20 Jahre Suchtberatung bei DROBS "Ursachen für eine Sucht gibt es viele"
Seit 20 Jahren gibt es in Magdeburg die Beratungsstelle DROBS. Seitdem steigt die Zahl der Süchtigen, und sie werden immer jünger.
Magdeburg l "20 Jahre - wo ist nur die Zeit geblieben?" Mit einem Lächeln fragt das Silke Reich, die Leiterin der Jugend- und Suchtberatungsstelle DROBS. Sie ist von Beginn an dabei, hat die Anfänge und die Entwicklung über die Jahre intensiv miterlebt. So einiges hat sich geändert, und nicht zum Guten.
Immer mehr Anfragen gibt es, immer jünger werden die Klienten. Allein im vorigen Jahr gab es 460 Beratungsanfragen - mehrere täglich. "Wir wissen kaum noch, wie wir die Vielzahl bewältigen sollen", so Silke Reich. Sie würden gern mehr tun, doch letztlich hapert es an den Finanzen.
Trotz steigenden Bedarfs steht nicht mehr Geld zur Verfügung. Seit Jahren stagniert die Finanzierung, bei steigenden Betriebskosten. So wird am Personal gekürzt. Von neun blieben sechs Stellen (vier in Teilzeit).
Die Beratungsstelle wird von Stadt und Land finanziert und hat zehn Prozent Eigenanteil zu leisten. Doch Sponsoren zu finden ist problematisch, ist die Erfahrung der Leiterin. Häufiges Vorurteil: Süchtige sind selbst schuld an ihrer Situation. Doch so einfach ist das nicht, widerspricht Silke Reich. "Es gibt immer einen Grund."
Bei Kindern und Jugendlichen nimmt die Flucht vor dem Alltag zu. Bei den einen sind es Eltern, die sich nicht kümmern, bei anderen die zu hohen Ansprüche. "Die Kinder und Jugendlichen entdecken Drogen als Bewältigungsstrategien,um Stress abzubauen oder Konflikten auszuweichen." Doch je jünger Konsumenten, desto größer der Schaden in der Entwicklung des Gehirns (bis zu Psychosen) und die Suchtwahrscheinlichkeit.
Es sind bereits 12-/13-Jährige, die wegen Alkoholproblemen von DROBS betreut werden. Früher waren es die 40- bis 50-Jährigen, bringt Silke Reich zum Vergleich.
Familiäre Konflikte nehmen zu, Trennungssituationen, Schulprobleme. Ein neues Problem sei, dass "Familien nicht mehr miteinander reden können", sagt die Psychologin, "diese Zerfahrenheit gab es vor 20 Jahren noch nicht."
Deshalb widmet sich DROBS auch der Prävention. Will Kinder und Jugendliche stark machen gegen die Sucht, geht in Schulen, bildet Multiplikatoren aus.
"Es berührt mich immer wieder, diejenigen zu sehen, die es geschafft haben", sagt Silke Reich. "Das begeistert mich nach wie vor - auch nach 20 Jahren."