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  7. Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz? Idee stößt heiße Debatte für die kalten Tage an

Magdeburger diskutieren Umzug / Betreiber sehen Chancen und Gefahren / 2012 bleibt alles auf dem Alten Markt Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz? Idee stößt heiße Debatte für die kalten Tage an

19.11.2012, 08:37

Alle Jahre wieder brandet sie auf: Die Debatte um den Standort des Weihnachtsmarkts. Alter Markt oder Domplatz? lautet die Kernfrage. Anders als in Vorjahren finden sich erstmals prominente Befürworter.

Altstadt l Die Wellen schlagen derzeit hoch. Im Internet gründete sich eine Gruppe, die sich den Umzug des Marktes auf den Domplatz wünscht. Mehr als 860 "Freunde" können sich demnach einen Weihnachtsmarkt im Lichterglanz des Doms vorstellen. Diese Idee ist nicht neu und nimmt regelmäßig jeweils zum Start des Weihnachtsmarktes an Fahrt auf. Anders ist jetzt: Mit Hilfe von sozialen Netzwerken finden sich Gleichgesinnte im Internet zusammen, können sich dort artikulieren und auch ihre Anhängerschar demonstrieren: 860 Befürworter hatten sich bis gestern Abend auf der Seite eingetragen.

Beteiligte sehen Chancen und Gefahren bei einem Umzug

Gehör finden sie mit ihrer Forderung bei prominenten Stadtvertretern, vornweg überraschend OB Lutz Trümper (SPD). Der Volksstimme sagte er: "In der Frage sollte man nichts übers Knie brechen. Aber ein Kinder- oder historischer Weihnachtsmarkt im Möllenvogteigarten und der Hauptweihnachtsmarkt vor der Domkulisse, das hat schon was. Darüber sollten wir, ohne Panik und Hektik, mal nachdenken und alle Anregungen diskutieren."

Nicht ganz abgeneigt ist auch der Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg, immerhin Gesellschafter der Weihnachtsmarkt GmbH. Pro M-Geschäftsführer Georg Bandarau: "Man kann auch weiter überlegen und die Bastion Cleve und den Fürstenwall mit integrieren und eine schöne Atmosphäre schaffen. Allerdings muss man schauen, wie machbar das ist, gerade was Logistik angeht. Die Entfernung zu Karstadt und Allee-Center sollte man auch berücksichtigen, damit schafft man jetzt auf dem Alten Markt viele Synergieeffekte und Kundenfrequenz für beide Seiten."

Auf wenig Gegenliebe stößt die Idee eines Umzuges bei anderen Gesellschaftern. Die IG Innenstadt, ebenfalls beteiligt an der Weihnachtsmarkt GmbH, lehnt den Vorschlag rundweg ab. Vorstandsvorsitzender Frank Wagner: Oberflächlich betrachtet hat ein Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz durchaus seinen Reiz. Doch es überwiegen die Probleme und die finanzielle Machbarkeit. Der Domplatz hat eine ausgesprochen schwache Besucherfrequenz. Er ist kein natürliches Ziel von Kunden und ist etwa dreimal so groß wie der Alte Markt. Ein Weihnachtsmarkt dort würde sehr breite Gassen haben müssen, um ihn füllen zu können. Außerdem wurden in den Alten Markt rund zwei Millionen Euro in Gas, Wasser, Abwasser, Strom, Halterungen für Lichterketten an Häuserwänden investiert. Um den Dom­platz dafür fit zu machen, müsste die Stadt vermutlich ebenfalls 1,5 Mio Euro investieren." Wagner schiebt noch ein Argument nach: "Die Attraktivität des Weihnachtsmarktes kommt heute vor allem wegen der hohen Frequenz aus dem Laufweg Allee-Center-Ulrichshaus-Karstadt zustande. Da der Weihnachtsmarkt so ein schnell erreichbares Ziel für Hunderttausende Menschen ist, ist er für den Cityhandel attraktiv als Werbebotschaft. Rund 50 000 Euro lassen sich IG Innenstadt und Einkaufscenter die gemeinsame Weihnachtskampagne derzeit kosten. Die gemeinsame Kampagne würde es sehr wahrscheinlich nicht mehr geben."

Frage: Was passiert dann auf dem Alten Markt?

Ablehnung kommt auch vom Magdeburger Schaustellerverein MSV und seinen rund 60 Mitgliedern, die derzeit etwa die Hälfte der Marktbeschicker stellen. Vorsitzender Werner Jakob: "Der Weihnachtsmarkt am Alten Markt lebt auch ganz stark von den Einkaufsströmen. Das würde auf dem Domplatz nicht funktionieren, weil die Kunden dort extra hinlaufen müssten."

Weihnachtsmarkt-Geschäftsführer Fred Raabe sieht neben diesen Argumenten noch einen anderen Punkt: "Wenn der Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz wäre, was passiert dann auf dem Alten Markt? Gibt es dann einen Billig-Weihnachtsmarkt, der womöglich nicht so wir darauf achtet, familienfreundlich zu sein? Wir sehen unsere Aufgabe eher darin, unseren erfolgreichen Markt vor dem Rathaus weiter zu entwickeln und in Richtung des künftigen Katharinenturms auszubauen."

Wie die Domgemeinde als Anlieger darüber denkt, war nicht in Erfahrung zu bringen. Aus Krankheitsgründen konnte dort niemand eine Stellungnahme abgeben.

Wie die Diskussion insgesamt ausgeht ist unklar. Fest steht nur: 2012 gibt\'s den Budenzauber auf jeden Fall vor dem Rathaus.