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Verkehr Auf dem E-Scooter durch Magdeburg: Ein Erfahrungsbericht nachts um halb fünf

Die einen lieben sie, die anderen sehen darin einen Angriff auf das Stadtbild Magdeburgs. Wieder andere schmeißen sie wohlmöglich in die Elbe, die Politik ist sich uneins im Umgang: Gemeint sind die E-Scooter, die neuerdings in der Landeshauptstadt herumstehen. Nach einer Grenz-Erfahrung bin ich mir meiner Meinung zu den Rollern nun sicher. Eine Art Kommentar.

Von Sebastian Rose 19.09.2022, 15:48
In Magdeburg haben zwei Anbieter von E-Scootern ihre Roller Ende August aufgestellt. Die Stadtverwaltung wurde überrascht.
In Magdeburg haben zwei Anbieter von E-Scootern ihre Roller Ende August aufgestellt. Die Stadtverwaltung wurde überrascht. Symbolfoto: dpa

Magdeburg - Der Herbst ist da. Vor gefühlten drei Tagen lagen wir noch bei 30 Grad im Schatten am Barleber See, jetzt ist es in der Nacht eisigkalt. Am Sonntagmorgen musste ich nach einer Party, auf der ich aufgrund von familiären Verpflichtungen am Tag darauf keinen Alkohol trinken konnte, von Ottersleben nach Stadtfeld Ost kommen. Ich kam mir vor, als sei ich der letzte noch lebende Mensch in Magdeburg.

Meine Anrufe bei verschiedenen Taxiunternehmen sowie der allgemeinen Hotline gingen gar nicht erst durch oder wurden ignoriert. Ein Kumpel von mir erinnerte sich noch einen Bekannten, der laut seinen Aussagen ab und an schwarz Taxi fährt. In meiner Not versuchten wir auch dies, er schlief wohl ebenfalls schon. Mir blieben nur die Möglichkeiten, durch Ottersleben laut Navi-App rund eine Stunde zu laufen und hoffen, dass den Nachtbus an der Haltestelle noch erwische, oder aber ein E-Scooter.

Diskussionen rund um E-Scooter in Magdeburg

Innerhalb von rund zwei Minuten hatte ich mir die App aufs Handy gezogen, Geld aufgeladen ging via bekanntem Online-Bezahlungsdienst auch ziemlich einfach. Also zog ich meine Jacke an, ging ein kleines Stück zu dem nächstgelegenen Scooter, scannte den QR-Code und sofort konnte es losgehen. Die Beschleunigung ist auf den ersten Metern schon recht schnell. Bei 20 Kilometern pro Stunde ist der Roller abgeriegelt. Das Fahren und Halten des Gleichgewichts ist ebenfalls kinderleicht. Lediglich ein Schalter muss gedrückt halten werden.

Die Straßen in Magdeburg eigenen sich jedoch nicht immer für die Benutzung mit einem Roller, denn wo Radwege fehlen, dürfen laut ADAC E-Scooter die Autofahrbahn auch benutzen. "Auf dem Gehweg, in der Fußgängerzone und in Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung sind die kleinen E-Roller jedoch verboten", so der ADAC weiter. Wo also Kopfsteinpflaster verlegt wurde, ist der Fahrer gezwungen, sehr langsam zu fahren. In kalten Zeiten, wo jeder wohl lieber im warmen Bett als nachts auf der Straße sich befindet, eher kontraproduktiv.

Das Preis-Leistungsverhältnis kann sich aber sehen lassen! Insgesamt habe ich für die insgesamt circa 15-minütige Fahrt um die zehn Euro bezahlt. Mit dem Taxi wäre es vermutlich mindestens gleich teuer gewesen.

Fazit: Ich kann nachvollziehen, warum viele die Roller in ihrer Stadt nicht sehen möchten. Alles, was über die legale Nutzung der E-Scooter hinausgeht, ist mindestens mal nervig. Auf der anderen Seite sind die Roller aber mal verdammt nützlich. Für kleines Geld individuell sehr flexibel in der Stadt unterwegs sein zu können, steigert meiner Meinung nach immens die persöniche Freiheit. Schon oft habe ich mich um ehrlich zu sein über teure Taxifahrten geärgert, einfach weil es keine vertretbare Verkehrsalternative gab. Ich möchte deswegen die Roller in Magdeburg nicht mehr missen!

Allerdings hier noch ein gut gemeinter Ratschlag: Auch sonntagmorgens sollte auf nassem Laub aufgepasst werden, die Rutschgefahr ist immens.