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Vergiftungsgefahr Gefährliche Luft in Shisha-Bars

In Magdeburg gibt es immer mehr Shisha-Bars. Doch wie hoch ist die Gefahr einer Kohlenmonoxid-Vergiftungen?

Von Franziska Ellrich 03.07.2018, 01:24

Magdeburg l Der dichte Rauch, der nach dem Ziehen an einer Wasserpfeife ausgeatmet wird, steigt dieser Tage an mehreren Ecken des Hasselbachplatzes in Magdeburg in die Luft. Und auch entlang der Halberstädter Straße taucht mittlerweile eine Shisha-Bar nach der anderen auf. Der Trend mit der arabischen Wasserpfeife ist offenbar in Magdeburg angekommen.

Laut offiziellen Zahlen vom Wirtschaftsministerium gibt es in Magdeburg nur vier Shisha-Bars. Das geht aus einer Anfrage hervor, die der Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben (SPD) gestellt hatte.

Die Zahl kann jedoch nicht stimmen. Allein in der Innenstadt hat die Volksstimme zehn solcher Bars gezählt. Der Grund für diese Differenz: „Auch wenn das Thema vermeintlich mehrere Ämter und Fachbereiche der Landeshauptstadt berührt, so gibt es doch grundsätzlich keine gesetzlichen Regelungen bezüglich des Betriebs beziehungsweise der Eröffnung von sogenannten Shisha-Bars“, erklärt Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra.

Denn die Shisha-Bars fallen unter das Gaststättengesetz, das 2014 novelliert wurde und „keine Genehmigungsverfahren für den Betrieb von Gastronomie mehr vorsieht“, erklärt Kerstin Kinszorra. Lediglich die Anzeige beim zuständigen Gewerbeamt sei notwendig.

Jedoch: Die Luft in den Shisha-Bars kann gefährlich werden. Erst vor wenigen Wochen wurden in einer Shisha-Bar in Halle sechs Personen durch Kohlenmonoxid vergiftet. Das giftige Gas ist farb- und geruchlos – und entsteht beim Verbrennen der Kohle, die den Tabak in der Wasserpfeife erwärmt.

Die Gefahr: Ist der Raum, in dem geraucht wird, schlecht gelüftet und werden zu viele Wasserpfeifen auf engstem Raum angezündet, kann das Kohlenmonoxid nicht entweichen. Übelkeit, Atemnot, Kopfschmerzen bis hin zur Bewusstlosigkeit und Tod können dann die Folgen einer Vergiftung sein.

Damit es nicht zu so einer gefährlichen Situation kommt, hat Laura Cavuldak in ihrer Shisha-Bar ein ordentliches Lüftungssystem installiert. „Je nachdem wie viele Personen in der Bar rauchen, können wir stufenweise die Lüftung regulieren“, erklärt die Besitzerin der B 12-Shisha-Lounge in der Leibnizstraße. Vor sechs Jahren hat sie sich mit ihrer Bar am Hasselbachplatz niedergelassen. Damals habe es nur eine weitere Shisha-Bar dort gegeben, heute seien es insgesamt sieben.

Die Volksstimme hat mehrere Betreiber von Shisha-Bars in Magdeburg angefragt und wollte wissen, wie es um die Sicherheitsvorkehrungen steht. Doch nur Laura Cavuldak war bereit, über den Betrieb in ihrer Bar zu sprechen. Mehrere Tausend Euro habe sie investiert, um die Lüftungsanlage auf den modernsten Stand zu bringen. Insgesamt stehen in ihrer Bar 25 Wasserpfeifen zur Verfügung. „Es ist jedoch nie so, dass wir alle Shishas gleichzeitig im Raum anzünden würden.“

Die Kohle für die Wasserpfeifen zünden die Mitarbeiter in einem separaten Raum an, wo sich ein Ofen mit einem Extra-Abzug befindet. In ihrer Bar habe es noch nie den Fall einer Vergiftung gegeben. Laura Cavuldak ist der Überzeugen: Eine gut funktionierende Lüftungsanlage sollte für jede Shisha-Bar Pflicht sein.

Damit ist sie nicht alleine. Längst werden die Forderungen nach stärkeren Kontrollen und höheren Auflagen lauter. Die erste Ärztekammer fordert die Installation von Kohlenmonoxid-Meldern. Diese sehen ähnlich aus wie Rauchmelder und geben Alarm, sobald die Kohlenmonoxid-Konzentration in gefährliche Höhen ansteigt.

Spezifische Rechtsvorschriften bestehen dazu in Sachsen-Anhalt derzeit nicht. Allerdings seien laut einer aktuellen Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage Anordnungen auf Grundlage des Gaststättengesetzes möglich – zum Schutz der Gäste oder der im Betrieb Beschäftigten. Diese könnten Be- und Entlüftungen genauso wie Warnmelder und Rauchabzugsanalgen beinhalten.

Allerdings werde diese Regelung bisher nur vom Landkreis Stendal sowie den Städten Dessau-Roßlau und Halle angewandt. Magdeburg gehört offenbar nicht dazu. Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra erklärt: „Jeder Nutzer von Shisha-Bars muss sich darüber im Klaren sein, was er sich und seinem Körper antut, sollte er eine solche Bar besuchen.“