1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Lkw-Ärger in Magdeburger Siedlung

Verkehr Lkw-Ärger in Magdeburger Siedlung

Anwohner der Siedlung Schiffshebewerk in Magdeburg beklagen einen starken Durchgangsverkehr durch die denkmalgeschützte Siedlung.

Von Ivar Lüthe 26.11.2019, 00:01

Magdeburg l Eberhard Paul und einige seiner Nachbarn der Siedlung Schiffshebewerk in Magdeburg sind verärgert. Seit Wochen ist es mit der Idylle in der Siedlung vorbei. Hunderte Fahrzeuge, darunter viele Lkw, brausen durch den kleinen Ort. Eberhard Paul hat sich die Mühe gemacht und selbst eine Verkehrszählung durchgeführt. „Es ist seit Wochen ein Chaos in der Siedlung. Von 5.30 bis 17 Uhr rasen 40-Tonner-Sandlaster mit bis zu 60 Stundenkilometer durch die denkmalgeschützte Siedlung“, sagt er. Im Schnitt 50 bis 60 Fahrzeuge pro Stunde seien es.

„Das macht 500 bis 600 pro Tag. Dazu kommt noch eine erhebliche Anzahl von Lkw, die zur A2 wollen, jedoch wegen der Baustelle unter der Autobahnbrücke diese nicht erreichen können und wieder zurückfahren müssen durch die Siedlung“, berichtet der Anwohner. Seine Nachbarn Inge Schmidt, Gerhard Unger und Uwe Zemlin pflichten ihm bei.

Als eine Hauptursache für die „Falschfahrer“ sehen die Anwohner eine schlechte Ausschilderung der Baustelle. Über das Navigationsgerät würden die Fahrer durch die Siedlung zur A2-Auffahrt Rothensee in Richtung Hannover gelotst. Dabei verläuft die offizielle Umleitung über die Autobahn 2 Richtung Berlin bis zur Abfahrt Lostau, wo dann die Auffahrt Richtung Hannover genommen werden muss.

Eberhard Paul und seine Nachbarn haben schon mehrfach bei verschiedenen Stellen der Stadtverwaltung in Magdeburg angerufen, um auf die Situation hinzuweisen. Doch telefonische Nachfragen und Beschwerden, um eine entsprechende Beschilderung zu erreichen, hätten nichts gebracht. „Mir wurde gesagt: ,Wer einmal durchgefahren ist, wird es nicht noch mal machen.‘ Das kann es doch nicht sein!“, schimpft Eberhard Paul. Seine Nachbarn hätten ähnliche Erfahrungen gemacht, wenn sie sich in der Stadtverwaltung gemeldet hätten, erzählen sie. „Wenn nur einer der Verantwortlichen hier wohnen würde, dann wären wirksame Maßnahmen sicher längst umgesetzt“, meinen sie.

Neben dem starken Verkehrsaufkommen, unter anderem durch die Laster vom Kieswerk Rothensee, beklagen die Anwohner vor allem auch, dass sich viele nicht an das Tempolimit von 30 km/h halten würden. Nach nur wenigen Minuten am Straßenrand wird das auch deutlich. „Auch darauf haben wir die Stadtverwaltung schon mehrmals hingewiesen und gefordert, dass hier auch kontrolliert wird“, erzählen die Anwohner.

Tatsächlich kam dann auch mal das Blitzerauto der Stadt und stellte sich für ein paar Stunden hin. Danach haben sie nichts mehr von der Stadt gehört. Eher durch Zufall bekamen sie mit, dass ein Sackgassenschild an der Zufahrt vom Glindenberger Weg zur Siedlung aufgestellt wurde. Doch dann war es plötzlich wieder weg – und wieder da – und nun wieder weg. Erklären können sich die Anwohner das nicht.

Die Volksstimme hakte bei der Stadtverwaltung Magdeburg nach. „Das erhöhte Verkehrsaufkommen in der Schiffshebewerkssiedlung hängt mit der laufenden Straßenbaumaßnahme auf dem August-Bebel-Damm zusammen. Mit der Fahrbahnerneuerung auf der A2 wird hier für die Landeshauptstadt Magdeburg der Anschlussbereich neu hergestellt. Die Bauarbeiten stehen kurz vor dem Abschluss“, erläuterte Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra. Es fehle nur noch die Markierung, die aber nur bei trockener Witterung aufgebracht werden kann. Das sollte aber bis Freitagnachmittag geschehen sein, hieß es am Freitag.

Mit der Baumaßnahme erhielt das Kieswerk die zeitweilige Genehmigung, die täglichen Transporte – 120 Lkw – über das Schiffshebewerk und den Glindenberger Weg in Richtung A2 zu fahren, da der direkte Weg durch die Bauarbeiten versperrt war, erklärte die Sprecherin weiter.

„Fremdfahrzeuge, vom Mittellandkanal kommend, wollen ab und zu diese Strecke als Abkürzung zur A2 nutzen. Diese kommen dann bis zum Kieswerk und müssen wieder umdrehen. Das führt zu einem erhöhten zusätzlichen Verkehrsaufkommen. Durch diesbezügliche Informationen mehrerer Anwohner und Autofahrer wurde am Donnerstag, 14. November 2019, ein Sackgassen-Schild mit Zusatzzeichen aufgestellt. Dies führte jedoch leider teilweise zur Verwirrung der Lkw-Fahrer und wurde deshalb am Freitag sofort wieder zurückgebaut“, berichtete Kerstin Kinszorra.

Was das Tempolimit anbelangt, erklärte die Stadtsprecherin, dass die Schiffshebewerkssiedlung zwar mit 30 km/h ausgeschildert sei, aber es eine Tonnagebegrenzung für die Straße nicht gebe, weil es nicht nötig sei. „Auch wenn die Siedlung unter Denkmalschutz steht, führt somit eine öffentliche Straße mitten hindurch. Diese darf vom öffentlichen Verkehr genutzt werden. Die Straße ist breit genug, so dass hier keine Schäden an den weitab stehenden Häusern zu erwarten sind. Mit Abschluss der Maßnahme wird sich die Situation aus Sicht des Tiefbauamtes schnell entspannen“, hieß es aus dem Rathaus.

Ende Oktober habe die Verkehrsüberwachung des Ordnungsamtes in der Straße Zur Schleuse in Höhe der Bushaltestelle Schiffshebewerk die Geschwindigkeit des Kfz-Verkehrs gemessen. Von 14.28 bis 18 Uhr wurden 124 Fahrzeuge gemessen. Hierbei wurden 48 Verstöße im Verwarngeldbereich und 9 Verstöße im Bußgeldbereich festgestellt, bilanzierte die Stadtsprecherin. „Die Verstöße der letzten Messung zeigen, dass sich das Verkehrsaufkommen dort leicht erhöht hat und dementsprechend auch mehr Verstöße gemessen wurden, als bei vorherigen Kontrollen. Die Verkehrsüberwachung des Ordnungsamtes wird im Rahmen der personellen Möglichkeiten dort weiterhin in unregelmäßigen Abständen Kontrollen durchführen“, hieß es. Für Anfang Dezember sei die nächste Messung geplant.

Die Errichtung von stationären Blitzern, wie es sich Anwohner wünschen, werde derzeit in Magdeburg nicht praktiziert. „Das Polizeirevier wurde informiert, damit die vorliegenden Erkenntnisse bei der Einsatzplanung berücksichtigt werden können“, so Kerstin Kinszorra.