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Verkehrsbetriebe 35 neue Straßenbahnen für Magdeburg

Die Magdeburger Verkehrsbetriebe wollen neue Straßenbahnen kaufen. Die ersten könnten 2022 fahren.

Von Martin Rieß 18.07.2019, 01:01

Magdeburg l Schon lange war klar, dass die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) mit der Erweiterung ihres Liniennetzes – derzeit laufen Arbeiten zwischen Leipziger und Schönebecker Straße sowie zwischen Damaschkeplatz und Kannenstieg – einige zusätzliche Straßenbahnen benötigen werden. Doch die Gelegenheit möchte das Unternehmen nutzen, seine Fahrzeugflotte tiefgreifend zu modernisieren.

Denn ein wenig in die Jahre gekommen sind die nach der Wende 1990 angeschafften Niederflurbahnen schon. Und trotz der im Vergleich zu den Tatra-Wagen wohltuenden Barrierefreiheit: Auf dem neuesten Stand sind diese Straßenbahnen schon längst nicht mehr.

Insgesamt möchten die MVB 35 neue Straßenbahnen kaufen. Für das Liniennetz, das in den kommenden Jahren nach und nach fertiggestellt wird, benötigen die MVB zehn Fahrzeuge mehr als heute. „Die weiteren 25 Fahrzeuge sollen die ältesten unserer Niederflur-Straßenbahnen vom Typ NGT 8D aus den 1990er Jahren ersetzen“, erklärt MVB-Geschäftsführerin Birgit Münster-Rendel. NGT steht für „Niederflur-Gelenktriebwagen“. Die Zahl acht weist auf die acht Achsen eines jeden Fahrzeugs hin.

Das Unternehmen hat dazu das notwendige Lastenheft, das die neue Bahn bis ins kleinste Detail beschreibt, erarbeitet. Bevor der Beschaffungsprozess gestartet werden kann, muss jedoch die Finanzierung der neuen Fahrzeuge geklärt sein. Birgit Münster-Rendel dazu: „Wir führen intensive Gespräche mit dem Land Sachsen-Anhalt.“ Von dort habe es bereits das Signal gegeben, sich an der Investition für Magdeburg zu beteiligen und Fördermittel zur Verfügung zu stellen. „Ohne die Förderung wäre diese wichtige Investition nur schwer umzusetzen“, macht Birgit Münster-Rendel klar.

Die MVB erwarten den Fördermittelbescheid im nächsten Jahr. „Dann können wir sofort beginnen, die Ausschreibung zu veröffentlichen und einen geeigneten Hersteller für Magdeburgs neue Straßenbahn zu finden“, ergänzt die Geschäftsführerin. Im Wirtschaftsplan der Verkehrsbetriebe wird das Projekt mit über 115 Millionen Euro Kosten kalkuliert.

Seit mehr als zwei Jahren haben die Technikexperten der MVB am Lastenheft gearbeitet. Berücksichtigt haben sie dabei die Hinweise aus dem Fahrgastbeirat, der Landeshauptstadt Magdeburg sowie aus Stadtratsbeschlüssen. Zu Letzteren gehört beispielsweise der Magdeburger Standard der Barrierefreiheit, der nach und nach umgesetzt wird.

Die neue Straßenbahn, die intern bei den MVB als „NGT 10D“ betitelt wird, soll mit etwa 38 Metern Länge ihre Vorgängerin um neun Meter übertreffen und mit 2,40 Meter Breite insgesamt zehn Zentimeter breiter sein.

Eine bereits seit Jahren bestehende Forderung soll bei dieser Gelegenheit umgesetzt werden: Damit zu jeder Jahreszeit eine angenehme Temperatur herrscht, soll der Fahrgastraum klimatisiert sein. Ein neues intelligentes Lichtkonzept soll eine angenehme Atmosphäre in die Straßenbahn bringen. Und das frei nutzbare W-Lan soll die zeitgemäße Kommunikation der Fahrgäste unterstützen.

Ist die Ausschreibung erfolgt und ein Hersteller gebunden, wird das Pflichtenheft festgelegt. In dieser Phase wollen die MVB ein weiteres Mal die Fahrgäste und verschiedene Interessenverbände miteinbeziehen. So können dann beispielsweise verschiedene Ausrüstungsgegenstände für den Fahrgastraum, wie die zu verbauenden Sitze, bestimmt werden.

Wenn die MVB im kommenden Jahr die Ausschreibung veröffentlichen können – Voraussetzung dafür ist, dass die Fördermittel sicher sind –, könnte das erste Fahrzeug im Jahr 2022 zum Einsatz kommen.

Neben den am häufigsten genutzten Niederflur-Gelenktriebwagen haben die Magdeburger Verkehrsbetriebe derzeit auch noch einige Tatrabahnen als Reserve. Bei diesen handelt es sich um die zuletzt aus der Tschechoslowakei in die DDR gelieferten Modelle. Sie unterscheiden sich schon äußerlich von den vorher genutzten Modellen durch ihre kantige Form. Noch ältere Fahrzeuge – die seit den 1960er Jahren im Einsatz befindlichen runden Tatra-Triebwagen – werden noch genutzt, wenn im Winter die Strecken eisfrei gehalten werden müssen.

Zu späterer Zeit kamen noch einmal Tatra-Fahrzeuge zum Einsatz: Zunächst als die Niederflurwagen mit Beiwagen aus Berlin ausgestattet wurden, um Platz für mehr Passagiere zu haben. Später dann noch einmal, als die Verkehrsbetriebe drei Triebwagen zu einem Fahrschulwagen und zu einem Schienenschleifzug umgebaut haben.

Übrigens: Pro Jahr legen die 83 Niederflurbahnen und die vier Tatra-Züge, über die das Unternehmen derzeit für den Fahrgastbetrieb verfügt, fast 5,2 Millionen Kilometer pro Jahr zurück. Durchschnittlich fährt damit jedes der zum Teil inzwischen zwanzig Jahre alten Fahrzeuge fast 60.000 Kilometer im Jahr.

Neben den Investitionen in die Straßenbahnen spielen in Magdeburg auch die ins Netz eine große Rolle. Zum einen geht es um die Erweiterung des Netzes, bei dem auch schon eine Streckenverlängerung nach Ottersleben diskutiert wird. Zum anderen müssen aber noch unzählige Haltestellen barrierefrei ausgebaut werden.