- Grenze sei giftiger Schwefelwasserstoff festgestellt worden. Für Fische seien also nur die oberen 1,5 Meter des insgesamt ca. vier Meter tiefen Sees eine Überlebenszone gewesen. Die Gefahr habe aber damit bestanden, dass starker Wind das Wasser durchmische und den See gänzlich in eine lebensfeindliche Umgebung verwandele.

Nun sei genau das passiert. Am 17. August 2021 hatte dann starker Wind das Wasser im See bewegt und eine Durchmischung und damit das Fischsterben ausgelöst. Daraufhin begutachteten der Vorsitzende des Vereins, Matthias Kabel, dessen Stellvertreter Mirko Baumgarten und sein Vater Heinz Baumgarten die Situation und sammelten verendete Fische ein. Außerdem wurden erneut Wasserproben genommen. Kabel: „Unter den verendeten Fischen sind Barsche, Kaulbarsche und Hechte von 10 bis 70 Zentimetern Länge.“ Auch unmittelbar unter der Oberfläche in einem halben Meter Tiefe sei nun kein Sauerstoff mehr nachweisbar gewesen. Es rieche nach faulen Eiern - typisch für Schwefelwasserstoff.
Anglervereinsvorsitzender Matthias Kabel: „Der Salbker See war mal ein gutes und sehr beliebtes Angelgewässer, bekannt für große Zander, Hechte und Karpfen. Die Wasserqualität hat sich jedoch in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. In jedem der vergangenen vier Jahre verzeichneten wir Fischsterben. Im letzten Jahr haben wir sogar ca. 800 Kilogramm tote Fische an nur einem Tag geborgen, bevor unsere eingesetzten Kräfte den See wegen der hohen Schwefelwasserstoffkonzentration verlassen mussten.“ Dieser Zustand könne so nicht anhalten. Eine naturbelassene und artenreiche Bewirtschaftung des Gewässers sei so nicht möglich. Kabel „Wir haben uns daher als Magdeburger Anglerverein e. V. an den Stadtrat gewendet. Unsere Bitte ist zu überprüfen, ob die Salbker Seen an die Elbe angebunden werden können, so wie dies an den Prester Seen, auf der gegenüberliegenden Elbseite umgesetzt wurde.“ Durch den Wasseraustausch mit der Elbe solle der Entstehung von Sauerstoffmangel und Schwefelwasserstoff vorgebeugt werden, wünschen sich die Angler.
Der Stadtrat hatte am 15. Juli 2021 Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) beauftragt, beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft eine Einschätzung zur Machbarkeit einzuholen. Kabel: „Die vergangenen Tage zeigen, dass das Problem nicht vom Tisch ist, auch wenn das Wetter nicht so heiß und trocken ist wie in den vergangenen Jahren.“
Die Volksstimme hatte schon mehrfach über die Lage am Salbker See berichtet.
